„Man kann das Mädchen aus der Gosse holen, aber nicht die Gosse aus dem Mädchen“: Keine gute Geschichte von Lisa Roy
Nein, es ist wahrlich keine gute Geschichte, die Lisa Roy in ihrem Debütroman erzählt. Und genau das macht dieses Buch zu einer wirklich sehr guten Geschichte. Denn dieses Buch hat mich sowohl umgehauen als auch zum Schmunzeln gebracht und vielleicht musste ich hier und da auch mal ein kleines Tranchen verdrücken … Und somit kann ich nur eines sagen: Keine gute Geschichte ist eine wirklich gute Geschichte.
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Worum geht es?
Arielle Freytag ist Anfang 30 und hat es geschafft. Sich eine erfolgreiche Karriere als Social-Media-Managerin in Düsseldorf aufzubauen. Geld auf dem Konto zu haben. Den Sprung vom Essener „Brennpunkt“ in ein Leben voller Saus und Braus gemeistert zu haben. Bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und für eine Weile in die „Klapse“ bringt. Als sie nach 12 Jahren zum ersten Mal an den Ort ihrer Jugend zurückkehrt, wird sie mit schmerzhaften Fragen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert. Dem Verschwinden ihrer Mutter. Dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs. Den schwierigen Verhältnissen, in denen viele Menschen leben. Und der damit verbundenen Frage, ob Mitverträge zusammen mit Übergewicht und Armut erblich sind.
Was ich an dem Buch liebe:
- Lisa Roys brutal ehrliche Schilderungen, wenn es darum geht zu beschreiben, wie es ist, in prekären Verhältnissen zu leben.
- dass ein vermeintlich schillernder Job und Geld auf dem Konto nicht vor mentalen Erkrankungen und der Macht des Schicksals schützen
- und dass es irgendwie mal eine komplett andere Geschichte erzählt. Aber eben keine gute Geschichte. Dafür aber eine umso ehrlichere.
"Frage: Wie sieht das richtige Leben mit Anfang zwanzig aus?
1: Kopfüber ins deutsche Spießertum. Den erstbesten Tobias heiraten und auf zweikommafünf Kinder und eine Doppelhaushälfte hinarbeiten, in der man dann in einem konsequent graurosa Wohnzimmer Babypartys veranstalten kann.
2: Work hard, play harder! Alles mitnehmen, alles ausprobieren, alles schlucken, keine Rücksicht auf Verluste. Vollgas, bis man umfällt.
3: Gute Tochter! Sich für die Ehe aufheben, Papa stolz machen, was Ordentliches lernen und erst ausziehen, wenn man einen von Mama abgesegneten Jungen getroffen hat.
1, 2 oder 3: letzte Chance, vorbei!
Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht."
- Lisa Roy: Keine gute Geschichte, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- erschienen bei: Rowohlt
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