Informationen Schwangerschaftsabbruch
Collage via canva

Ärzt:innen dürfen nicht über Schwangerschaftsabbrüche informieren – aber wir!

Du bist schwanger und ziehst in Erwägung, die Schwangerschaft abbrechen zu lassen? In dieser Situation hast du vermutlich viele Fragen. Und neben dem Anspruch auf Antworten auf diese Fragen hast du ebenso einen Anspruch darauf, dass du Unterstützung und Beratung durch eine Schwangerschaftsberatungsstelle erhältst.

Die Entscheidung, ob du deine Schwangerschaft abbrechen lässt, liegt bei dir allein. Niemand kann diese Entscheidung für dich treffen. Es ist dein Weg. Und für diesen musst du dich – egal, welche Richtung du einschlägst – nicht rechtfertigen. Entscheidest du dich für einen Schwangerschaftsabbruch, kannst du in Deutschland zwischen dem instrumentellen und dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch wählen.

Beratung und Hilfe kannst du dir außerdem bei Vereinen wie Pro Familia holen. Das ist wichtig, da du im Fall eines Abbruchs in Deutschland eine so genannte Beratungsbescheinigung vorlegen musst.

 

Warum informieren wir über Schwangerschaftsabbrüche?

Die Allgemeinmedizinerin Kristina Hänel ist verurteilt worden, weil sie auf ihrer Website darüber informiert, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt und wie sie dabei vorgeht. Letzteres darf sie nicht, dafür sorgt §219a StGB. Dieser Paragraf wurde einst Paragraf 218 StGB, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, hinzugefügt.

Bedeutet: Ärzt*innen dürfen nicht öffentlich anbieten, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen.

2019 wurde §219a dann nach lauten Protesten ergänzt – jedoch lediglich um den Absatz, der besagt, der "Hinweis auf die Tatsache", dass Ärzt*innen "Abbrüche vornehmen" sei nun zulässig.

In einem weiteren Verfahren wurde beschlossen, dass das Urteil gegen Kristina Hänel rechtskräftig ist. Ein herber Schlag für eine Frau, die seit Jahren gegen diesen Missstand kämpft. Sie muss 2.500 Euro zahlen und die Informationen, dass und wie sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, von ihrer Homepage streichen: "Sonst wäre ich am Ende finanziell ruiniert", schreibt Hänel auf Twitter.

Was sie aber auch schreibt, ist, dass alle Menschen, die keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen, über diese informieren dürfen. Genau das möchten wir hier tun.

<<< Die folgenden Informationen findest du auch bei pro familia >>>

Wann darfst du einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen?

Abbruch nach Beratungsregel

Etwa 96,4 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland finden nach dieser Regelung statt, der Rest mit Indikationsregelung. Für einen Schwangerschaftsabbruch nach Beratungsregel müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

• Seit der Befruchtung dürfen nicht mehr als zwölf Wochen vergangen sein
• Du hast die gesetzlich vorgeschriebene Beratung gemacht und die entsprechende Beratungsbescheinigung erhalten
• Der Abbruch erfolgt frühestens am vierten Tag nach Abschluss der Beratung
• Der Abbruch wird von einer Ärztin oder einem Arzt durchgeführt

Für die gesetzlich vorgeschriebene Beratung musst du dich an eine Schwangerschaftskonfiktberatung wenden, zu Beispiel eine pro familia Beratungsstelle in deiner Nähe.

Instrumenteller (chirurgischer) Eingriff

Die gebräuchlichste und schonendste Methode des instrumentellen Abbruchs ist die Absaugmethode (auch Vakuumaspiration genannt). Sie kann in örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Zur örtlichen Betäubung bekommst du eine Spritze rechts und links vom Muttermund, dies ist wenig oder gar nicht schmerzhaft. In einigen Praxen wird vor dem Eingriff ein Beruhigungsmittel gegeben, wodurch du ein wenig schläfrig wirst. Bei der Vollnarkose wird das Betäubungsmittel von einer NarkoseärztIn in die Armvene gespritzt und du schläfst während des Eingriffs. Vor einer Vollnarkose solltest du sechs Stunden vorher nichts essen, trinken oder rauchen.

Der Gebärmutterhalskanal wird mit Metallstäbchen erweitert. Anschließend wird ein dünnes Röhrchen, das mit einem Absauggerät verbunden ist, durch den Muttermund in die Gebärmutterhöhle eingeführt. Damit werden die Schleimhaut und die Fruchtblase abgesaugt. Der Eingriff dauert fünf bis zehn Minuten. Blutungen und Bauchschmerzen nach der Behandlung sind normal, treten jedoch nicht bei allen Frauen auf.
In manchen Fällen kann es notwendig sein, eine Ausschabung (Curretage) vorzunehmen. Dabei werden die Schleimhaut und die Fruchtblase mit Instrumenten abgetragen.

In der Regel wird ein Schwangerschaftsabbruch ambulant vorgenommen, d.h. du kannst etwa ein bis zwei Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen. Du kannst dann jedoch nicht alleine Auto fahren. Eine Begleitperson kann in den meisten Einrichtungen nach dem Abbruch bei dir sein. Auch bei dieser Methode ist eine ärztliche Nachuntersuchung nach etwa zehn Tagen erforderlich.

Nur bei wenigen Frauen gibt es nach dem instrumentellen Abbruch gesundheitliche Komplikationen. Sie sind am geringsten zwischen der 7. und 9. Schwangerschaftswoche (gerechnet vom ersten Tag der letzten Periodenblutung). In seltenen Fällen kommt es zu Nachblutungen oder Entzündungen, die im Allgemeinen gut behandelt werden können. Falls starke Blutungen, Schmerzen, Fieber über 38.5° C oder schlecht riechender Ausfluss auftreten solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Wenn eine Entzündung nicht schnell und vollständig auskuriert wird, kann es zu Verklebungen der Eileiter kommen. Dies könnte die spätere Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Sehr selten kommt es zu einer Verletzung der Gebärmutter. In Einzelfällen kann die Schwangerschaft fortbestehen, was einen weiteren Eingriff erforderlich machen kann.

Nach dem Abbruch

Schon dich nach dem Abbruch, unabhängig von der Behandlungsmethode, da du bei Erschöpfung anfälliger für Entzündungen bist. Viel:e Ärzt:innen empfehlen, dass während der ersten Tage nichts in die Scheide gelangen sollte, um Entzündungen vorzubeugen. Wenn du also vorsichtig sein möchtest:

  • Verwende keine Tampons, sondern Binden
  • Verzichte auf Geschlechtsverkehr
  • Verzichte darauf, zu baden und zu schwimmen. Duschen und Waschen ist erlaubt.

Erleichterung oder Traurigkeit sind normale Gefühle nach einem Schwangerschaftsabbruch. Auch müssen die hormonellen Umstellungen verarbeitet werden. Psychische Komplikationen sind dagegen sehr selten. Gespräche mit Beraterinnen können hilfreich sein. In den pro familia Beratungsstellen gibt es hierzu Gesprächsangebote.

Was du für den Schwangerschaftsabbruch benötigst

Wenn du dich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden hast, kommen viele Termine auf dich zu. Damit du nicht unnötige Wege gehen musst, findest du hier die Formalitäten, die die Praxis benötigt:

  • Bescheinigung über die gesetzlich vorgeschriebene Beratung
  • Blutgruppennachweis falls vorhanden (z.B. alter Mutterpass/ Blutspendeausweis)
  • Krankenkassenkarte und Überweisung
  • Arzthonorar in bar (bei Anmeldung erfragen) oder bei geringem Einkommen Kostenübernahmebescheinigung der Krankenkasse (vorher besorgen)

Medikamentöser Abbruch

Der medikamentöse Abbruch mit Mifegyne®

Mifegyne® (Wirkstoffname: Mifepriston) ist ein künstliches Hormon, das in seiner Struktur dem natürlichen Hormon Progesteron ähnelt. Progesteron ist entscheidend an der Entwicklung und Erhaltung der Schwangerschaft beteiligt. Mifegyne® blockiert die Wirkung von Progesteron. Es kommt zu einer Blutung und zum Schwangerschaftsabbruch. Zusätzlich bewirkt Mifegyne® eine Erweichung und Öffnung des Gebärmutterhalses.

36 bis 48 Stunden nach der Einnahme von Mifegyne® muss zusätzlich ein Prostaglandinpräparat eingenommen werden. Prostaglandine fördern die Ausstoßung des Schwangerschaftsgewebes, senken die Blutungsdauer und erhöhen die Wirksamkeit von Mifegyne®.

Bis zu welchem Zeitpunkt ist ein Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne® möglich?

Ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne® kommt nur in der frühen Schwangerschaft in Frage, da die Wirksamkeit des Mittels mit fortschreitender Dauer der Schwangerschaft abnimmt. Mifegyne® kann bis zum 63. Tag nach Beginn der letzten Monatsblutung angewendet werden.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch beim medikamentösen Abbruch eine gesetzliche Beratung mit anschließender Wartezeit von drei Tagen gesetzlich vorgeschrieben ist. Frauen, die einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch in Betracht ziehen, müssen sich also spätestens am Anfang der neunten Woche nach Beginn der letzten Regel beraten lassen.

Wie wird Mifegyne® angewendet?

Es sind drei Arzt- oder Klinikbesuche erforderlich.

Beim ersten Besuch stellt der Arzt/die Ärztin fest, wie lange du schon schwanger bist. In einem persönlichen Gespräch wird geklärt, ob ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch in Frage kommt. Spricht nichts gegen einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch, nimmst du unter ärztlicher Aufsicht drei Tabletten Mifegyne® ein. Du erhältst genaue Hinweise, an wen du sich wenden kannst, falls Probleme (zum Beispiel starke Blutungen) auftreten. Danach kann die Klinik oder Praxis verlassen werden.
Manchmal kommt es bereits am folgenden Tag zur Blutung, in drei Prozent der Fälle wird bereits vor der Einnahme des Prostaglandins das Schwangerschaftsgewebe ausgestoßen. Die meisten Frauen spüren jedoch keine körperliche Veränderung bis zur Einnahme des Prostaglandins.
36 bis 48 Stunden nach der Einnahme von Mifegyne® ist ein zweiter Besuch in der Klinik oder der Praxis erforderlich. Bei diesem Besuch wird das Prostaglandin gegeben. Cytotec® wird bis zum 49. Tag der Schwangerschaft (7. Woche) als Tablette eingenommen, bis zum 63. Tag (8.-9. Woche) werden die Tabletten  vaginal eingeführt.. Danach bleibst du etwa drei Stunden unter ärztlicher Beobachtung. Bei den meisten Frauen kommt es während dieser Zeit zum Abbruch, bei jeder vierten Frau aber erst nach mehr als 24 Stunden. Um die Wirksamkeit der Methode zu erhöhen, kann drei Stunden nach der ersten Prostaglandingabe eine zweite erfolgen, wenn bis dahin keine Blutung eingesetzt hat.
Der dritte Klinik- bzw. Arztbesuch (ca. 14 Tage später) dient der Nachuntersuchung, um sicherzustellen, dass der Schwangerschaftsabbruch vollständig erfolgte.

Wie wirksam ist Mifegyne®?

Die kombinierte Anwendung von Mifegyne® mit Prostaglandin führt bei rund 96 Prozent der Frauen zum vollständigen Schwangerschaftsabbruch. Durch eine zweite Prostaglandingabe kann dieser Wert erhöht werden. Wenn es nicht zum Schwangerschaftsabbruch gekommen oder Restgewebe in der Gebärmutter verblieben ist, wird ein zusätzlicher instrumenteller Eingriff erforderlich.

Welche Nebenwirkungen oder Komplikationen können auftreten?

Mögliche Nebenwirkungen sind Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme. Wie bei jedem Schwangerschaftsabbruch kommt es zu Blutungen, die nach der Einnahme von Mifegyne® jedoch bis zu 12 Tage andauern können. In seltenen Fällen machen diese Blutungen eine ärztliche Behandlung erforderlich.

Wann kommt ein Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne® nicht oder nur unter Beachtung besonderer Vorsichtsmaßnahmen in Frage?

Mifegyne® darf nicht angewendet werden,

  • wenn die Schwangerschaft nicht ärztlich bestätigt wurde,
  • wenn die Schwangerschaft länger als 63 Tage besteht (gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung),
  • bei konkretem Verdacht auf eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (zum Beispiel Eileiterschwangerschaft),
  • wenn eine Unverträglichkeit von Prostaglandinen vorliegt,
  • bei Allergien gegenüber dem Wirkstoff Mifepriston oder einem anderen Bestandteil von Mifegyne®,
  • bei chronischer Nebenniereninsuffizienz,
  • bei schwerem und unzureichend behandeltem Asthma bronchiale.
  • bei Leber- und Nierenversagen,
  • bei Unterernährung,

Frauen mit einer Blutgerinnungsstörung sollten abklären lassen, ob die Anwendung von Mifegyne® möglich ist. Bei Frauen, die mit Kortison behandelt werden, muss bei Anwendung von Mifegyne® die Dosierung des Kortisons überprüft werden.

Ist die Schwangerschaft trotz Verwendung einer Spirale eingetreten, muss diese vor Einnahme von Mifegyne® entfernt werden.

Wie ist die rechtliche Situation?

Für einen medikamentösen Abbruch gelten die gleichen gesetzlichen Vorschriften wie für einen instrumentellen Schwangerschaftsabbruch, so etwa die Pflicht zu einer Beratung spätestens am vierten Tag vor dem Abbruch (zum Beispiel Beratung am Montag, Abbruch frühstens am Freitag).

Mifegyne® darf ausschließlich in Kliniken oder Arztpraxen gegeben werden, die nach § 13 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen berechtigt sind.

Was kostet ein Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne®?

Die gesetzlichen Regelungen zur Kostenübernahme bei Frauen, die kein oder nur ein geringes eigenes Einkommen haben, gelten auch bei der Behandlung mit Mifegyne®. Die Kosten bei privater Abrechnung entsprechen denen des instrumentellen Abbruchs. Bei medizinischer oder kriminologischer Indikation übernehmen die Krankenkassen alle Kosten.

Welche Aspekte können bei der Entscheidung für oder gegen einen medikamentösen Abbruch mit Mifegyne® eine Rolle spielen?

Die bisherigen Erfahrungen mit dem medikamentösen Abbruch zeigen, dass für Frauen unterschiedliche Aspekte wichtig sind, beispielsweise:

  • Der Abbruch ist bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft möglich.
  • Betäubung und instrumenteller Eingriff sind in der Regel nicht notwendig.
  • Eine Verletzungsgefahr der Gebärmutter ist ausgeschlossen.
  • Nach dem 63. Tag darf Mifegyne® nicht mehr eingenommen werden.
  • Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch dauert länger als der instrumentelle Eingriff. Die Blutung kann bis zu 12 Tage andauern.
  • Es besteht eine längere Unsicherheit, ob und wann es überhaupt zu einem vollständigen Schwangerschaftsabbruch kommt.
  • Der medikamentöse Abbruch ähnelt einer Fehlgeburt.
  • Die hier genannten Aspekte und die aktive Rolle der Frau (durch Medikamenteneinnahme) können zu einer anderen psychischen Verarbeitung führen, zum Beispiel zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Schwangerschaftsabbruch.

Da du bereits kurz nach einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch wieder schwanger werden kannst, solltest du so früh wie möglich eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.

Die Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs

Wenn du in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert bist, kann nur ein kleiner Teil der Kosten mit Krankenschein abgerechnet werden, nämlich

  • ärztliche Beratung vor dem Abbruch,
  • ärztliche Leistungen und Medikamente vor und nach dem Eingriff, bei denen der Schutz der Gesundheit im Vordergrund steht

Die Kosten für den eigentlichen Schwangerschaftsabbruch werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Die von dir zu tragenden Kosten belaufen sich auf ungefähr 200 bis 570 € je nach Praxis, Methode und Versicherung. Bei stationärer Aufnahme im Krankenhaus musst du einen Tagessatz selbst bezahlen.

Verfügst du nur über ein geringes eigenes Einkommen (derzeit 1.258 € netto; für jedes im Haushalt lebende Kind erhöht sich die Grenze um 298 €, ebenso bei Mietbelastungen von mehr als 368 €, maximal bis 368 Euro), kannst du einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Die Kosten werden von dem Bundesland, in dem du lebst, übernommen, den Antrag musst du jedoch bei deiner Krankenkasse stellen.

  • Du musst die Kostenübernahme noch vor dem Abbruch bei Ihrer Krankenkasse beantragen und sich schriftlich zusagen lassen. Die schriftliche Zusage benötigst du für den Arzt (die Ärztin), der (die) den Eingriff durchführen soll.
  • Du brauchst den Abbruch nicht zu begründen. Die Kasse darf lediglich verlangen, dass du deine persönlichen Einkommens- und Vermögensverhältnisse "glaubhaft machst".
  • Ob die Kasse die Kosten des Eingriffs übernimmt, hängt ausschließlich von der Höhe deines eigenen Einkommens und Vermögens ab. Das Einkommen deines Ehemannes, deiner Eltern oder anderer Unterhaltspflichtiger spielt keine Rolle.

Auch wenn du nicht in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sein solltest, kannst du die Übernahme der Kosten des eigentlichen Eingriffs bei einer gesetzlichen Kasse deiner Wahl an Ihrem Wohnort beantragen. Voraussetzung ist,

  • dass dein Einkommen und Vermögen unterhalb der gesetzlichen Grenzen liegen oder
  • dass du z.B. Sozialhilfe beziehst oder Asylbewerberin bist.

Genauere Informationen über die Einkommensgrenzen im Einzelfall und über das Verfahren kannst du in den anerkannten Beratungsstellen oder bei einer Krankenkasse erhalten.

Wenn du nach dem Abbruch krankgeschrieben wirst, hast du Anspruch auf Lohn- oder Gehaltsfortzahlung. Ebenso wie in anderen Krankheitsfällen bist du nicht verpflichtet, deinem Arbeitgeber den Grund deines Fehlens zu nennen.

Indikation

Schwangerschaftsabbruch mit Indikationsstellung

Der Schwangerschaftsabbruch mit Indikation unterscheidet sich juristisch von einem Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregel. Schwangerschaftsabbrüche mit Indikationsstellung bleiben nicht nur straffrei, sondern sind darüber hinaus im gesetzlichen Sinne gerechtfertigt.

Schwangerschaftsabbruch mit medizinischer Indikation

Wenn das Leben bzw. die körperliche oder seelische Gesundheit der Frau durch die Schwangerschaft ernstlich gefährdet ist, kann ein Schwangerschaftsabbruch mit medizinischer Indikation durchgeführt werden.

Eine medizinische Indikation kann auch in Betracht kommen, wenn nach pränataldiagnostischen Untersuchungen mit einer erheblichen gesundheitlichen Schädigung des Kindes zu rechnen ist. In dieser Situation kommt es darauf an, ob Ihre körperliche oder seelische Gesundheit durch das Austragen der Schwangerschaft ernstlich gefährdet ist.
Die Indikation muss von einem Arzt oder einer Ärztin gestellt werden. Wer eine medizinische Indikation ausstellt, ist verpflichtet, die Frau umfassend zu informieren und über mögliche Hilfsangebote zu beraten und im Einvernehmen mit der Schwangeren Kontakt zu Beratungsstellen zu vermitteln.

Wenn pränataldiagnostische Untersuchungen auf eine gesundheitliche Schädigung des Kindes hinweisen, muss darüber hinaus die Schwangere zu medizinischen, psychischen und sozialen Fragen beraten werden, die mit der möglichen Erkrankung des Kindes in Zusammenhang stehen können. Außerdem muss der Arzt oder die Ärztin Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Behindertenverbänden herstellen, wenn die Frau damit einverstanden ist. Die Beratung durch die Ärztin oder den Arzt ist für die Betroffenen freiwillig und kann auch abgelehnt werden.

Bei medizinischer Indikation ist in Bezug auf die Schwangerschaftswoche keine gesetzliche Frist festgelegt. Allerdings muss der Arzt oder die Ärztin drei Tage warten, bevor er/sie die Indikation bescheinigt. Bei pränataldiagnostischem Befund werden die Tage ab Mitteilung der Diagnose gezählt; bei anderen medizinischen Indikationen ab der Beratung beim Arzt oder der Ärztin, der oder die die Indikation ausstellt. Diese Frist gilt nicht, wenn akute Gefahr für das Leben der Schwangeren besteht.

Schwangerschaftsabbruch mit kriminologischer Indikation

Wenn die Schwangerschaft sehr wahrscheinlich auf einer Straftat beruht, kann die Schwangerschaft mit kriminologischer Indikation abgebrochen werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Frau durch eine Vergewaltigung schwanger geworden ist, oder ein Mädchen, das noch keine 14 Jahre alt ist. Die Indikationsstellung erfolgt durch eine Ärztin oder einen Arzt – und nicht etwa durch Staatsanwaltschaft oder Polizei. Für eine kriminologische Indikation ist es nicht notwendig, dass die Straftat zur Anzeige kam.

Bei der kriminologischen Indikation gibt es keine Beratungspflicht.
Das Angebot der Beratungsstellen steht aber auch bei dieser Indikation zur Verfügung.
Bei kriminologischer Indikation darf der Abbruch nur bis zum Ende der zwölften Woche nach der Befruchtung (14. Schwangerschaftswoche) durchgeführt werden.

Quelle: Pro Familia

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