Tamara Velazquez/Studio Spain
Resis Jahresrückblick: Vom 40 werden, Nein sagen und Zuckerwatte essen
Trommelwirbel: Ich habe jetzt ein Bücherregal! Und im Grunde genommen haben wir damit auch schon den Höhepunkt dieser Kolumne erreicht, denn was ist schon eine Fahrt in der Geisterbahn oder 40 werden gegen den endlich eingelösten Vorsatz aus dem Jahr 2022? Ein Bücherregal, wer hätte damit jetzt noch gerechnet …?!
"2023 habe ich für mich, meine Bedürfnisse und Grenzen so sehr eingestanden, wie in kaum einem anderen Jahr zuvor. Es ging um Belastungsgrenzen im Job, alte unglückliche Freundschaften, mal wieder um die Liebe oder eben auch nicht, ums Nein sagen und vor allem auch erstmal ums Nein spüren."
Kaum ein Jahr meines Erwachsenenlebens hat sich soo lang angefühlt wie dieses. Ehrlich gesagt, ich kann mich kaum daran erinnern, dass 2023 auch einen Anfang hatte. Es scheint mehr als 365 Tage her, dass ich genau hier saß, mit meinem Laptop auf dem Teppichboden, neben einem rieselnden Weihnachtsbaum, die Sonne schien durchs ungeputzte Fenster und das Radio dudelte gemütlich vor sich hin … Unter uns gesagt, habe ich auch überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich immer noch oder wieder hier sitzen würde und sich auf den ersten Blick gar nichts geändert hat. Aber zum Glück bin ich zwischendurch mal aufgestanden – in erster Linie für mich selbst!
„Ich habe dieses Jahr mehrfach laut und deutlich ausgesprochen, was ich brauche, um richtig zufrieden zu sein oder einen guten Job machen zu können.“
2023 habe ich für mich, meine Bedürfnisse und Grenzen so sehr eingestanden, wie in kaum einem anderen Jahr zuvor. Es ging um Belastungsgrenzen im Job, alte unglückliche Freundschaften, mal wieder um die Liebe oder eben auch nicht, ums Nein sagen und vor allem auch erstmal ums Nein spüren. Gelegentlich habe ich noch mal angehalten oder wurde kräftig gebremst, von einem kleinen Unfall oder diversen Krankheiten, nichts Wildes, aber intensiv genug, um zu spüren: Hey, hier ist wieder eine Grenze erreicht, hier brauchst du eine Pause! Ich habe mich gemeinsam mit einer richtig guten Therapeutin getraut, das eine oder andere Thema in meinem Leben nochmal ganz genau anzuschauen, alte Schubladen zu öffnen (gruselig!), die eine oder andere aufzuräumen oder anzunehmen … Und so sitze ich heute am gleichen Ort, gleiches Sofa, gleicher Job, lange Haare, Pony – und auf den ersten Blick hat sich rein gar nichts geändert – außer meiner Einstellung dazu. Und das ändert alles!
Zuckerwatte 2024 – ich freue mich auf dich!
Ich habe dieses Jahr mehrfach laut und deutlich ausgesprochen, was ich brauche, um richtig zufrieden zu sein oder einen guten Job machen zu können. Und das übrigens nicht nur gegenüber meinem Umfeld im Job oder in meiner Familie, sondern auch gegenüber mir selbst. Es war ein großes „Hey, wir müssen uns jetzt alle zusammen bewegen, wenn wir weiter kommen wollen“. Einige haben mitgezogen und es ist Großartiges entstanden; andere sind ausgestiegen und ich übe mich noch im Loslassen. Zum Jahresende bin ich unglaublich stolz auf mich, denn das Risiko für all diese lauten, ehrlichen Worte war eine wilde Nummer! Aber es hat geklappt, nicht in allen Bereichen, aber in so vielen, dass ich jetzt glücklich unterm rieselnden Weihnachtsbaum sitze und zum festlichen „Halleluja“ etwas lauter mitgrölen kann …
An die vergangenen Monate werde ich mich noch lange erinnern – das Jahr, in dem ich 40 wurde, war eine wilde Achterbahnfahrt, bei der ich zeitweise nicht sicher war, ob sich die Sicherheitsbügel ganz oben im Looping lösen, die Wegführung zwischen Wilder Maus und Geisterbahn pendelt und unsere Familie am Ende noch mit einer Vollbremsung in der Wildwasser-Bahn landet. Aber es hat sich gelohnt! Nach 365 Tagen bin ich mit ein paar blauen Flecken und einem fetten Grinsen ausgestiegen und freue mich jetzt auf die verdiente Zuckerwatte in 2024 …
Und meine Vorsätze für nächstes Jahr? Lesen. Wozu habe ich sonst ein Bücherregal …