Collage: Unsplash/Henry & Co.; Євгенія Височина
Kolumne || Wie ich auszog, um die Feminismus-Keule zu schwingen und mit einem Putzlappen zurückkam
Ob Gender Pay Gap, Sexismus am Arbeitsplatz, die Abschaffung des Paragrafen 219a und mehr – wenn es um Themen rund um den Feminismus geht, bin ich dabei. Ich brenne dafür, Menschen dafür zu sensibilisieren, die Gender-Roles-Schubladen ein für alle mal zu schließen und sehe mich selbst als waschechte Feministin. Apropos waschen: Tatsächlich muss ich an dieser Stelle ein Geständnis machen. Denn die feministische Devise "In-einer-Beziehung-muss-der-Haushalt-gleichermaßen-aufgeteilt-werden" hat sich bei mir und meinem Freund noch nicht so richtig durchsetzen können.
Wer jetzt denken mag, mein Partner sei ein in den 50ern hängen gebliebener Chauvie, den kann ich an dieser Stelle beruhigen. Vielmehr läuft die Sache mit dem Haushalt bei uns so ab, dass Putzen, Kochen und Co. mehr in meinem Tanzbereich liegt. Und dass mein Freund nicht immer mit mir zusammen das Tanzbein schwingt, hat einen ganz besonderen Grund …
Lasst mich vorab eines klarstellen: Natürlich schmeiße ich den Haushalt nicht komplett allein. Mein Partner bringt sich in Sachen Ordnung, Saubermachen und Co. durchaus mit ein und erledigt anfallende To-Do's – das Problem an der Stelle liegt vielmehr bei mir. Denn ich lasse ihn schlicht und ergreifend nicht helfen. Schlägt er mal vor, gemeinsam zu kochen, schmettere ich die Idee ab, als habe er gerade vorgeschlagen, barfuß über einen Nagelteppich zu laufen. Denn ich weiß ja ohnehin alles besser. Und kochen kann ich auch besser. Und saubermachen und aufräumen sowieso. Aber ist das wirklich so? Und warum reiße ich all diese Aufgaben eigentlich in einer kuriosen Machtbesessenheit an mich?! Man kann hier geradezu von einem hausgemachten Mental Load sprechen – womit wir auch schon mittendrin wären in meinem Dilemma.
"Mein Vater hat die Familie früh verlassen. Wenn also Lampenschirme angebracht, Möbel aufgebaut und in die Brüche gegangenen Gegenstände repariert werden mussten, hat meine Mutter das getan. Einfach, weil sie keine andere Wahl hatte und die Dinge erledigt werden mussten. Was ich damit sagen will? Ich bin so erzogen worden, das Leben auch ohne Mann im Haushalt zu schaffen"
Aber passt das zusammen? Kann ich mich einerseits gegen patriarchalische Strukturen aussprechen und andererseits darauf bestehen, in meinen vier Wänden den Laden im Alleingang zu schmeißen? Kann ich dafür plädieren, sich innerhalb von Beziehungen Care Arbeit zu teilen aber in Sachen Putzmittel immer das letzte Wort haben zu müssen? Tja, offensichtlich schon, aber ich will es erklären: Ich bin sehr liberal und autark aufgewachsen. Mein Vater hat die Familie früh verlassen. Wenn also Lampenschirme angebracht, Möbel aufgebaut und in die Brüche gegangene Gegenstände repariert werden mussten, hat meine Mutter das getan. Einfach, weil sie keine andere Wahl hatte und die Dinge erledigt werden mussten. Was ich damit sagen will?Ich bin so erzogen worden, das Leben auch ohne Mann im Haushalt zu schaffen.
Es muss wirklich nicht sein, sich in einen Bree-van-de-Kamp-Verschnitt zu verwandeln
Tatsächlich sehe ich genau diesen Aspekt in meinem Leben als einen ganz besonderen Teil meines persönlich gelebten Feminismus. Denn grundsätzlich stelle ich Dinge und die Frage danach, ob ich sie kann oder nicht kann, zunächst einmal nicht in Frage, nur weil ich eine Frau bin. Gemäß diesem Credo fahre ich seit jeher im Berufsleben und eben auch im Privaten. Dass ich mich dabei offenbar hier und da in einen Bree-van-de-Kamp-Verschnitt verwandele, muss aber tatsächlich nicht sein.
Tatsächlich liegt in dem Spagat zwischen Feminismus und der Frage nach der Gleichberechtigung im Haushalt meine wohl größte Challenge, die mir mein Leben als feministischer Mensch bereitet. Denn wie jede:r von uns, muss auch ich noch jede Menge lernen und mich und mein Handeln kritisch hinterfragen. Will mein Partner mir etwas wegnehmen, wenn er mich im Haushalt entlastet? Nein, ganz im Gegenteil. Muss ich lernen, auch mal Hilfe anzunehmen? Oh ja, ganz bestimmt. Denn dadurch werde ich nicht weniger stark und selbstbestimmt durchs Leben marschieren. Aber vielleicht ein wenig ausgeruhter, weil ich nicht wieder den späten Abend damit verbracht habe, die Badewanne zu schrubben …