Foto: Instagram @brustkrebs.und.ich
Krebs geht uns alle etwas an – Eure Geschichten, Teil 1
Ich bin immer regelmäßig zur Krebsvorsorge zu meinem Gynäkologen gegangen. Daran, eines Tages mit einer Diagnose die Praxis zu verlassen, habe ich dabei eher nicht gedacht, im Gegenteil. Umso größer war der Schock, als vor einigen Monaten die fünf kleinen Worte "Wir haben da etwas gefunden" binnen weniger Sekunden mein komplettes Leben auf den Kopf stellten. Seitdem ist viel passiert: Ich stecke mitten in meiner Chemotherapie, schlage mich mit Nebenwirkungen herum, muss körperliche und mentale Challenges bewältigen, versuche – trotz allem – irgendwie Alltag zu leben und habe in den letzten Monaten unglaublich viele Dinge über Krebs gelernt. Damit meine ich nicht nur medizinische Fakten rund um Krebs. Nein, ich meine Erkenntnisse wie "Krebs kennt kein Alter" und "Krebs geht uns alle etwas an". Diese Erkenntnisse tun weh, aber sie müssen sein, um das Thema Krebs aus der Tabuzone zu holen. Denn zum einen wissen wir noch immer viel zu wenig über das, was diese tückische Erkrankung mit Betroffenen und ihren Lieben anstellen kann. Und zum anderen müssen wir uns dringend von Glaubenssätzen und Mythen wie "Brustkrebs trifft dich erst im Alter" und Co. verabschieden.
Aus diesem Grund habe ich vor einigen Tagen bei Instagram den Aufruf gestartet, eure Geschichten mit uns zu teilen. Denn in den vergangenen Monaten musste ich feststellen, dass Krebs in vielen unserer Leben eine große Rolle spielt – ob wir wollen oder nicht. Einige von uns haben in der Vergangenheit eine Krebsdiagnose erhalten, andere stecken – so wie ich – mitten in ihrer Therapie. Andere haben einen geliebten Menschen durch diese herausfordernde Zeit begleitet. Long story short: Krebs gehört für viele von uns zur Realität.
Zum Auftakt unserer Community-Aktion möchte ich euch Julias Geschichte rund um ihren Kampf gegen Brustkrebs vorstellen – hab vielen Dank für dein Vertrauen, liebe Julia und bleib weiter so stark und mutig, wie du bist!
Ich bin Julia und ich bin 32 Jahre alt.
Nach der Brustkrebsdiagnose im November letzten Jahres fühlte es sich an, als wäre der Boden unter meinen Füßen weggerissen. Der Schock und all die Fragen, die mich plötzlich überkamen, waren überwältigend. Ich wusste, dass mir ein schwieriger Weg bevorstand, doch die Entschlossenheit, zu kämpfen, war stärker als die Zweifel. Und irgendwie war mir von Anfang an klar, dass ich den Kampf gewinnen werde.
"Haare sind so viel mehr als nur ein äußerliches Merkmal, sie sind auch ein Stück Identität. Jetzt wachsen sie langsam wieder, aber immer noch fällt es mir schwer mich wieder zu erkennen. Ich möchte zeigen, dass Haarausfall für viele Krebspatientinnen nicht nur ein kosmetisches Thema ist, sondern eine tiefe emotionale Herausforderung, die Kraft und Mut erfordert."
Meine Behandlung begann mit der Chemotherapie – eine harte Zeit voller Höhen und Tiefen, die mich körperlich und seelisch an meine Grenzen brachte. Die Chemo hat mich gefordert und ein besonders schmerzhafter Moment war der Haarausfall. Es war, als würde ein Teil von mir verschwinden und das, was vorher nicht sichtbar war, die Krankheit, war jetzt wie ein Aushängeschild. Haare sind so viel mehr als nur ein äußerliches Merkmal, sie sind auch ein Stück Identität. Jetzt wachsen sie langsam wieder, aber immer noch fällt es mir schwer mich wiederzuerkennen. Ich möchte zeigen, dass Haarausfall für viele Krebspatientinnen nicht nur ein kosmetisches Thema ist, sondern eine tiefe emotionale Herausforderung, die Kraft und Mut erfordert.
"Unser Leben verläuft in gewisser Weise parallel, doch jede von uns trägt diesen Weg auf ihre eigene Weise"
Noch während der Chemo bekam wurde mein Genmaterial getestet. Dabei erhielt ich die schon vorher vermutete Diagnose BRCA1. Die genetische Mutation bedeutet ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs und so musste ich die Entscheidung treffen, eine beidseitige Mastektomie durchführen zu lassen. Es war ein Schritt, den ich mir früher nie hätte vorstellen können, doch ich wusste, dass er nötig war. Ich begann, mein Leben und meine Gesundheit aus einer neuen Perspektive zu sehen – die Dinge, die früher selbstverständlich schienen, bekamen eine ganz neue Bedeutung.
Auch meine Zwillingsschwester ist von der BRCA1-Mutation betroffen. Sie steht jetzt vor ähnlichen Entscheidungen und muss sich regelmäßigen Untersuchungen unterziehen. Sie wird sich im nächsten Jahr ebenfalls einer Mastektomie unterziehen müssen. Unser Leben verläuft in gewisser Weise parallel, doch jede von uns trägt diesen Weg auf ihre eigene Weise.
Heute bin ich dankbar für jeden kleinen Fortschritt. Diese Erfahrung hat mich verändert, mir meine eigene Stärke gezeigt und mir einen neuen Blick aufs Leben geschenkt. Auch wenn die Reise noch nicht vorbei ist, gehe ich Schritt für Schritt weiter – gestärkt und mit dem Wissen, dass ich durch jede Herausforderung gewachsen bin.
Wenn ihr Julia auf ihrem weiteren Weg in die Gesundheit begleiten wollt, folgt ihr bei Instagram.