Von Selbstliebe, einem unerfüllten Kinderwunsch, Müttern und Töchtern und der Wut, die bleibt – vier Bücher mit viel Herz
Auch wenn ich von mir behaupten kann, ein relativ festes Beuteschema in Sachen Bücher zu haben, bin ich doch immer wieder überrascht davon, wie unterschiedlich schlussendlich jene Bücher sind, die sich von meinem To-Read-Stapel direkt in mein Herz brennen. Vier davon, die von vier spannenden Autorinnen verfasst wurden und nun vom Lesestapel ins heiß geliebte Bücherregal wandern, möchte ich euch hier heute vorstellen. Welche Bücher lest ihr aktuell?
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Evelyn Weigert: Peace, Bitches
Um es in Jugendsprache auf den Punkt zu bringen: SAME! Denn genau dieses Wort ging mir bereits beim Lesen der ersten Seiten von Peace, Bitches nonstop durch den Kopf – einfach, weil ich so vieles von dem, was Evelyn Weigert in ihrem Buch schreibt, so sehr fühle. Was ich an dieser Frau liebe, ist ihre perfekte unperfekte Art. Ihr Augenzwinkern und die Kunst, über sich selbst zu lachen – ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: sich selbst. Sie ist herrlich ehrlich und beschreibt ihren Weg zu Liebe und Selbstakzeptanz schonungslos aufrichtig, mit jeder Menge Kurven und Umwegen und noch mehr Lachmomenten und Episoden, in denen ich mich absolut selbst widerfinde. Ach und noch etwas begeistert mich ungemein an diesem Buch: die Tatsache, dass, egal auf welche Seite man zufällig blättert, ein empowerndes Highlight das nächste jagt. In diesem Sinne kann ich nur eines sagen: Liebe Evelyn Weigert – 1000 Dank für dieses Buch!
"Dem eigenen Körper gegenüber freundlicher zu sein ist schwerer gesagt als getan, ich weiß. Trotzdem sollten wir es versuchen. Stattdessen machen sich viele Frauen einen Riesenstress. Zum Beispiel denken sie auch, sie müssten komplett haarlos durchs Leben laufen. Aber wie ätzend ist es bitte, sich die Arschritze zu rasieren? Dann wachsen die Härchen nach, und es juckt und pikst die ganze Zeit. Einfach nur wow! Im besten Fall hatte man nicht mal Sex in dieser Zeit. Also alles für den Arsch am Arsch."
- Evelyn Weigert: Peace, Bitches, hier erhältlich
- Taschenbuch: 237 Seiten
- erschienen bei: Ullstein
Mareike Fallwickl: Die Wut, die bleibt
Die Wut, die bleibt hatte ich bereits vor einigen Wochen gelesen und konnte nicht anders, als via Instagram einen kleinen Liebesbrief an Mareike Fallwickl abzusetzen – schlichtweg weil sie mit ihrem Buch etwas ganz wahnsinnig Großes, Wütendes, Ehrliches geschaffen hat. Insofern folgt hier keine klassische Rezension, sondern nochmal die Zeilen aus meinem Instagram-Post in der Hoffnung, dass ihr, sofern ihr das Buch noch nicht gelesen habt, dieses ganz schnell nachholt:
Liebe Mareike Fallwickl, wenn du nur wüsstest, was dein Buch „Die Wut, die bleibt“ mit mir macht. Denn es ist so viel. Es macht so wütend, oh ja. Und es macht mit mir, dass ich ganz wahnsinnig viel mit dem Kopf nicke – weil ich dir und Lola und Sarah und Helene so sehr zustimme. Aber ich schüttle auch den Kopf – weil ich so oft so sprachlos bin und vieles nicht fassen kann und will. Obwohl ich doch ganz genau weiß, dass all das, was du erzählst, so wahnsinnig real ist.
Dein Buch macht wütend. Und weckt den Impuls, laut schreien zu wollen. Aber bei aller Wut ist da auch der Mut, den du weckst. Der Mut, dem Patriarchat einfach mal mit so einer richtig fiesen Blutgrätsche entgegentreten zu wollen. All das schaffst du mit deiner direkten und unvorsichtigen Sprache, die aber dennoch ganz viel Liebe und Gefühl transportiert.
Care-Arbeit vs. Lockdown, die Identität einer Frau vs. gesellschaftliche Strukturen – „Die Wut, die bleibt“ ist kämpferisch. Und voller Liebe. Aber auch voller Fragen und bitteren Wahrheiten.
Insofern kann ich gerade nichts anderes tun als euch allen da draußen zu sagen: Lest dieses wundervolle und brutal ehrliche Buch – denn wir alle sollten uns unserer Wut, die bleibt, mehr stellen ❤️
"Es wird schmerzhaft sein und fies. Es wird mir wehtun und euch auch. Es wird fiktiv sein und trotzdem wahr."
Mareike Fallwickl
- Mareike Fallwickl: Die Wut, die bleibt, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 377 Seiten
- erschienen bei: Rowolth
Monika Held: Der Sommer der Puppen
Ich mag Familiengeschichten. Vermutlich habe ich mir das bei meiner Mutter abgeguckt und vielleicht liegt gerade darin die Pointe. Insofern fallen Werke wie Der Sommer der Puppen voll und ganz in mein literarisches Beuteschema. Es geht um eine ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung. Um alte Geheimnisse. Und um den außergewöhnlichen Lebensweg einer Frau in den Zeiten des Wirtschaftswunders. Das Haus der Puppen ist ruhig und irgendwie unaufgeregt. Und flatterte zu einem guten Zeitpunkt auf meinen Lesestapel. Nun ist es ausgelesen und wird demnach – wie sollte es anders sein – beim nächsten Heimatbesuch auf den Lesestapel meiner Mutter wandern.
Hier gibt's noch den Klappentext für euch:
Frankfurt, 1984: Pias Mutter liegt im Krankenhaus. Sie soll sich um die Pension an der Nordsee kümmern, doch zu schwierig ist das Verhältnis zur Mutter, geprägt von jahrelangem Schweigen. Schließlich fährt Pia doch und trifft auf eine Schar Sommergäste - und eine rätselhafte Sammlung kaputter Puppen. Was hat es mit dem Tick der Mutter auf sich, alles Versehrte bei sich aufzunehmen? Und wer war ihre Mutter, bevor sie zu dieser unnahbaren Frau wurde? Warum verschweigt sie der Tochter ihr Leben? Hätte Pia fragen müssen? Aber wonach fragen, wenn nicht gesprochen wird?
- Monika Held: Der Sommer der Puppen, hier erhältlich
- Taschenbuch: 236 Seiten
- erschienen bei: Aufbau Taschenbuch Verlag
Lea Streisand: Hätt' ich ein Kind
Die wunderbare Mareice Kaiser sagt über Hätt' ich ein Kind "Ein lustiges, trauriges, wütendes und kluges Buch über die Frage, ob ein Mensch ein Kind gebären muss, um eine Mutter zu sein. Spoiler: Muss mensch nicht" und sie hat ja so recht. Denn für all das steht Hätt' ich ein Kind – und regt immer wieder zum Nachdenken an, ganz gleich, ob man Eltern ist, sein möchte oder nicht. Ob es ein märchenhaftes Ende für die Protagonistin gibt, kann ich noch nicht sagen, da ich mich gerade im Lese-Endspurt befinde – was ich an dieser Stelle aber definitiv sagen kann, ist, dass Lea Streisand in einer ganz einzigartigen Weise beschreibt, was es für kinderlose Paare bedeutet, wenn jeden Freitag um 17 Uhr das Warten auf diesen einen besonderen Anruf erneut ein enttäuschendes Ende nimmt …
"Und jeden Freitag um Punkt 17 Uhr hörte ich auf zu warten. Jeden Freitagabend saß ich auf dem Sofa und trauerte um das Kind, das ich nicht bekommen hatte und um die Mutter, die ich nicht geworden war: 'Wieder nichts', sagte ich und weinte. Jeden Freitag war meine persönliche Niederlage. Als würde eine automatisierte Frauenstimme mir jede Woche aufs Neue mitteilen: 'Sie haben Ihr Ziel nicht erreicht'."
- Lea Streisand: Hätt' ich ein Kind, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
- erschienen bei: Ullstein
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