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Kultfigur, Stilikone, Supergirl: Warum Frida Kahlo aktueller denn je ist
Poster von ihr zieren unsere vier Wände, wir tragen Shirts (und inzwischen auch Atemschutzmasken) mit ihrem Konterfei und unser Instagram-Feed ist voll mit Bildern, Illustrationen und Fem-Power-Hashtags à la Frida Kahlo. Doch wer war die Frau mit der Monobraue und dem üppigen Haarschmuck eigentlich? So viel ist sicher: Es ist weitaus mehr als ihr Style, der die mexikanische Künstlerin mehr als 60 Jahre nach ihrem Tod zu einer Inspiration und Wegweiserin für starke Frauen macht.
So farbenfroh, verspielt und vermeintlich fröhlich uns Porträts und Illustrationen von Frida Kahlo erscheinen mögen, so dunkel und trist sah es oft im Inneren der mexikanischen Malerin aus. Ihr Leben war gezeichnet von zahlreichen Schicksalsschlägen, was ihr den Beinamen „Malerin des Schmerzes“ einbrachte. Und tatsächlich: Sowohl in körperlicher als auch mentaler Hinsicht musste Frida Kahlo einiges ertragen – eine Tragik, die sich nicht selten auch in ihren künstlerischen Werken widerspiegelt.
Geschlechterklischess? Nicht mit Frida!
Und doch ist es die Art und Weise, wie Frida Kahlo das Leben nahm und lebte, die uns bis heute inspiriert. Von Geschlechterklischees hielt die Künstlerin, die mit 47 Jahren viel zu jung sterben sollte, noch nie etwas – ein Aspekt, der sie zu einer wichtigen Vorreiterin der Frauenbewegung macht. Denn schon als junges Mädchen wollte Frida lieber Fußball spielen statt im Ballett zu tanzen, trug lieber Anzüge statt Kleider und schloss Freundschaften mit Jungen statt mit Mädchen. Auch in ihren Werken stellte sie sich immer wieder als Mann dar – denn eine strikte Trennung von Mann und Frau gab es im Denken von Frida Kahlo nicht.
Body Positivity à la Frida Kahlo
Körperliche Gesundheit war etwas, das Frida Kahlo in ihrem Leben leider nicht vergönnt war. Im Alter von sechs Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung. Die Folge? Ihr rechtes Bein sollte zeitlebens das schwächere und dünnere sein. Doch dieses Handicap sollte nicht das einzige sein, was sich auf Frida Kahlos körperliche Gesundheit auswirkte: Im Alter von 18 Jahren wurde sie Opfer eines schweren Unfalls. Bei einer Kollision zwischen einem Bus und einer Tram wurde sie von einer Metallstange durchbohrt – Frida überlebte schwer verletzt, musste danach aber ein Stahlkorsett oder einen Ganzkörpergips tragen. Wirklich erholen sollte sie sich nie von dem tragischen Unglück: Zuletzt saß sie im Rollstuhl, nachdem ihr ein Bein amputiert werden musste. Aller körperlicher Schmerzen und massiver Einschränkungen zum Trotz baute Frida Kahlo jedoch eine bemerkenswerte Positivität gegenüber ihrem Körper auf. Sich von dem Schicksal runterziehen und klein machen lassen? Nicht mit Frida Kahlo!
Das Schicksal der ungewollten Kinderlosigkeit
Wie viele Frauen hatte auch Frida Kahlo einen großen Wunsch: Mutter zu werden. Und wie viele Frauen sollte ihr die Erfüllung dieses Wunsches verwehrt bleiben. Denn die körperlichen Folgen des schweren Verkehrsunfalls waren so gravierend, dass sie sowohl mehrere Fehlgeburten erlitt als auch medizinisch notwendige Schwangerschaftsabbrüche vornehmen lassen musste. Vor allem ihrer Seele und mentalen Gesundheit machte der unerfüllte Kinderwunsch schwer zu schaffen – in ihren Werken findet sich daher oft die aztekische Fruchtbarkeitsgöttin wider, die in Analogie zu ihrem körperlichen Leid, oft mit amputierten Füßen dargestellt wurde.
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Leben, Lieben und toxische Beziehungen
Was heute von Therapeuten als toxische Beziehung bezeichnet wird, stellte auch damals bereits einen wesentlichen Teil im Liebesleben von Frida Kahlo dar. So soll sie einmal gesagt haben: „Ich habe in meinem Leben zwei schwere Unfälle erleben müssen. Bei dem einen hat mich ein Bus zu Boden gerissen … Der andere Unfall war Diego.“ Gemeint war damit ihr Ehemann Diego Rivera, der bei ihrem Kennenlernen der berühmteste Maler Mexikos war. Als die beiden heirateten war Frida 22 und Diego 42. Frida wurde von ihrem Ehemann immer wieder betrogen, doch sie blieb bei ihm. Bis zu dem Tag, an dem Frida erfuhr, dass ihr Ehemann sie mit ihrer eigenen Schwester betrog. Im Jahr 1939 ließ sich Frida Kahlo von Diego scheiden – um ihm im Jahr darauf erneut das Jawort zu geben. Die zweite Runde der Ehe wurde von Fridas emanzipatorischer Entwicklung geprägt – denn auch sie hatte zahlreiche Affären mit Männern und Frauen.
Körperliches Leid, seelischer Schmerz, unerfüllte Wünsche und toxische Bindungen – mit dem Schicksal von Frida Kahlo können sich viele Frauen im Hier und Jetzt nur zu gut identifizieren. Womöglich liegt darin der Grund für die Tatsache, dass Frida Kahlo weit mehr als eine bloße Kultfigur ist. Denn sie war eine Feministin, eine Liebende, aber auch eine Leidende – und noch so vieles mehr. Stellt sich eigentlich nur eine Frage: Sind wir nicht alle ein bisschen Frida?
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Frida Kahlo
Frida Kahlo wurde 1907 in Coyoacán, einem Stadtteil von Mexiko-Stadt, geboren. Später beschloss sie, ihr Geburtsjahr mit 1910 anzugeben, dem Beginn der mexikanischen Revolution. Sieben Tage nach ihrem 47. Geburtstag, am 13. Juli 1954, starb die mexikanische Malerin vermutlich an einer Lungenembolie im Blauen Haus. Freunde von ihr glaubten an einen Selbstmord durch eine Überdosis an Schmerz- und Schlafmitteln. Dafür gibt es jedoch keine Beweise, da ihr Ehemann Diego Rivera eine Obduktion des Leichnams verweigerte. Der Körper Frida Kahlos wurde verbrannt.
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