Kolumne neues Jahr atmen

Mein bisheriges Learning in 2023? Dass die Sache mit dem Atmen gar nicht so schwer ist wie gedacht

Wir sind nun schon drei Wochen im neuen Jahr und ich fühle mich immer noch wie ich selbst, ich habe Energie und ich habe bisher alle Herausforderungen gemeistert, die in erster Linie daraus bestanden, nichts zu tun und tief durchzuatmen. Das ist nicht unbedingt meine größte Stärke, bin ich doch eigentlich mit Impulsivität und einer etwas größeren Klappe ausgestattet. Insofern kann ich sagen: Atmen hat die letzten drei Wochen hervorragend geklappt und ich bin richtig stolz drauf.

Alle Kolumnen von Resi findet ihr hier.

Zu Beginn eines jeden Jahres mache ich alle Jahre wieder einen groben Plan, was so ansteht, mit all den nötigen To Do's und mit all den Wünschen meiner Familie und mir … Ich liebe Pläne sowieso! Ich mache für alles einen Plan – was meine Familie und Freunde vollkommen verrückt finden, weil Pläne machen eigentlich gar nicht zu meinem Naturell passt und, viel wichtiger an dieser Stelle zu erwähnen, weil ich mich wirklich nie an meine Pläne halte.

"Gelegentlich verheddere ich mich aber zwischen all den bunten Plänen und den wilden Improvisationen und sitze dann weinend in einem großen Berg dreckiger Wäsche – aber dafür atme ich jetzt!"

Menschen, die mit mir durch den Alltag gehen, wissen das und würden sich im Anschluss an den von mir gefällten Satz „Lasst uns doch ein Eis essen gehen“ niemals die Schuhe anziehen und sich Richtung Haustür bewegen. Denn dieser Satz ist lediglich eine Absichtserklärung, wir könnten grundsätzlich mal ein Eis miteinander essen gehen. Vielleicht auch noch heute. Vorher schmeiße ich aber noch eine Maschine Wäsche an, die zuvor noch sortiert werden muss, was bedingt, dass ich noch flink das Kinderzimmer aufräume, um auch wirklich alle kleinen Socken unterm Bett zu finden, um dann Hunger zu bekommen, schnell noch eine Stulle zu schmieren und dazu einen (inzwischen dringend benötigten) Kaffee aufzusetzen. Und dann warte ich natürlich noch auf meine Waschmaschine, damit die frischen Socken nicht das Eis essen lang in der Feuchtigkeit liegen … Rund 1,5 Stunden später zieht meine Familie sich dann die Schuhe an. Und ich liebe sie dafür!

Aber der Plan, der ist wichtig. Er gibt mir das Gefühl von Kontrolle in meinem sonst so bunten Alltag mit all den Herausforderungen. Ohne Plan und zu wissen, was kommen könnte, funktioniert bei mir nichts. Auch das weiß meine Familie und so schmiedet sie seit Jahren geduldig mit mir Pläne, die mir das Gefühl von Sicherheit verleihen und aus denen wir dann genüsslich miteinander ausbrechen. Und seien wir mal ehrlich: Eigentlich ist die Eigenschaft mit einer großen Prise Improvisationstalent durch den Alltag gehen zu können, ziemlich passend zu all meinen Aufgaben als getrennt lebende Familienmanagerin, neugierige Mutter, riesengroße Schwester, hühnersuppige Freundin und meiner beruflichen Tätigkeit, in der schnelllebigen Kommunikationswelt. Denn meine Tage enden selten so wie sie begonnen haben. Der schöne Nebeneffekt des Ganzen ist demnach, seine Pläne nicht immer allzu ernst zu nehmen: Denn am Ende des Tages (oder des Jahres) bin ich fast immer zufrieden und glücklich, viel Gutes geschafft zu haben!

Gelegentlich verheddere ich mich aber zwischen all den bunten Plänen und den wilden Improvisationen und sitze dann weinend in einem großen Berg dreckiger Wäsche – aber dafür atme ich jetzt! Ich habe im vergangenen Jahr eine große Runde um mich selbst gedreht und gelernt, wer ich denn wirklich bin. Das war natürlich vollkommen unbeabsichtigt, ihr habt es in der letzten Kolumne gelesen. Aber auf diese Erkenntnis folgend, möchte ich dieses Jahr herausfinden, wie ich richtig gut mit mir selbst umgehen kann. Seit Beginn des Jahres teste ich also Atmen: In Situationen, in denen der Alltag recht weit von meinem ursprünglichen Plan abweicht, atme ich einfach sehr tief durch und frage mich, ob ich zu meiner To Do-Liste zurückkehren möchte oder ob es bei der wilden Nummer hier bleibt. Das Erstaunliche ist: Obwohl die ersten drei Wochen des Jahres eigentlich total aufregend waren, ist es in mir drin absolut ruhig geblieben. Selbst meine Familie blickt seit einigen Tagen mit einer gewissen Verblüffung auf mich und ich glaube, sie haben sich schon mal ein Paar Schuhe angezogen, denn es könnte sein, dass ich meinem Plan dieses Jahr ein bisschen treuer bleibe.

Gefällt dir? Dann sag's weiter: