3 ehrliche Bücher über Mutterschaft, (Nicht-)Kinderwunsch und Schwangerschaftsabbrüche
Kinderwunsch, Nicht-Kinderwunsch, Mutterschaft sowie eine selbstbestimmt gewählte Nicht-Mutterschaft sind Themen, die in diesem Blogazine immer wieder eine große Rolle spielen. Und somit ist es irgendwie auch nicht allzu verwunderlich, dass die drei Bücher, die hier vorgestellt werden, sich mit genau diesen Themen befassen – obwohl es absoluter Zufall sind, dass sie in dieser Reihenfolge von meinem Lesestapel in mein Herz gewandert sind. Im Folgenden möchte ich euch hier also drei Bücher vorstellen, in denen es um Themen geht, die schmerzen, guttun, uns schmunzeln lassen, aber auch für die eine oder andere Träne sorgen. Bücher, in denen es um die nicht-romantisierten Momente von Mutterschaft geht. Um Abtreibungen und persönliche Geschichten dahinter. Um unerfüllten Kinderwunsch und um Mental Load. Um selbstbestimmtes Leben als Kinderlose. Und um ganz viel Ehrlichkeit – fern ab von Beschönigungen und idealisierten Wunschvorstellungen.
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Verena Keßler: Eva
Vier Frauen, deren Geschichte nicht unterschiedlicher sein könnte. Während die eine sich nichts sehnlicher als ein Kind wünscht, kämpft die andere mit der Frage "Was wäre, wenn ich nie Kinder bekommen hätte?". Mittendrin eine weitere Frau, die für einen radikalen Geburtenstop plädiert. Und dann wäre da noch die kinderlose Single-Frau … Es sind vier Frauen und ihre Geschichten, die "Eva" von Verena Keßler für mich zu einem Buch gemacht haben, das ich nur schwer wieder aus den Händen legen konnte. Was ich daran am meisten mochte? Dass uns das Buch daran erinnert, dass es wohl nie ein eindeutiges Richtig oder Falsch geben wird, wenn es um Lebensentwürfe und -entscheidungen geht. Dabei ist der Roman stets mitfühlend, ehrlich und beleuchtet Mutterschaft und Nicht-Mutterschaft mit einem wahnsinnig empathischen Blick.
Hier gibt's einen kurzen Einblick in den Inhalt:
Was, wenn Sina nicht schwanger werden kann? Wenn Mona nie Kinder bekommen hätte? Wäre die Welt dadurch ein besserer Ort? Ja, findet Klimaaktivistin Eva Lohaus: Nur ein Geburtenstopp kann unseren Planeten noch retten. Während sie mit den Konsequenzen ihrer radikalen Vision kämpft, hadern die Schwestern Sina und Mona mit ihren eigenen Lebensentwürfen. Aus der Ferne beneiden, aus der Nähe bemitleiden sie sich, gemeinsam versuchen sie, Verantwortung und Erwartungsdruck zu widerstehen. Doch erst die Begegnung mit Monas neuer Nachbarin verändert unseren Blick aufs Muttersein wirklich.
Was spricht heute gegen, was für eigene Kinder? In ihrer präzisen und bestechend schmucklosen Sprache erzählt Verena Keßler von vier Frauen, die ihre ganz eigenen Antworten auf diese Frage finden.
Ein Jahr sei normal, sagte meine Frauenärztin, als ich kurz darauf zur Kontrolle bei ihr war. "Also kein Grund zur Hektik. Verkehr zum richtigen Zeitpunkt, das ist der einzige Trick. Ungefähr in der Mitte des Zyklus, aber machen Sie doch erst mal, wie Sie Lust haben, das ergibt sich schon, rumrechnen ist ja auch nicht gut für die Romantik. Nehmen Sie schon Folsäure?"
- Verena Keßler: Eva, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
- erschienen bei: Hanser Berlin
- Szilvia Molnar: Milchbar, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- erschienen bei: Blumenbar
Szilvia Molnar: Milchbar
Eine Freundin und frisch gebackene Mama, die derzeit "Milchbar" von Szilvia Molnar liest, meinte kürzlich zu mir, sie möge das Buch sehr, hätte es vor der Geburt ihres Kindes vermutlich aber nicht lesen können. Ich kann mir vorstellen, dass es vielen Müttern so geht wie ihr. Denn in "Milchbar" geht es um jene Wochenbett-Realität, die noch immer häufig wegromantisiert wird und somit irgendwie etwas furchteinflößend ist. Aber auch ehrlich. Und so widmet sich die Autorin Milchpumpen, Wochenbett-Netzhosen und XXL-Binden – all das fängt sie mit unbeschönigt greifbaren Worten ein und erzählt die Geschichte einer jungen Mutter.
Hier gibt's einen kurzen Einblick in den Inhalt:
Als das Baby auf die Welt kommt, änder sich alles. In »Milchbar« erzählt Szilvia Molnar die Geschichte einer jungen Frau, die Mutter wird. Sie verbringt viel Zeit allein in ihrer Wohnung. Mutterschaft ist für sie eine komplizierte Erfahrung, zärtlich und brutal, erfüllend und banal. Immer wieder Stillen, Tragen, Wickeln – der eigene Körper ein Wrack. Tage und Nächte strecken sich ins Unendliche. Der einzige Besuch, den sie bekommt, ist von einem merkwürdigen alten Witwer, der im selben Haus wohnt wie sie und mit dem sie sich anfreundet. In emotionalen Bildern erzählt Szilvia Molnar vom Zustand der ersten Wochen als Mutter zwischen Überwältigung, Isolation, Angst und Neubeginn. Das lebendige Porträt einer jungen Frau in ihren körperlichsten und ursprünglichsten Momenten.
Später am Abend soll ich das erste Mal, seitdem ich aus dem Krankenhaus zurück bin, duschen, doch ich stille und so geht John zuerst unter die Dusche. Ohne Handtuch kommt er danach zu Button und mir und will uns einen Kuss geben. Sein schlanker Adoniskörper erinnert mich daran, wie sein Körper war, als wir uns kennengelernt haben. Er hatte genau die gleiche Statur mit dem handtellergroßen Fleck dunkelblonder Haare auf der Brust, die er regelmäßig trimmt. Beim Anblick seiner klaren Figur befällt mich der Neid. Seine Schönheit ist von dieser ganzen Sache unberührt geblieben.
Was hier als nächstes gelesen wird
Glückwunsch – 15 Erzähungen über Abtreibung
Wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht, fehlt es vielen Menschen noch immer an Worten. Wegen der Tabuisierung. Wegen der Stigmatisierung. Und so ist "Glückwunsch" ein gelungener Versuch, diese Stille endlich mit Worten zu füllen. Indem 15 Autor*innen ihre persönliche Geschichte erzählen. Ganz ohne das zu gern zum Einsatz kommende Schuld-Reue-Narrativ. Sondern vielmehr mit purer Echtheit und einem ehrlichen Blick auf ein Thema, das noch immer zu sehr in gesellschaftlich verankerten Schubladen schlummert. "Glückwunsch" ist beileibe kein Feelgood-Buch, das man locker-flockig wegliest. Aber es ist ein wichtiges Buch, das einem Thema Raum gibt, vor dem zu häufig die Tür geschlossen wird.
Hier gibt's einen kurzen Einblick in den Inhalt:
15 Autorinnen und Autoren schreiben über ein Thema, über das in der Literatur bislang geschwiegen wurde: Abtreibungen. Nuanciert, schonungslos und aufrüttelnd erzählen sie von Mutterschaft und Freundschaft, von religiösen und politischen Zwängen und den drastischen Folgen sexueller und rassistischer Gewalt. Doch so verschieden die Welten und Erfahrungen der Protagonistinnen auch sind, der unbedingte Wille zur Selbstbestimmung eint sie alle.
"Sie ist beim Arzt wegen Frauendingen", sagte man zum Beispiel, wenn Frauen Gynäkolog:innen aufsuchten, und wegen "Frauendingen" wurden Frauen operiert, ohne dass man die "Frauendinge" jemals näher benannte. Die Frauendinge klingen groß, und weil sie groß und geheimnisvoll und auch nicht gut klingen, lernen wir Töchter, dass man besser nicht fragt. Wir fragen nichts, wissen zu schweigen, gehen später auch wegen "Frauendingen" zum Arzt.
- Glückwunsch - 15 Erzählungen über Abtreibung, hier erhältlich
- Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
- erschienen bei: Hanser Berlin
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