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Gelesen und geliebt || „Kleine Feuer überall“ und „Was ich euch nicht erzählte“ von Celeste Ng

Manchmal frage ich mich, wie es passieren kann, dass großartige Dinge scheinbar komplett an mir vorbei gehen. So wie tolle Filme, wunderbare Songs oder gehypte Serien. Oder packende Bücher spannender Autor_innen. Celeste Ng ist eine dieser Frauen, die irgendwie an mir vorbei gegangen ist. Nur durch Zufall bin ich bei der Suche nach neuem Lesestoff auf ihr Werk "Was ich euch nicht erzählte" gestoßen. Klingt nicht schlecht, pack's mal in den Warenkorb, dachte ich mir. Gedacht, getan – und so zog Celeste Ng erstmals in mein Bücherregal und geradewegs in mein Herz ein …

"Was ich euch nicht erzählte" habe ich in der Badewanne begonnen zu lesen. Daran erinnere ich mich noch genau, denn für gewöhnlich gehöre ich der Spezies "Kurzbader" an. An diesem Abend lag ich aber ungewöhnlich lange in meinem Eukalyptus-Wasser und verschlang die ersten Dutzend Seiten eines Buches, das mich sehr berühren sollte.

Keine Sorge, gespoilert wird hier nicht. Doch so viel sei gesagt. "Was ich euch nicht erzählte" ist anders. Anders als typische Familienromane. Anders als typische Thriller. Anders als typische Psychodramen …

»Kein Thriller, sondern ein Psychogramm einer Familie und einer Gesellschaft, die sich aufs Verschweigen versteht.«
Wolfgang Krach, Süddeutsche Zeitung

Tja, so kam es also, dass im vergangenen Jahr Celeste Ng in mein Leben trat. Sechs Jahre, nachdem ihr Debütroman in seiner Originalversion erschienen ist. Und ich musste mich wirklich fragen, warum ich von diesem Meisterwerk nicht schon eher etwas mitbekommen hatte.

Einige Monate später begegnete mir Celeset Ng dann wieder – und wieder sollte sie mir vollkommen unerwartet über den Weg laufen. Denn mein gesamtes Umfeld (oder sagen wir: meine Online-Bubble) sprach von der neuen Mini-Serie "Kleine Feuer überall". Klingt spannend, dachte ich und während ich die neue Serie so googelte, war sie plötzlich wieder da: Celeste Ng. Die Autorin der Buchvorlage zu "Little Fires Everywhere". Zwei Tage später zog das Buch bei mir ein, die Serie musste warten. Und erneut kann ich zum zweiten Buch der Autorin nur eines sagen: Es ist anders. Anders gut. Anders fesselnd. Anders mitreißend. Anders lesenswert.

»Autorin Celeste Ng ist eine Meisterin darin, die Haarrisse in angeblich perfekten Familien und die Gräben zwischen verschiedenen weiblichen Lebensentwürfen fühlbar zu machen.«
DONNA 08/2020

Celeste Ng gelingt es auf wunderbare Weise, das Genre Familienromane neu zu definieren. Ich bin froh, dass diese Frau durch Zufall in mein Leben getreten ist – und das gleich zwei mal. So viel ist sicher: Ihr dritter Roman (der hoffentlich ganz bald erscheinen wird) wird definitiv nicht an mir vorbei gehen. Bis dahin bleibt mir, mich in Geduld zu üben – und mich darüber zu freuen, diese begnadete, andere Autorin in meinem Leben und Bücherregal zu wissen.

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Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte

»Lydia ist tot.« Der erste Satz, ein Schlag, eine Katastrophe. Am Morgen des 3. Mai 1977 erscheint sie nicht zum Frühstück. Am folgenden Tag findet die Polizei Lydias Leiche. Mord oder Selbstmord? Die Lieblingstochter von James und Marilyn Lee war ein ruhiges, strebsames und intelligentes Mädchen. Für den älteren Bruder Nathan steht fest, dass Jack an Lydias Tod Schuld hat. Marilyn, die ehrgeizige Mutter, geht manisch auf Spurensuche. James Lee, Sohn chinesischer Einwanderer, bricht vor Trauer um die Tochter das Herz. Allein die stille Hannah ahnt etwas von den Problemen der großen Schwester. Was bedeutet es, sein Leben in die Hand zu nehmen? Welche Kraft hat all das Ungesagte, das Menschen oft in einem inneren Abgrund gefangen hält? Nur der Leser erfährt am Ende, was sich in jener Nacht wirklich ereignet hat.
Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte, hier erhältlich

Taschenbuch: 288 Seiten

Celeste Ng Bücher

Celeste Ng: Kleine Feuer überall

Vom Außenanstrich der Häuser bis zum Alltag ihrer Bewohner: Alles in Shaker Heights, einem beschaulichen Vorort von Cleveland, ist passgenau durchgeplant. Keiner verkörpert diesen Geist mehr als Elena Richardson mit ihrer Familie wie aus dem Bilderbuch. Sie hat ein gutes Herz, deshalb nimmt sie die alleinerziehende Künstlerin Mia Warren als Mieterin auf und behandelt deren Tochter Pearl auch sofort, als wäre sie ihr eigenes Kind. Sie überlässt nichts dem Zufall, darum gräbt sie heimlich in Mias mysteriöser Vergangenheit. Woher nur kommt diese magische Anziehung, die das Mutter-Tochter-Gespann auf alle Richardsons ausübt? Über das Gewicht von Geheimnissen und den verheerenden Glauben, das bloße Befolgen von Regeln könne Katastrophen verhindern.

Celeste Ng: Kleine Feuer überall, hier erhältlich

Taschenbuch: 384 Seiten

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