Emilia Roig Das Ende der Ehe
Mohamed Badarne

Emilia Roig über „Das Ende der Ehe“: „Ich bekomme fast täglich Hassnachrichten, fast ausschließlich von Männern“

Eine kluge Frau hat einmal gesagt "Wer das Patriarchat verstehen will, muss bei der Ehe anfangen". Eben diese Frau hat ein mindestens genauso kluges Buch namens "Das Ende der Ehe" geschrieben. Ein Buch, das den Finger in die Wunde legt – sprich: genau da, wo es weh tut. Emilia Roig heißt die Frau, von der ich euch hier erzähle und vermutlich ist ihr Name, ihre Person oder ihr Buch euch schonmal über den Weg gelaufen. Wir haben Emilia ein paar Fragen gestellt. Etwa zu dem patriarchalen Konstrukt der Ehe. Oder dazu, ob Ehe auch feministisch sein kann. Und wir haben sie gefragt, ob sie denn eigentlich auch zu Hochzeiten geht. Aber hey: Lest einfach selbst, es lohnt sich, versprochen!

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Emilia, hol bitte einmal alle ab, die dein Buch möglicherweise noch nicht gelesen haben: Was genau kritisierst du an der Ehe?

Die Ehe ist eine patriarchale Institution, die Frauen in die finanzielle Abhängigkeit von ihren Männern drängt. Die Ehe hat historisch mit Besitz zu tun, und heute ist es nach wie vor ein wirtschaftliches Modell, das rechtlich geregelt wird. Mit Liebe haben die Ehegesetze im Grunde wenig zu tun.

"Menschen sehnen sich nach Liebe, aber braucht es dafür die Ehe? Nein, die Liebe existiert ohne Trauschein und braucht es auch nicht, um genährt oder geschützt zu werden."

Was machst du, wenn du auf einer Hochzeit eingeladen bist? Gehst du hin?

Ich freue mich über die Einladung und gehe natürlich hin. Ich kritisiere die Institution der Ehe, nicht die einzelnen Menschen, die ihre Liebe mit Familie und Freund*innen bekunden wollen. Das Problem mit der Ehe ist, dass viele Menschen, die sich für einen Trauschein entscheiden, wenig Ahnung von den finanziellen Implikationen und rechtlichen Konsequenzen haben.

Fühlen sich verheiratete Menschen oder jene, die gerne heiraten möchten, von deinem Ansatz angegriffen? Sind dir schon feindselige Reaktionen begegnet?

Nicht alle, aber viele, ja. Ich bekomme fast täglich Hassnachrichten, fast ausschließlich von Männern. Sie fühlen sich durch meine Ansichten bedroht, weil ich im Grunde die patriarchale Macht sichtbar mache, und das gefällt ihnen nicht.

Auch wenn sich viele Menschen dem patriarchalen Konstrukt der Institution Ehe bewusst sind, spielt das Thema Hochzeit und Ehe für viele Menschen dennoch eine große Rolle. Wie erklärst du dir das?

Es hat mit unserer Sozialisation zu tun. In unserer kollektiven Gedankenwelt ist die Ehe eine der wichtigsten Meilensteine im Leben. Wir lernen ab dem jüngsten Alter, uns nach diesem Leben zu sehnen. Frauen und Mädchen wird früh vermittelt, dass sie keine vollständigen Menschen sind, bis sie heiraten und Kinder kriegen. Menschen sehnen sich nach Liebe, aber braucht es dafür die Ehe? Nein, die Liebe existiert ohne Trauschein und braucht es auch nicht, um genährt oder geschützt zu werden.

Das Ende der Ehe Review

Emilia Roig: Das Ende der Ehe: Für eine Revolution der Liebe | Feministische Impulse für die Abschaffung einer patriarchalen Institution – hier bestellen

" Wir brauchen für die Abschaffung der Ehe einen tiefen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft, wo die Care-Arbeit, die vorwiegend von Frauen unbezahlt geleistet wird, endlich aufgewertet, fair geteilt, bezahlt und sichtbar gemacht wird."

Kann Ehe auch feministisch sein?

Die Ehe an sich, weil sie in patriarchalen Mustern verwurzelt ist, kann meiner Meinung nach nicht feministisch sein, was nicht heißt, dass verheiratete Menschen es nicht sein können. Sie werden sich aber gegen viele Prinzipien der Ehe wehren müssen, um ihren Feminismus innerhalb der Ehe auszuleben.

Vor zehn Jahren hast du selbst geheiratet, inzwischen bist du geschieden. Inwiefern hat dich deine eigene Geschichte zu „Das Ende der Ehe“ geführt?

Natürlich spielt meine persönliche Geschichte eine Rolle, aber das Buch ist eine gesellschaftliche Kritik an der Ehe. Dementsprechend geht die Kritik weit über meine eigene Erfahrung hinaus.

In „Das Ende der Ehe“ plädierst du für eine „Revolution der Liebe“ – werden unsere Probleme also dadurch gelöst, nicht mehr zu heiraten?

Leider nicht. Würden wir ab morgen alle aufhören zu heiraten, aber die gesellschaftlichen Bedingungen würden gleichbleiben, hätten wir das Problem nicht gelöst. Wir brauchen für die Abschaffung der Ehe einen tiefen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft, wo die Care-Arbeit, die vorwiegend von Frauen unbezahlt geleistet wird, endlich aufgewertet, fair geteilt, bezahlt und sichtbar gemacht wird.

Was erhoffst du dir von „Das Ende der Ehe“?

Ich erhoffe mir, dass das Buch Menschen auf ihrem Weg der Bewusstwerdung begleitet. Viele von uns spüren die Effekte des Patriarchats im privaten Leben, können es aber nicht in Worte fassen. Hoffentlich kann dieses Buch vielen Menschen helfen, klarer über die eigene Situation zu denken. Am Ende geht es darum, die gesellschaftlichen Muster aufzubrechen, die die Liebe hemmen.

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