Bild: Unsplash/United Nations COVID-19 Response
Lockdown Diaries || Liebe Loungewear, ich liebe dich – aber ich (er)trage dich nicht mehr
Keine Sorge, ich bin beim Tippen der Überschrift dieses Artikels nicht aus Versehen auf den Klammer-Tasten ausgerutscht. Vielmehr konnte ich nicht anders, als meinen Hang zu (mehr oder weniger guten) Wortspielen auszuleben. Die Botschaft, die dahinter steckt, ist aber – Wortspiel hin oder her – wichtig, denn ich gebe zu: Ich bin an einem Punkt in der Corona-Zeitrechnung angekommen, an dem ich Jogger, Kapuzenpulli und Co. nicht mehr (hier nochmal für alle, die es nicht so mit Wortspielen haben) erTRAGE.
First Things first: Das Ganze hier ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Ich bin in der glücklichen Situation, gesund zu sein und von Zuhause aus arbeiten zu können – das habe ich auch schon vor Corona und den Lockdowns getan. Ich liebe mein Homeoffice – das habe ich immer schon getan und an dieser Liebe wird sich auch nichts ändern. Dennoch glaube ich, dass viele von euch mein Dilemma nachvollziehen können.
"Und dennoch halte ich es für vollkommen legitim, die Corona-Müdigkeit auch mal laut auszusprechen. Denn dass wir diese Müdigkeit verspüren, ist absolut menschlich"
So viel hat Corona zumindest bewirkt: Meinem Konsumverhalten in Sachen Kleidung hat die Pandemie definitiv gut getan. Klamotten sind in diesem Jahr wenig bis gar nicht bei mir eingezogen. Vielmehr bin ich eher auf den Zug à la "Schöner wohnen" aufgesprungen und habe ein paar schicke Teile für die vier Wände erstanden. Quasi nach dem Motto: Wenn man schon den ganzen Tag zuhause ist, soll man es auch schön haben. Auch die ein oder andere super-gemütliche Jogginghose ist in den vergangenen Monaten bei mir eingezogen. Und während ich mir noch in der Zeitrechnung vor Corona täglich die Frage stellte, welche Bluse am besten zur neuen High-Waste-Jeans passt, frage ich mich heute: "Beiger, grauer oder schwarzer Jogger?" Wobei das nicht ganz richtig ist: Denn auch vor Corona gab es bereits Tage, an denen ich nonstop im Homeoffice gearbeitet und die Wohnung gefühlt tagelang nicht verlassen habe. Nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ich an diesem Zustand immer etwas ändern konnte.
Es ist legitim coronamüde zu sein
Doch in Zeiten von #flattenthecurve und #stayhome ist das nun einmal anders. Wenn wir Menschen damit retten können, indem wir mit unserem Allerwertesten zuhause bleiben, mach ich das liebend gerne – zu groß ist der Beitrag, den wir damit leisten können! Und dennoch bin ich ehrlich: Mir fehlt das gesellschaftliche Leben. Es fehlt mir, mit dem Kellner meines liebsten italienischen Restaurants Witze zu reißen und mich nach einem langen Tag am Laptop mit Pasta à la Giovanni zu belohnen. Es fehlt mir, Freunde zu treffen und mit diesen aus einem spontanen Kaffee-Date einen Abend mit Rotwein und Tapas werden zu lassen. Es fehlt mir, zu reisen.
Ich verzichte gerne auf all diese wunderbaren Dinge, wenn ich weiß, dass ich damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Corona leiste. Und dennoch halte ich es für vollkommen legitim, die Corona-Müdigkeit auch mal laut auszusprechen. Denn dass wir diese Müdigkeit verspüren, ist absolut menschlich.
Corona hat das mobile Arbeiten salonfähig gemacht – ein Nebeneffekt, der vor allem für Unternehmen das Arbeiten von Zuhause aus revolutioniert und neue Möglichkeiten aufgezeigt hat. Die Jogginghose ist durch diesen Wandel gewissermaßen zur Arbeitsuniform des Homeoffices geworden. Viele haben sich anfangs noch dagegen gesträubt, haben sich – allein wegen täglicher Zoom-Calls und dem besseren Gefühl, wenn man "angezogen" ist – morgens zurecht gemacht; doch mit der Zeit ist bei vielen Homeofficlern eine immer legerere Einstellung in Sachen Dresccode-für-das-Zuhause-Arbeiten eingezogen. Und auch wenn der ein oder andere in diversen Video-Calls schick mit Hemd und gegeltem Haar in die Kamera sprach, war die Wahrscheinlichkeit nicht gerade klein, dass "untenrum" die Jogginghose den Ton angab.
Ich glaube, die Jogginghose ist gewissermaßen zum Symbol meiner persönlichen Corona-Müdigkeit geworden. Und wer weiß: Was für mich die Jogginghose ist, ist für andere womöglich eine andere Begleiterscheinung dieser herausfordernden Zeit. Vielleicht legen die Jogginghose und ich einfach eine kleine Beziehungspause ein, wer weiß.
Am Ende mag die Gemütlichkeitsklamotte meinen Corona-Overload symbolisieren, dennoch steht sie aber für eine ganz entscheidende Sache: dass wir zuhause bleiben und damit das einzig Richtige tun, was aktuell zu tun ist. Und ganz ehrlich: Für diesen Beitrag nehme ich auch die ein oder andere Sinnkrise mit meiner "Arbeitsuniform" in Kauf …
[…] In „Liebe Loungewear, ich liebe dich – aber ich (er)trage dich nicht mehr“ (Hier kannst du den kompletten Artikel lesen!) erklärt sie die Jogginghose „gewissermaßen zum Symbol ihrer persönlichen […]