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Die Pille – ja oder nein? 4 Frauen erzählen ihre Geschichte

Nehmen oder nicht nehmen? Das ist hier die Frage. Denn genau diese Frage stellen sich viele Frauen, wenn es um die Pille geht. Genauer gesagt sogar, wenn es um hormonelle Verhütung im Allgemeinen geht. Aber von vorne …

Reise ich zurück zu meinem jugendlichen Ich, treffe ich auf folgende Situation: Mit ungefähr 15 oder 16 Jahren gingen die meisten Mädchen aus meinem Jahrgang und Freundeskreis zum Frauenarzt – um sich die Pille verschreiben zu lassen. Bei der einen sollte sie mit Blick auf den ersten richtigen Freund als Verhütung zum Einsatz kommen, bei der anderen wurde sie als Allzweckwaffe gegen Akne und unreine Haut verschrieben. Und bei wiederum ganz anderen wurde das Rezept ausgestellt, weil es schlicht und ergreifend normal war, im Teenageralter die Pille verschrieben zu bekommen.

Die Pille war und ist – vor allem für viele jugendliche Mädchen – eine Art Statussymbol. Sie ist ein Zeichen von Reife, von Weiblichkeit, davon, erwachsen zu werden und seinen Körper wie eine Erwachsene zu behandeln.

Zugegeben, dass man als Frau seinem Körper langfristig betrachtet, keinen Gefallen tut,  ihn jahre- oder sogar jahrzehntelang mit Hormonen zu torpeideren, haben viele von uns vermutlich gewusst. Aber jetzt mal ehrlich: Mit 16 sind solche Gedanken für die meisten vermutlich relativ irrelevant.

Die Pille: ja oder nein? Sind Hormone jetzt schlecht oder nicht?

In den vergangenen Jahren ist es jedoch immer mehr und mehr zu einem Umdenken mit Blick auf die Pille gekommen. Blicke ich mich heute in meinem Freundes- und Bekanntenkreis um, nehmen nur noch wenige Freundinnen die Pille oder verhüten hormonell – und damit meine ich nicht nur diejenigen, die die Verhütung abgesetzt haben, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Vielmehr haben sich viele von ihnen, mir inklusive, ganz bewusst gegen das ständige Einnehmen von Hormonen entschieden.

Lange Rede, kurzer: Immer mehr Frau wählen alternative Verhütungsmethoden zur Pille – aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Pille per se etwas Schlechtes ist? Wir haben einmal in unserer Community nachgefragt und von vier Leserinnen ihre persönliche Geschichte erzählt bekommen. Einige von ihnen haben schlechte Erfahrungen mit der Pille gemacht, andere nehmen sie und sind glücklich mit ihr und ihrer Wirkung. Kurzum: Die Beweggründe von Frauen, die Pille zu nehmen oder nicht zu nehmen, könnten unterschiedlicher nicht sein …

Blicken wir also auf die Geschichte von vier Frauen über ihre Erfahrungen mit der Pille:

Verena

Ich hab die Pille 6 Jahre lang genommen. Von meinem 17. bis 23. Lebensjahr. Mir wurde sie vor allem aufgrund meiner starken Menstruationsbeschwerden verschrieben und zweitrangig zur Verhütung. Ich hatte durch meinen Frauenarzt eine kurze Aufklärung welche Nebenwirkungen auftreten könnten, einen allgemeinen Check zu meinem gesundheitlichen Zustand hatte ich nicht. Denn eigentlich hätte ich die Pille nie nehmen dürfen. Das hat sich mit 23 herausgestellt. Da hatte ich unbemerkt eine Thrombose, die dann eine Lungenembolie zur Folge hatte. Im Labor kam dann später raus, dass ich eine genetische Gerinnungsstörung habe und nie Hormone zur Verhütung hätte nehmen dürfen. Zum Glück habe ich in der Lunge keine bleibenden Schäden behalten. Als mir die Pille verschrieben wurde, war das das Mittel der ersten Wahl und wurde beinahe schon als non plus ultra beworben: weil so einfach einzunehmen und mit „wenig Nebenwirkungen“
Im Nachhinein find ich das schon verantwortungslos und fast schon fahrlässig die Pille einfach so zu verschreiben.
Als Alternative zur hormonellen Verhütung sehe ich für mich persönlich die Sterilisation aber das bringt leider auch wiederum Probleme der Erklärung mit sich, weil man mit 30 als Frau ja nicht weiß was man so will im Leben …

Anonym

Ich nehme seit ca. 3 Jahren die Pille und hatte bis jetzt keine größeren Probleme. Allerdings habe ich auch von den vielen Nebenwirkungen gehört und überlege, sie demnächst abzusetzen.

Außerdem habe ich in der dunklen Jahreszeit oft mit Depressionen zu kämpfen, gegen die ich pflanzliche Antidepressiva nehme. Diese Medikamente beeinträchtigen die Wirkung der Pille und ich habe dann einen sehr unregelmäßigen Zyklus und starke PMS Symptome.
Ich denke, in meinem Fall wäre es besser auf eine andere Alternative umzusteigen und hoffe, dass ihr im Laufe eures Gesprächs über die Pille einige gute Alternativen aufzeigen könnt.

Rebecca

Mit ca. 16 Jahren bin ich wegen extremer Regelschmerzen (Ohnmacht und übergeben während der Periode etc.) zu meiner damaligen Gynäkologin gegangen. Sie hat mich nicht untersucht, mir keine Fragen gestellt und mich nur blöd angemacht, dass, wenn ich doch die Pille verschrieben haben wolle, das auch direkt sagen könnte. Das würde uns beiden Zeit ersparen. Ich war natürlich super verunsichert, da ich wegen meiner Schmerzen und nicht wegen der Pille zum Arzt bin. Der Termin hat keine 10 Minuten gedauert und ich habe die Arztpraxis mit einem Pillenrezept in der Hand wieder verlassen. Es hat keine Aufklärung zur Pille stattgefunden, nichts. Nebenwirkungen? Wurden nicht erwähnt. Mit 16 vertraut man der Ärztin allerdings noch nahezu blind, sodass ich zur Apotheke bin, um mir die Pille zu holen. Durch die Pille habe ich auch tatsächlich meine Schmerzen einigermaßen in den Griff bekommen.

Mit den Jahren habe ich mich dann damit beschäftigt, was die Pille eigentlich ist und was sie mit meinem Körper macht. Hinzu kamen Libidoverlust, depressive Verstimmungen etc. Mit 28 habe ich mich dann dazu entschieden die Pille abzusetzen und habe das auch mit meiner Gynäkologin besprochen. Mein Zyklus hat sich sehr schnell wieder reguliert, ist natürlich unregelmäßiger geworden, aber meine Menstruation ist nicht ausgeblieben. Allerdings kann ich jetzt seit zwei Jahren von Zyklus zu Zyklus wieder vermehrt Schmerzen ab Eisprung bis zum Ende der Menstruation beobachten. Erbrechen, Kreislaufprobleme, Durchfall, stechende Schmerzen im Rücken und den Beinen, Schweißausbrüche, Schüttelfrost und zuletzt sogar Wortfindungsstörungen vor Schmerzen. Damit hab ich mich wieder an meine Gynäkologin gewandt und was ist der Tipp? Schwanger werden oder wieder die Pille nehmen. Wieder keine genaue Anamnese, nichts.
Ich habe jetzt wieder die Ärztin gewechselt, da ich es super bescheiden finde ohne anständige Untersuchung und Anamnese immer nur die Pille als Lösung zu präsentieren. Denn eigentlich möchte ich meinem Körper keine Hormone mehr zuführen, die ihm 24/7 einen Zustand vorgaukeln, der einfach nicht der Realität entspricht. Bei meiner jetzigen Gynäkologin fühle ich mich zum ersten Mal gut aufgehoben und ernst genommen. Meine Entscheidung gegen die Pille akzeptiert sie und sie will mit mir gemeinsam rausfinden, welche Ursache meine enormen Probleme haben. Ob es eine Endometriose ist oder was auch immer wissen wir noch nicht, aber immerhin hat sie mich nicht mit einem Pillenrezept abgespeist, sondern sich Zeit für mich genommen und mir zugehört.

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