Serie Maid Netflix
anatolypareev/Screenshot Netflix

Emotionale Gewalt, Armut, Traumata: Lasst uns über die Serie „Maid“ reden

Seit vor einigen Monaten „Maid“ in meiner Netflix-Timeline aufgeploppt ist, bin ich um diese Serie herumgetänzelt. Und doch konnte ich mich wochenlang nicht wirklich dazu durchringen, sie zu gucken. Nicht, weil mich das Thema nicht interessiert, sondern weil ich vielmehr Sorge hatte, dass es sich hierbei (wieder einmal) um eine Serie handeln könnte, in denen Themen wie Armut und das Leben als Alleinerziehende in gewisser Weise romantisiert werden. So viel ist sicher: Von Romantisierung und beschönigender Überzeichnung von Faktoren wie Armut, Angst, Elend und Existenzängsten ist „Maid“ weit entfernt. Denn diese Serie ist das Ehrlichste, was ich seit langem gesehen habe.

„Maid“ thematisiert den Kampf einer alleinerziehenden Mutter um eine bessere Zukunft für ihre kleine Tochter. Dabei geht es um häusliche Gewalt. Und darum, dass diese auch dann stattfindet, wenn die Opfer keine sichtbaren Spuren oder äußerliche Verletzungen davontragen. Dass häusliche Gewalt auch in Form von emotionalem Missbrauch stattfindet und dass diese Tatsache nicht nur vielen Menschen nicht bewusst ist, sondern auch von vielen Menschen als nicht relevant genug abgetan wird, um sich aus einer Beziehung zu lösen. Heißt im Klartext: Wer keine sichtbaren Verletzungen hat, habe keine häusliche Gewalt erlebt.

"Maid" ist ehrlich, brutal ehrlich

Es geht in „Maid“ aber auch um psychische Erkrankungen. Um Alkoholmissbrauch. Um bipolare Störungen. Es geht um Armut. Um die Flucht ins Frauenhaus. Um gesellschaftliche Strukturen und darum, wie schwer soziale Gefälle es Alleinerziehenden machen. Und dass Eltern nicht zwingend der rettende Anker sind, wenn sich ihre Kinder in Notsituationen befinden. Ganz im Gegenteil sogar, wie die Geschichte von Alex zeigt. Denn während die junge Frau tagtäglich versucht, als "Maid", als Reinigungskraft, sich und ihrer zweijährigen Tochter ein neues Leben aufzubauen, muss sie nebenbei ihre Mutter immer wieder aufs Neue vor sich selbst retten und sich damit auseinandersetzen, dass diese in der Vergangenheit von ihrem Vater verprügelt wurde.

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Und dann wäre da noch Alex' Ex-Partner Sean. Ein Typ, der mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen hat, mit seiner Alkoholsucht. Und mit seinen Aggressionen. Ein Typ, der Alex emotional missbraucht, das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Maddy einklagt und sie in eine finanzielle Abhängigkeit zu sich bringt.

"Maid" ist ehrlich, brutal ehrlich. Und zeigt sehr raw, dass Trennungen aus toxischen Beziehungen ein Kampf mit vielen Rückschlägen bedeuten kann. Denn wer sich einmal trennt und den Weg ins Frauenhaus wählt, geht diesen nicht zwangsläufig bis zum Happy End. Viele Opfer kehren in ihre gewaltvolle Beziehung zurück. Aus Angst. Oder ökonomischen Beweggründen. Das zeigt in "Maid" auch die Geschichte von Danielle, die das Frauenhaus verlässt und zu ihrem gewalttätigen Mann zurückkehrt. Und auch Alex muss erkennen, dass der Wunsch, sich zu trennen und eine tatsächliche Trennung nicht automatisch Hand in Hand gehen.

Am Ende geht es bei "Maid" aber auch um eines: die Solidarität unter Frauen. Denn Alex erhält in dieser schweren Zeit Hilfe, auch, wenn es ihr nicht immer leicht fällt, diese auch anzunehmen. Da wäre die Leiterin des Frauenhauses oder eine wohl situierte Kundin, deren Luxusvilla Alex reinigt. Und auch wenn die Leben dieser beiden Frauen konträrer nicht sein könnten, steht ihr die Bewohnerin des "Fotzenhauses" schließlich zur Seite und wird zu einer wichtigen Verbündeten im Kampf um das Sorgerecht für Maddy.

"Maid" ist alles andere als leichte Kost. Die Handlung ist schwer und man muss nicht selten schlucken. Und doch lege ich euch diese Serie von Herzen ans Herz. Weil sie aufweckt und sensibilisiert. Weil sie schockt und zeigt, was emotionaler Missbrauch bedeuten kann. Und dass häusliche Gewalt viele Gesichter hat.

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