White Hair don’t care: Wie ich Frieden mit meinen weißen Strähnen schloss
Haarefärben war in meiner jungen Vita nie ein sonderlich großes Thema für mich. Ich mochte mein dunkelbraunes Haar eigentlich immer und während also meine Freundinnen in der Schul- und Unizeit zum Blondieren, Abdunkeln und Highlights färben zum Friseur gingen, war ich für meinen Teil eigentlich immer glücklich und zufrieden mit meiner brünetten Mähne. Bis ich sie eines Tages, mit etwa Mitte 20, sah: die weißen Strähnen. Wie aus dem Nichts waren sie plötzlich da – und ich spreche hier nicht von einzelnen, weißlichen Härchen, sondern von ernstzunehmenden weißen Strähnen à la Lily Munster. Ich griff also erstmals in meinem Leben zur Haarfarbe. Viel hilft viel war meine Kampfansage gegen die schneeweißen Strähnchen und somit färbte ich mir die Haare kurzerhand schwarz. Lange sollte die Black-Episode jedoch nicht anhalten und ich kehrte zurück zu meiner Naturhaarfarbe – und den weißen Strähnen.
Vor allem am Haaransatz begleitet mich also seit nunmehr rund zehn Jahren eine dicke weiße Strähne, die – sofern ich nicht gerade meinen Zooey-Deschanel-Look-alike-Pony trage, der das Ganze wunderbar verdeckt – ziemlich auffällig ist. Eine Freundin meinte einmal augenzwinkernd zu mir, mein Haar erinnere sie an Rogue von "X-Men" – aber auch den klassischen "Mr. Sheffield"-Vergleich (ihr kennt doch sicher alle die 90er-Sitcom "Die Nanny") habe ich schonmal gehört. Übel nehme ich meinen Freundinnen diese augenzwinkernden Feststellung nicht – denn sie haben ja recht. Und tatsächlich habe ich meine weißen Strähnen irgendwie immer mit der nötigen Portion Humor gesehen, auch wenn es sicherlich Tage gab, an denen sie mich gestört haben.
"Für jedes weiße Haar, das du dir auszupfst, wachsen zwei neue nach"
An eben jenen Tagen habe ich dann auch schonmal zur Pinzette gegriffen, aber ganz ehrlich: Ehe ich mir selbst Geheimratsecken verpasse, indem ich mir die Haare auszupfe, bleibe ich am Haaransatz dann doch lieber weiß. Und auch wenn es möglicherweise nur ein Ammenmärchen ist, hat sich der Spruch "Für jedes weiße Haar, das du dir auszupfst, wachsen zwei neue nach" doch mehr in mein Denken eingebrannt, als ich vielleicht zugeben wollte. Somit ließ ich die Pinzette Pinzette sein.
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"Graue und weiße Haare werden bei Männern tendenziell als sexy empfunden, während Frauen direkt zum Friseur stürmen, um sich die offensichtlichen Indizien des Älterwerdens übertönen zu lassen"
In unregelmäßigen Abständen bekam mein Haar in den vergangenen Jahren also immer mal wieder ein kleines Brünette-Refresh verpasst – entweder in einer Do-it-yourself-Version im heimischen Badezimmer oder vom Profi beim Friseur. Keine Frage: In den Spiegel zu blicken und einheitlich dunkles Haar statt besagten "Mr. Sheffield"-Look zu betrachten, hat mich immer zufrieden gemacht. Aber es hat mich auch zu einigen Fragen geführt: Denn warum habe ich mit meinen weißen Strähnen zu kämpfen, während bei Männern sofort der George-Clooney-Vergleich angeführt wird, sobald die ersten weißen oder grauen Haare an den Schläfen sichtbar werden?! Denn so ist es doch, auch wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue: Graue und weiße Haare werden bei Männern tendenziell als sexy empfunden, während Frauen direkt zum Friseur stürmen, um sich die offensichtlichen Indizien des Älterwerdens übertönen zu lassen.
Meine weißen Strähnen auf dem Kopf gehören zu mir, das habe ich inzwischen mit einem Augenzwinkern angenommen. Ich kann nicht abstreiten, dass es womöglich immer mal einen Friseurbesuch geben wird, an dem ich den Ansatz mal überfärben lasse, aber was es nicht geben wird, ist die Panik, die mich überfallen soll, wenn sich die weißen Haare dann doch nach einigen Wochen ihren Weg durch die künstliche Haarfarbe bahnen. Ich mag meine weißen Statement-Strähnen. Mal mehr, mal weniger. Und wer weiß, vielleicht bin ich ja in vielen Jahren die Omi mit dem weißen Dutt – you never know. Und bis dahin plädiere ich liebend gerne dafür, dass weiße oder graue Haarsträhnen nicht nur bei Mr. Sheffield oder George Clooney smart und sexy wirken können …
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