Fotos: Jaqueline Louan
Was macht eigentlich eine Zyklusbotschafterin? Deria Frank verrät es uns
Wie gut kennt ihr euren eigenen Körper? Wie genau wisst ihr über eure Zyklusphasen Bescheid und habt ihr euch eigentlich schon einmal mit hormoneller Yogatherapie beschäftigt? Solltet ihr euch gerade ertappt fühlen, weil ihr diese Fragen nur wenig bis gar nicht beantworten könnt, seid beruhigt: I feel you! Denn auch ich muss mir eingestehen, dass mit Blick auf mein Körperbewusstsein oder die vier Zyklusphasen in meinem Mindset noch viel zu tun ist. Den nötigen Impuls dafür hat mir Deria Frank gegeben. Deria ist nämlich Zyklusbotschafterin.
Ich will ehrlich sein: Unter dem Begriff "Zyklusbotschafterin" konnte ich mir zunächst recht wenig vorstellen – und doch hat Deria genau das zu ihrem Beruf gemacht und damit ein spannendes Feld für sich entdeckt, mit dem sie vielen Frauen helfen kann. Was genau sie antreibt, wie viel Liebe und Leidenschaft in ihrer Berufung steckt und dass sie als Zyklusbotschafterin eine wahre Exotin ist, hat sie mir in einem kleinen Plausch verraten.
Deria, in deinem früheren Leben warst du im E-Commerce-Bereich tätig – wie hast du deine Berufung als Zyklusbotschafterin gefunden? Oder anders gefragt: Hat sie dich gefunden?
Meine Berufung zur Zyklusbotschafterin bzw. Hormon-Yogalehrerin/Hormon Coach habe ich über zwei Wege gefunden. Vor ca. 3 Jahren durchlebte ich in meinem "alten Leben", damals noch in Berlin, als eCommerce Managerin in der Online-Mode-Branche, eine Sinneskrise. Nach den ersten Jahren Berufserfahrung habe ich für mich gemerkt, dass ich in diesem starren 9-5-Lebensmodell sehr unglücklich war und mich dieser Beruf ganz und gar nicht erfüllte. Ich fing an alles infrage zu stellen und an meinem Lebensstil in der Großstadt zu zweifeln. Wie das Leben eben manchmal so ist, bot sich mir zeitgleich die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum reisen zu gehen. Mein damaliger Arbeitgeber ist in die Insolvenz gegangen. Mein Job, der mich nicht mehr erfüllte, war also von heute auf morgen weg. Ich hatte drei Monate bezahlten Urlaub und eine Abfindung in der Tasche. Damit habe ich dann auch sehr schnell Berlin verlassen und bin für ein halbes Jahr nach Asien gegangen, um zu reisen. Ich war die meiste Zeit davon auf Koh Phangan, der "magical Island", wo ich viele inspirierende Menschen kennenlernen durfte, die mir andere Lebensformen aufzeigten.
Hast du dort auch deine Liebe fürs Yoga entdeckt?
Meine Leidenschaft für Yoga ist dort aufgeblüht, was für mich damals den Weg für meinen weiteren Yogaweg geebnet hat. Ein Jahr später, zurück in Deutschland, machte ich meine Ausbildung zur Hatha Yogalehrerin. Yoga faszinierte mich einfach so sehr! Es ist ein ganzheitliches Übungssystem, welches auf Körper, Geist und Seele wirkt. Ich habe verstanden, dass psychische und emotionale Leiden Auswirkungen auf unseren Körper haben. Mit Yoga kannst du an mehreren Ebenen arbeiten und nicht nur Symptome beheben, sondern wirklich an die Wurzeln kommen. Mir war klar, dass ich Yoga zu meiner Berufung machen möchte. Natürlich wollte ich aber auch davon leben können.
"Ich erfuhr am eigenen Körper wie wirkungsvoll die hormonelle Yogatherapie ist und fand einen völlig neuen Zugang zu meiner Weiblichkeit. Ich praktiziere seitdem regelmäßig Hormon Yoga und konnte mich dadurch endlich von meinen PMS Beschwerden befreien und ein neues Lebensgefühl erlangen"
Ich habe zunächst noch eine Teilzeit Stelle im E-Commerce angenommen, um mich dann nebenberuflich als Yogalehrerin zu etablieren. Das war tatsächlich gar nicht so leicht und ich habe mich zwischendurch leider wieder in meiner Haupttätigkeit verloren, bis ich dann letztes Jahr den Entschluss gefasst habe, meinen "sicheren" Job an den Nagel zu hängen, und mich voll und ganz auf meine Selbstständigkeit zu konzentrieren. Zeitgleich habe ich mich sehr viel mit meiner Weiblichkeit, dem Menstruationszyklus und Hormonen auseinandergesetzt, da ich selbst sehr unter PMS litt. Meine Reise zum Hormon Yoga fing also eigentlich so richtig mit meinen PMS Beschwerden an. Lange habe ich unter starken Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen, gespannten Brüsten, Heißhunger, Bauchbeschwerden und unreiner Haut, in der Woche vor meiner Periode, gelitten.
Zu diesem Zeitpunkt fehlte mir jedoch das Verständnis für die Bedeutung meiner zyklischen Natur. Ich ignorierte die Eigenschaften, die mit jeder der vier Zyklusphasen einhergehen und widersetzte mich somit meinen eigenen Bedürfnissen.
Mein Weg hin zu ausgeglichenen Hormonen und PMS-freien Tagen führte mich schließlich zur veganen Lebensweise und zum Hormon Yoga! Ich erfuhr am eigenen Körper, wie wirkungsvoll die hormonelle Yogatherapie ist und fand einen völlig neuen Zugang zu meiner Weiblichkeit. Ich praktiziere seitdem regelmäßig Hormon Yoga und konnte mich dadurch endlich von meinen PMS Beschwerden befreien und ein neues Lebensgefühl erlangen.
Wie genau muss man sich den Beruf und die Berufung einer Zyklusbotschafterin vorstellen?
Ich muss mich selbst noch an diese neue Berufsbezeichnung gewöhnen, haha. Zumal ich sie, glaube ich, selbst erfunden habe! Bisher ist mir auf jeden Fall noch keine andere Zyklusbotschafterin begegnet. Es gibt aber natürlich schon einige andere tolle Frauen, die als Coaches im Bereich Zyklus- oder Hormongesundheit bzw. Weiblichkeit tätig sind und ganz tolle Arbeit leisten! Das wollte ich an dieser Stelle nochmal kurz anmerken.
Im Prinzip begleite ich Frauen, die unter einem hormonellen Ungleichgewicht leiden. Häufig äußert sich ein hormonelles Gleichgewicht in PMS-Beschwerden, starken Regelschmerzen, Zyklusstörungen, Akne, PCOS, einem unerfüllten Kinderwunsch und anderen hormonellen Leiden.
Wie gehst du dabei vor?
Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, der Yoga, Ernährung, Darm- und Leberentgiftung, sowie Stress-Management und Mindset-Arbeit beinhaltet. Unsere Hormone werden nämlich von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Viel kann man schon durch eine ausgewogene Ernährung erreichen. Fett beispielsweise dient als Baustein für einen Großteil der Geschlechtshormone und auch für Hormone wie Cortisol. Wenn du zu wenig oder die falschen Fette zu dir nimmst, kann dein Körper nicht ausreichend Hormone produzieren. Auch die richtigen Kohlenhydratquellen sind wichtig. Dazu gehören vor allem Obst und Gemüse sowie Kohlenhydrate aus Vollkorngetreide. Zucker sollte vermieden werden, da es den Blutzuckerspiegel erhöht und dementsprechend viel Insulin ausschüttet, was sich direkt auf die Eierstöcke auswirkt. Aber auch Vitalstoffe sind an der Bildung von Hormonen und an der Hormonregulation beteiligt. Einige hilfreiche Vitamine und Mineralstoffe sind etwa Zink, Vitamin B6, Jod, Selen, Magnesium, Vitamin C.
Dann hilft es auch häufig schon, einige "Hormon Killer" von seinem Ernährungsplan zu streichen oder zu reduzieren. Besonders Milchprodukte, Gluten, Alkohol, Zucker, zu viel Kaffee und stark verarbeitete Lebensmittel wirken sich negativ auf die Hormon Balance aus. Es wird also einmal der Lebensstil beleuchtet und geschaut, wo man ansetzen kann.
"Wir Frauen neigen dazu diese Wunden in unseren "Schoßraum" zu schieben und dort anzusammeln. Ich arbeite daher gerne mit Gebärmutter-Meditationen und Hüftöffnern um Wärme und Energie in die Schoßregion, die Gebärmutter, die Hüften und den Eierstöcken fließen zu lassen. Die Kontaktaufnahme zu den eigenen Geschlechtsorganen ist so wichtig"
Mir ist dabei auch wichtig, niemanden zu überfordern. Veränderung im Lebensstil sollten meiner Meinung nach etappenweise passieren, damit die guten Vorsätze nicht schon nach einer Woche über Bord geworfen werden. Es ist ja eine langfristige Investition in seine Gesundheit und keine Crash-Diät oder so. Eine der häufigsten Ursachen für Hormonprobleme ist übrigens Stress. Und dieser ist manchmal gar nicht so leicht zu identifizieren, da er in vielen Facetten kommt. Es hilft aber häufig schon, sich ein neues Stress-Mindset zu erarbeiten. Stress möchte uns ja etwas mitteilen, daher ist es für uns ein guter Anhaltspunkt, um mal zu schauen, was in unserem Leben Stress verursacht. Hier kommt dann auch Yoga zum Einsatz. Der spannendste Teil für mich, ist aber auch zu schauen, was da eventuell für Glaubenssätze oder Einstellungen zur Periode, zum Frausein, zum Kinderwunsch etc. oder zu sich selbst vorliegen. Heutzutage weiß man, dass Körper, Geist und Psyche über das endokrine System, das Zentralnervensystem und das Immunsystem miteinander verbunden sind. Gehirn und Körper lassen sich daher nicht so einfach voneinander trennen. Psychische und emotionale Faktoren haben so einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Für mich ist es daher unerlässlich auf physischer, psychischer, emotionaler und spiritueller Ebene auf die individuelle Situation meiner Klientinnen zu schauen.
Welche weiteren Faktoren, die Beschwerden auslösen können, begegnen dir häufig?
Tatsächlich können auch das "Tabu unserer Geschlechtsorgane" in der Gesellschaft, Traumata aus der Vergangenheit, unverarbeitete Wunden und Blockaden, Hormonbeschwerden auslösen. Wir Frauen neigen dazu diese Wunden in unseren "Schoßraum" zu schieben und dort anzusammeln. Ich arbeite daher gerne mit Gebärmutter-Meditationen und Hüftöffnern um Wärme und Energie in die Schoßregion, die Gebärmutter, die Hüften und den Eierstöcken fließen zu lassen. Die Kontaktaufnahme zu den eigenen Geschlechtsorganen ist so wichtig. Wir sind teilweise so abgekapselt von unserer Vagina/Vulva/Gebärmutter und trauen uns ja nicht einmal richtig ihre Namen auszusprechen. Es gibt ja im Deutschen nichtmal ein Wort, das diese drei Regionen miteinander vereint. Ich sage daher gerne Yoni, das kommt aus dem Sanskrit und ist ein tantrischer Begriff für die weiblichen Genitalien.
Das alles manifestiert sich auf körperlicher Ebene. Ich erlebe auch häufig, besonders beim Hormon Yoga, dass Frauen plötzlich wieder Regungen im Schoßraum wahrnehmen und während der Übungen ein Kribbeln, Wärme oder ein Ziehen spüren. Sowas macht mich einfach überglücklich!
Du möchtest deine Kundinnen zu Expertinnen ihres eigenen Zyklus machen – was erwartet Teilnehmerinnen deiner Seminare und Retreats?
Ich habe letztes Jahr mit meinen sechswöchigen Hormon Yoga Online-Kursen gestartet. Aktuell läuft auch wieder einer. Das ist wirklich ein so unfassbar hilfreiches Tool für uns Frauen. Hormon Yoga gibt uns die Möglichkeit, unsere Hormone auf natürliche Weise wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es ist aber auch ein sehr herausfordernder Yoga-Stil und keineswegs zu vergleichen mit einem geschmeidigen Vinyasa Flow! Es ist Teil der Yoga-Therapie und zielt darauf ab, das Hormonsystem zu regulieren. Dabei arbeitet man mit bestimmten Atemtechniken, Energielenkung und Visualisierung.
Einen Monat nach dem ersten Kurs hat eine Teilnehmerin mir stolz berichtet, dass sie ihre Periode nach 1,5 Jahren Post-Pill-Amenorrhoe wiederbekommen hat! Das zeigt einfach, wie toll Hormon Yoga ist und was es für uns Frauen tun kann. Wichtig ist aber, dass man regelmäßig übt.
In den Hormon Yoga Kursen aber auch in den Coachings gibt es immer einen Wissensteil. Mir ist wichtig, dass meine Teilnehmerinnen die Abläufe in ihrem eigenen Körper verstehen. Dadurch stärken sie die Verbindung zu sich selbst und sehen auch, wie unfassbar intelligent die Vorgänge in ihrem Körper und besonders ihr Zyklus ist.
Ich plane momentan einen vierwöchigen Online Kurs, in dem es darum geht, den Zyklus als Power weiblicher Kraft zu entdecken. In jeder Woche gehe ich explizit auf die eine der einzelnen Zyklusphasen ein und vermittle Wissen, das den Frauen dabei hilft, die verschiedenen Zyklusphasen optimal für sich zu nutzen und auch in ihrer Alltagsplanung zu berücksichtigen. Die Zyklusphasen gehen nämlich mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Energien, Emotionen und Gedanken einher. Wenn man sie versteht und achtsam mit sich ist, kann man diese Attribute zu seinem Vorteil nutzen! Das ist ganz toll.
Welche Frauen sprichst du in deinen Kursen an – und welche womöglich auch nicht?
Im Prinzip richtet sich mein Angebot an jede Frau, die ihrem eigenen Körper näher kommen und die Vorgänge im eigenen Körper besser verstehen möchte. Man muss ja auch nicht immer ein Problem haben, um etwas im Leben zu verändern. Für die Hormonbalance kann man präventiv schon einiges machen!
Irgendwann werden wir Frauen ja auch vom natürlichen Rückgang unserer Hormonproduktion eingeholt. Wenn man rechtzeitig anfängt, etwas für seine Hormone zu tun, dann wirkt sich das auch positiv auf Beschwerden in der Menopause aus. Ich glaube die meisten Frauen wünschen sich einen smoothen Übergang.
Aber ja klar, ich begleite wie gesagt Frauen mit hormonellen Problemen, PMS, Zyklusunregelmäßigkeiten, Frauen mit einem unerfüllten Kinderwunsch und weiteren Themen, die mit dem Frausein zu tun haben. Mir ist nur wichtig, dass meine Klientinnen eine ernsthafte Absicht haben, etwas verändern zu wollen und dass sie sich auf Methoden einlassen, die ihnen vielleicht erstmal fremd erscheinen. Eine gewissen Offenheit ist wichtig, besonders im Hormon Yoga. Die Arbeit geschieht aber durch meine Klientinnen selbst. Ich gebe nur Hilfe zur Selbsthilfe! Meiner Erfahrung nach passiert Veränderung nur, wenn man selbst davon überzeugt ist und bereit ist etwas dafür zu tun. Extrinsische Faktoren fruchten meistens nicht!
"Lange wurde uns Frauen nicht gestattet offen über unseren Körper und die dazugehörigen Vorgänge zu sprechen. Das merkt man auch noch total! Daher ist Feinfühligkeit super wichtig"
Glaubst du, man muss eine besondere Menschenkenntnis oder Empathiefähigkeit mitbringen, wenn man als Zyklusbotschafterin tätig ist?
Ich denke schon, dass es wichtig ist auch hinter die Fassade blicken zu können. Häufig liegen die Ursachen für hormonelle Beschwerden nicht direkt auf der Hand. Es erfordert schon, dass man den Menschen als Ganzes sieht und gezielte Fragen stellt, die zum Nachdenken anregen und vielleicht auch ein Umdenken auslösen.
Und natürlich muss man auch einfach sagen, dass es sehr intime, sensible Themen sind, die die Frauen mitbringen. Wir wissen ja, dass diese Themen noch lange nicht enttabuisiert sind. Lange wurde uns Frauen nicht gestattet, offen über unseren Körper und die dazugehörigen Vorgänge zu sprechen. Das merkt man auch heute noch total! Daher ist Feinfühligkeit super wichtig. Es sollen sich ja alle wohl fühlen und man muss sich eben erst einmal herantasten an diese Themen. Wir arbeiten ja alle schon so aktiv daran, dass unsere Körper enttabuisiert werden. Aber es ist meiner Meinung nach noch viel zu tun. Solange unsere Periode "schambehaftet" ist, mögen viele eben auch nicht so richtig gerne offen darüber sprechen.
Was sind deine Ziele als Zyklusbotschafterin und Yogalehrerin?
Ich wünsche mir von Herzen, dass sich die Perspektive auf den weiblichen Körper verändert. Dass wir offen über unseren Zyklus sprechen, unsere Menstruation nicht nur hinter vorgehaltener Hand thematisieren und anerkennen, was für ein wundervolles Geschenk es ist, ein zyklisches Wesen zu sein. Sehr viele Frauen verteufeln ihre Periode, weil sie eben schambehaftet ist und oft mit Beschwerden einhergeht. Ich möchte so sehr, dass sich das ändert. Dass erkannt wird, was es eigentlich bedeutet, zu menstruieren. Dass dies ja auch ein Vitalzeichen unserer Gesundheit ist und uns zu Wesen macht, die Leben schenken können. Wenn man seine weibliche "Superpowers" anerkennt, kann man so wundervoll im Flow mit seinem eigenen Zyklus leben. Das wünsche ich mir für alle Frauen.
Weitere spannende Infos zu Deria Frank sowie die Möglichkeit, ihre Seminare zu buchen, findet du auf ihrer Website!
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