40 werden für Newbies oder: Vom Nicht-Suchen und Finden der neuen Gelassenheit im Bett
Letztens lag ich bei einem sehr attraktiven Mann im Arm, als er mich schmunzelnd ansah und meinte: „Hätte ich früher gewusst, dass Sex mit 40 so gut wird, hätte ich mich all die Jahre gar nicht so gestresst.“ Das können wir jetzt als Kompliment an uns beide auffassen, dass wir es wirklich gut miteinander haben, aber eine nachträgliche Verifizierung in meinem Freundeskreis hat ergeben: Ja, wir hätten uns tatsächlich alle ein bisschen weniger stressen müssen! Überall hängt etwas, der Bauch, der Busen, auch mal ein Penis. Wir verbiegen uns nicht mehr in elegante Brezeln – wir hangeln uns an fleischigen Oberschenkel entlang zum nächsten Höhepunkt. Und es ist soo gut! Warum waren wir nicht früher 40?
Neue Gelassenheit: Kommst du heute nicht, kommst du eben morgen
Wenn ich mit meinem Freundeskreis zusammensitze, sind wir alle ein bisschen verlebt; wir alle auf unsere ganz eigene Weise. Eine kommt überarbeitet aus dem Büro, einer tauscht müde die Batterien vom Babyphone aus. Eine hat einen kräftigen Hangover, der nächste neuerdings einen Muskelkater: Er krault jetzt und datet den Schwimmlehrer. Will heißen: In unseren Zwanzigern und Dreißigern standen wir alle auf ungefähr den gleichen Positionen im Lebenslauf, aber inzwischen hat es sich kräftig gemischt. Mein Freundeskreis hat Partner*innen und Kinder jeden Alters, neue Jobs oder immer noch den alten, überarbeitet sich oder ist schon hinter dem Burn-out. Manche sind noch fit, andere stöhnen bereits beim Aufstehen. Aber wir alle haben jetzt seit über 20 Jahren Sex. Nicht miteinander, so wild sind wir nicht. Aber jede*r mit dem Partner oder einem aktuellen Date, dem neusten Crush, manchmal vielleicht auch heimlich mit der Tanzlehrerin der Kinder. Diese Erfahrung allein führt noch nicht zwangsläufig zu besserem Sex, aber zu mehr Humor und Gelassenheit. Kommst du heute nicht, kommst du eben morgen. Oder übermorgen auch einfach schnell mit dir selbst.
"Natürlich gibt es sie noch: die alte Scham, die peinlichen Momente oder dass wir uns gerade einfach nicht mit uns selber wohlfühlen. Aber dann reden wir darüber, abends mit dem Partner oder der Partnerin, an dem Küchentisch auf dem wir früher nicht nur die Steuererklärung ausgebreitet haben. Gut, das würden wir im Moment gar nicht mehr schaffen. Rücken und so."
Liebe Brezel, zieh dich warm an!
Wir haben Sex mit unseren leicht gealterten, etwas müden Körpern und während wir früher drauf geachtet haben, dass wir uns frisch rasiert und knackig in verschiedene Stellungen begeben, nehmen wir heute noch schnell die Batterien aus dem Babyphone, schlängeln uns durch behaarte Intimbereiche, benötigen weniger Stellungen, dafür aber viel mehr Humor! Wir Frauen wissen mehr mit unserem Körper anzufangen und haben uns selbst kennengelernt – vielleicht noch nicht perfekt, aber wir sind dran. Und den Männern ist der Begriff Orgasm-Gap in den letzten 20 Jahren auch mal über den Weg gelaufen und wir versuchen die Lücke nun gemeinsam zu schließen. Natürlich gibt es sie noch: die alte Scham, die peinlichen Momente oder dass wir uns gerade einfach nicht mit uns selber wohlfühlen. Aber dann reden wir darüber, abends mit dem Partner oder der Partnerin, an dem Küchentisch auf dem wir früher nicht nur die Steuererklärung ausgebreitet haben. Gut, das würden wir im Moment gar nicht mehr schaffen. Rücken und so. Aber da hoffen wir auf die 50er und 60er. Dann sind die Kinder aus dem Haus und wir haben wieder mehr Zeit für Yoga. Und dann, liebe Brezel, zieh dich warm an. Dann werden dieser wunderschöne Mann und ich miteinander im Bett liegen und sagen: „Was haben wir uns in den 40ern eigentlich so gestresst? Mit 50, meine Güte, ist das gut!“