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7 Bücher, über die ich im Januar und Februar gelacht, geweint und geschmunzelt habe
Wenn es in meinem zugegebenermaßen turbulenten Alltag eine Konstante gibt, dann ist es meine all-abendliche Lesezeit. Egal, wie spät es ist oder wie erschlagen ich vom Tag bin, Lesen ist für mich der perfekte Ausklang eines jeden Tages. Und so wanderten auch in den ersten beiden Monaten des Jahres 2021 neben einigen neuen Büchern auch ein paar alte Bekannte auf meinen Nachttisch.
Ich bin mit Martha und Betty von Berlin über die Schweiz bis nach Griechenland gefahren, ich habe in Shaker Heights, einem beschaulichen Vorort von Cleveland, eine perfekt unperfekte Familie kennengelernt und bin mit Konrad Lang durch seine Small World gereist – jedoch nicht, ohne hier und da laut aufzulachen, mich zu wundern, zu erschrecken und vielleicht auch das ein oder andere Tränchen zu verdrücken. Jedes der Bücher hat es dabei auf seine ganz besondere und einzigartige Weise geradewegs in mein Herz geschafft – und in mein Bücherregal. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass der ein oder andere Roman irgendwann noch einmal den Weg auf meinen Nachttisch finden wird.
Lucinda Riley: Die sieben Schwestern
Mit Maia, der ersten der sieben Schwestern, bin ich in das neue Jahr gestartet – und ich gebe zu, dass ich etwas skeptisch war. Ich mag Familienchronologien, bin aber nicht der größte Fan von klassischen Schmonzetten. Der erste Band von "Die sieben Schwestern" war definitiv mehr Familienchronologie als Schmonzette und hat mir somit einen wunderbaren Start ins neue Lesejahr beschert. Und dennoch müssen die weiteren sechs Bände der Reihe wohl noch ein wenig warten, bis sie auf meinem Nachttisch aka Lese-Stapel landen …
Lucinda Riley: Die sieben Schwestern, hier erhältlich
Taschenbuch: 576 Seiten
Margaret Atwood: Der Report der Magd
"Der Report der Magd" habe ich vor zwei oder drei Jahren schon einmal gelesen. Und irgendwie konnte ich einfach nicht anders, als mir das Buch noch einmal zu schnappen und mit Desfred in die provozierende Vision eines totalitären Staats, in dem Frauen keine Rechte haben, einzutauchen. So viel ist sicher: Auch beim zweiten Lesen war Margaret Atwoods Roman verstörend, intensiv und beängstigend – und dennoch schließe ich nicht aus, diesen packenden Roman irgendwann ein weiteres Mal zu lesen …
"Mit 'Der Report der Magd' hat sich Margaret Atwood in die Nachfolge von Aldous Huxley und George Orwell hineingeschrieben"
Der Spiegel
Margaret Atwood: Der Report der Magd, hier erhältlich
Taschenbuch: 416 Seiten
Lucy Fricke: Töchter
Die Reise der beiden Freundinnen Martha und Betty aus Berlin ist ehrlich, brutal, traurig und inspirierend. Tatsächlich habe ich beim Lesen diverse Eselsohren in einige Seiten geknickt, um besonders schöne, tragische und schmunzelnde Passagen schnell wiederzufinden.
Zwei Jahre lang hatte ich jeden Tag eine Pille genommen, langsam hochdosiert, bis ich nach Meinung des Arztes richtig eingesellt war. Mir hatte seine Sprache gefallen, mir gefiel, dass er mich mehrmals darauf hinwies, dass das Medikament keinesfalls abrupt abgesetzt werden durfte, sondern langsam ausgeschlichen werden musste. Das sollte auch für Beziehungen gelten, hatte ich gedacht, Menschen sollten sich ausschleichen, die Dosis niedriger werden, bis auf ihre Anwesenheit vollkommen verzichtet werden konnte. Jetzt aber lag ich in diesem unglückseligen Italien ohne eine einzige Tablette, und das war kein Ausschleichen, das war wie die Verkündung einer Trennung per Kurznachricht.
Lucy Fricke: Töchter, hier erhältlich
Taschenbuch: 235 Seiten
Celeste Ng: Kleine Feuer überall
Von Celeste Ng habe ich euch ja kürzlich erst erzählt. Darüber, dass ich mich wundere, wie es passieren kann, dass einige Bücher scheinbar vollkommen an mir vorbei gehen. Genau so war es nämlich mit "Kleine Feuer überall", ein Buch, das ich allen von euch wirklich empfehlen kann. Kurzweilig und intensiv, tiefgreifend und emotional, desillusionierend und verbitternd sind die Worte, die mir beim Lesen spontan in den Sinn gekommen sind und zu denen mir noch tausend weitere Begriffe einfallen, die meine Gefühle zu diesem Buch beschreiben.
"Bei Celeste Ng geht die bürgerliche Behaglichkeit in Flammen auf"
Antje Weber, "Süddeutsche Zeitung"
Celeste Ng: Kleine Feuer überall, hier erhältlich
Taschenbuch: 384 Seiten
Martin Suter: Small World
Ich gestehe: Ich habe noch nie zuvor ein Buch von Martin Suter gelesen. Bis jetzt. Bis Konrad Lang in mein Leben trat. Die Geschichte um den alten Herren ist traurig. Bitter. Einsam. Kurios. Und verdammt tragisch.
"Small World" mag das erste Buch von Martin Suter sein, das ich gelesen habe – es wird definitiv nicht das letzte sein. Und ich schließe darüber hinaus auch nicht aus, dass ich irgendwann ein weiteres Mal mit Konrad Lang in seine "Small World" abtauchen werde.
Martin Suter: Small World, hier erhältlich
Taschenbuch: 336 Seiten
Emma Cline: The Girls
Ich kann es mir nicht erklären, aber in den vergangenen Wochen hatte ich riesige Lust, bereits gelesene Bücher noch einmal zu verschlingen. So landete neben "Der Report der Magd" auch "The Girls" ein weiteres Mal auf meiner Leseliste. Der Wunsch nach Sichtbarkeit, den Evie vespürt, ist beängstigend, düster und überwältigend zugleich.
Dass ich aufsah, lag an dem Gelächter, dass ich weiter hinsah, an den Mädchen. Als Erstes fielen mir ihre Haare auf, die lang und ungekämmt waren. Dann ihr Schmuck, in dem sich das Sonnenlicht fing. Die drei waren so weit weg, dass ich nur die Konturen ihrer Gesichter erkennen konnte, aber das spielte keine Rolle – ich wusste, dass sie anders waren, als alle anderen im Park.
Emma Cline: The Girls, hier erhältlich
Taschenbuch: 352 Seiten
Nam-joo Cho: Kim Jiyoung, geboren 1982
Wie aus dem Nichts ist dieses Buch plötzlich sowohl in meiner Insta- als auch Real-Life-Bubble aufgetaucht – und ich konnte einfach nicht anders, als es mir zu bestellen. Zugegeben, durchgelesen habe ich es noch nicht, aber dieses Buch ist etwas Besonderes. Es ist großartig und erschütternd, persönlich und distanziert, ehrlich und unwahr.
Kim Jiyoung ist ein Mädchen, dessen Großeltern sich einen Jungen gewünscht hatten.
Kim Jiyoung ist eine Tochter, deren Vater sie dafür verantwortlich macht, wenn sie belästigt wird.
Kim Jiyoung ist die perfekte Angestellte, und sie wird trotzdem nicht befördert.
Kim Jiyoung ist eine Ehefrau, die ihren Beruf aufgibt für ein Leben als Hausfrau und Mutter.
Kim Jiyoung benimmt sich plötzlich seltsam.
Kim Jiyoung ist verrückt.
Kim Jiyoung ist wie jede Frau.
Nam-joo Cho: Kim Jiyoung, geboren 1982, hier erhältlich
Taschenbuch: 208 Seiten
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