Ich bin die Queen of Multitasking und wünsche mir manchmal, ich wäre nicht so gut darin
Höher, schneller, weiter – keine Frage, wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Wer erfolgreich sein will, muss viel können und machen – am besten gleichzeitig. So oder so ähnlich lautet das erstrebenswerte Motto vieler Menschen. Und um direkt mit einer Runde Real Talk einzusteigen: Auch ich neige dazu, mich selbst immer wieder übertreffen zu wollen in dem was, ich tagtäglich so anstelle. Denn ich bin – wie so viele andere Menschen auch – mit einer ganz besonderen Superkraft gesegnet: Multitasking – doch offen gestanden bringt mich eben diese Fähigkeit manchmal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs …
"Ich mag es, in kurzer Zeit möglichst viel zu erledigen und auf meiner imaginären (und realen) To-Do-Liste abzuhaken. Dass ich mir dabei aber vor lauter unerfüllten Aufgaben und selbst auferlegten To-Do's hier und da selbst in die Quere komme, konfrontiert mich immer wieder mit der Tatsache, dass der Tag nun einmal nur 24 Stunden hat – ganz egal, wie multitaskingfähig ich bin …"
Mein Arbeitsleben ohne Multitasking-Moves? Offen gestanden ist das für mich nicht vorstellbar. Nicht selten schreibe ich an mehreren Texten gleichzeitig, lese zwischendurch Artikel Korrektur, bin in diversen Slack- und anderen Chat-Kanälen unterwegs, lösche sprichwörtliche Brände und springe im nächsten Augenblick auch schon zur nächsten Baustelle. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir das Ganze keinen Spaß machen würde. Und am Ende des Tages blicke ich nicht selten zufrieden auf das, was ich gewuppt habe. Insofern kann ich für meinen Teil behaupten, dass meine Multitasking-Fähigkeit per se nichts Schlechtes ist. Und dennoch wünsche ich mir manchmal, weniger mit Krakenarmen, sondern vielmehr im Auftrag des Monotaskings unterwegs zu sein.
"Selbst beim Tippen der Zeilen für diesen Text ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich in andere der schier unzähligen geöffneten Tabs meines Browsers schaue, zu meinem Smartphone greife oder mal eben schnell eine Email beantworten will"
Eine Sache, mit der ich meine Multitasking-Skills nur zu gerne auslebe? Mit dem Konsum verschiedener Medien. So läuft beim Ausräumen der Spülmaschine in der Regel gefühlt immer irgendein Podcast und beim Wäscheaufhängen oder dem schnellen Gang zum Supermarkt werden Sprachnachrichten abgehört und aufgenommen. Während die Kaffeemaschine durchläuft, schicke ich mir selbst Memos, damit ich ja nichts vergesse und zwischendurch werden dann noch Instagram-Posts abgesetzt, kommentiert und Direct Messages beantwortet. Ja: Ich mag es, in kurzer Zeit möglichst viel zu schaffen und auf meiner imaginären (und realen) To-Do-Liste abzuhaken. Dass ich mir dabei aber vor lauter unerfüllten Aufgaben und selbst auferlegten To-Do's hier und da selbst in die Quere komme, konfrontiert mich immer wieder mit der Tatsache, dass der Tag nun einmal nur 24 Stunden hat – ganz egal, wie multitaskingfähig ich bin …
Wenn Monotasking plötzlich zur eigentlichen Challenge des Tages wird …
Selbst beim Tippen der Zeilen für diesen Text ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich in andere der schier unzähligen geöffneten Tabs meines Browsers schaue, zu meinem Smartphone greife oder mal eben schnell eine Email oder eine Sprachnachricht beantworten will. Frei nach dem Motto: Hier mal ein paar Sekunden aufs Handy gucken und dort mal wenige Momente zu einem anderen Thema switchen kann doch nicht so schlimm sein. Ist es vermutlich auch nicht. Aber sich voll und ganz für eine gewisse Zeitspanne auf e i n Thema zu konzentrieren, wäre vermutlich etwas besser …
So multitaskingfähig und stressresistent ich vermeintlich sein mag – dass das ewige Hin- und Herhetzen zwischen Themen, Workflows und To-Do's nicht gerade zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance führt, ist mir natürlich bewusst. Und tatsächlich nehme ich nicht selten wahr, wie sehr sich das alles-auf-einmal-machen-wollen-Streben tief in mein Inneres eingegraben hat: Denn möchte ich etwa am Abend in meinem Buch lesen, merke ich oft, wie schwer mir das fällt. Denn ein Buch zu lesen, bedeutet, einfach nur ein Buch zu lesen. Und sonst nichts. Ohne parallel Mails zu checken, durch Feeds zu scrollen, Podcasts zu hören, staubzusaugen und nebenbei versuchen die Welt zu retten. Dass ich vermehrt wahrnehme, wie schwer mir dieses Monotasking-Ding mitunter fällt, erschreckt mich, da bin ich ehrlich. Umso wichtiger sind sie vermutlich: die kleinen Challenges mit mir selbst, wenn es darum geht, einfach mal einen Gang runterzuschalten und mich schlicht und einfach mal damit zu belohnen, ein Buch zu lesen. Und sonst nichts weiter zu tun. Ob mir das manchmal schwer fällt? Oh ja. Aber wie auch im Work-Life ist es hier und da gar nicht mal verkehrt, nur einen Tab geöffnet zu haben …
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