Interview Marie Cosby

5 Fragen an Cosby-Sängerin Marie: „In Sachen Body Positivity geht noch mehr“

Hand aufs Herz: Wo stehen wir Menschen im Jahr 2022, wenn es um Akzeptanz geht? Oder um das Zulassen vermeintlicher Fehler? Wie viel Liebe und vor allem Selbstliebe steckt in uns allen? Und wie respektvoll gehen wir eigentlich mit dem Thema Diversität um? Um genau diese Fragen und die ein oder andere persönliche Antwort darauf geht es in "Better Version Of Myself", dem neuen Song der Band Cosby. Wie viel "Better Version of Myself" selbst in ihr steckt und als wie präsent sie Themen wie Diversity innerhalb der Musikbranche empfindet, hat uns Cosby-Sängerin Marie im Interview verraten.

Danke für deine ehrlichen Worte, liebe Marie!

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In eurer aktuellen Single "Better Version Of Myself" geht es um Diversity, Body Positivity, LGBTQIA+ und Selbstakzeptanz. Findest du, dass Diversity & Co. in der Musikbranche die nötige Sichtbarkeit erhalten?

Das ist ne fiese Frage, weil ich schon finde, dass wir in unserer Musiker/Künstler Bubble viel diverser aufgestellt sind als in anderen Branchen. 
Trotzdem habe ich schon das Gefühl, dass es auf den verschiedenen Streamingportalen und Musikplattformen schon eher an Diversität mangelt. Die Playlisten zum Beispiel sind meistens dann doch mit den gleichen Künstler:innen bepackt – da ist tatsächlich die Repräsentanz von Frauenstimmen schon ein Problem, also ist da noch ein ganz schöner Weg zu gehen.

Was bedeutet BVOM für dich ganz persönlich?

Der Song beschreibt ein Szenario, das so oder so ähnlich schon unzählige Male stattgefunden hat. Man hat 'nen Durchhänger und rafft sich auf, um sich bei 'nem Drink abzulenken. Dann steht man in irgendeiner Bar und merkt, dass der klägliche Versuch gescheitert ist und man sich immer noch wie ein Niemand fühlt. Im Gespräch mit Freund:innen kam zum Glück raus, dass alle diesen Abend schon mal hatten und irgendwie hat es das besser gemacht. Deswegen war es mir auch so wichtig, das Thema Selbstzweifel in einen Song zu packen, denn dieses Gefühl, nicht allein zu sein mit seinen Problemen, für die man sich manchmal ja auch schämt, ist beruhigend und hilft auch, zu akzeptieren. Ich glaube, ich werde immer ein bisschen auf der Suche nach der Besten Version von mir selbst sein.

"Das Thema Akzeptanz war immer eins, das mich total genervt hat, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass ich fehlerhaft bin. Aber tatsächlich war das der einzige Weg aus der Misere und heutzutage bin ich echt gut darin zu akzeptieren."

Wo stehen deiner Meinung nach die Menschen aus dem Jahr 2022, wenn es um Selbstakzeptanz geht?

Im Social-Media-Zeitalter ist es gerade für junge Menschen ultra schwierig, Selbstakzeptanz zu üben. Denn wenn man früher nur von seinem realen Umfeld gespiegelt wurde, so wird man es heute von der ganzen Welt. Hinzu kommt noch, dass die Social-Media-Bubble offensichtliche Tricks hat. Dazu gehören Filter, die dich so aussehen lassen, wie du denkst, dass du aussehen solltest oder eben auch der ausgewählte Content, der dazu führt, dass andere das Gefühl haben, man hätte 24/7 das geilste Leben. Die letzten zehn Jahre schien es, als wäre alles, was auf Social Media viralen Erfolg hat, durch und durch perfekt. Seit etwa zwei bis drei Jahren hat sich das ein bisschen gewandelt. Promis haben angefangen, sich umgeschminkt oder von ihrer nicht so fotogenen Seite zu zeigen und viele haben plötzlich offen über ihre Depression oder Selbstzweifel gesprochen. Der Trend zum Unperfekten ist schon spürbar und es tut den Follower:innen sicherlich gut zu sehen, dass auch ihre Idole nur Menschen sind.
Für meinen Geschmack geht da aber definitiv noch mehr – gerade wenn es um Body Positivity geht. Ich vermisse auch einfach die ungeschminkten, ungefilterten Gesichter, die mir auf der Straße im realen Leben begegnen.

Wie motivierst und inspirierst du dich auf deiner persönlichen Reise, die beste Version von dir selbst zu werden?

Ich hatte früher oft so komische Anfälle, wo ich mir sicher war, dass mich alle einfach nur scheiße finden – ohne Grund, ohne Anhaltspunkt – schlechtes Selbstwertgefühl halt.
Wenn mir meine Therapeutin dann keinen Fahrplan gegeben hat, was genau ich machen soll, wenn ich mich wieder in der Höhle der Selbstzweifel verkrochen hab, wurde ich stinkwütend weil so ein erbärmlicher Zustand ja nun wirklich nicht die beste Version von einem selbst ist.
Das Thema Akzeptanz war immer eins, das mich total genervt hat, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass ich fehlerhaft bin. Aber tatsächlich war das der einzige Weg aus der Misere und heutzutage bin ich echt gut darin zu akzeptieren. Wenn ich 'nen scheiß Tag erwischt habe, an dem ich picklig und schlecht gelaunt aufwache, dann akzeptier ich's jetzt einfach und irgendwie hat sich die Sache damit auch. Sich auch in Momenten zu akzeptieren, in denen man sich selbst nicht so toll findet ist echt gold wert, weil man so nicht in den Teufelskreis der nie enden wollenden Selbstverbesserung gerät. Die beste Version von mir selbst ist also eher eine Version, in der ich akzeptiere, dass ich gut bin, auch wenn es sich manchmal nicht danach anfühlt.

Was ist dein persönliches Learning aus den Gesprächen mit euren Darsteller:innen aus dem Video zu BVOM?

Boah, da hab ich einiges mitgenommen. Insgesamt kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich begeistert war wie jede:r Einzelne seinen Weg trotz der vielen offensichtlichen Gegenwinde geht und sich selbst treu geblieben ist. Wir alle wissen , wie schwer das ist.
Mich hat das extrem inspiriert und ich bin noch mehr Fan von jedem einzelnen geworden. Mein größtes Learning ist aber auf alle Fälle, dass Gespräche unheimlich wichtig sind. Wenn man einfach offen miteinander redet, gibt es keinen Grund zu "fremdeln" oder Vorurteile zu haben. Alles wird plötzlich ganz einfach und man merkt, dass man sich gar nicht so unähnlich ist. Im Kern haben wir alle die gleichen Themen, die gleichen Ängste, die gleichen Wünsche. Im Prinzip ist es ganz einfach in Kontakt zu kommen – einfach reden!

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