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Kinderwunschlos glücklich – eure Geschichten | Teil 2
Okay, wir geben es zu: Als wir euch kürzlich via Instagram darum gebeten haben, uns eure persönlichen Geschichten um euer selbstbestimmt kinderloses Leben zu erzählen, haben wir durchaus damit gerechnet, dass uns die eine oder andere emotionale und ehrliche Geschichte erreicht. Aber was ihr in den vergangenen Tagen mit unserem Postfach gemacht habt, ist einfach nur WOW! Und so wollen wir euch – ehe wir den zweiten Teil unserer Community-Reihe eröffnen – danken: für eure mutigen, ehrlichen, inspirierenden und empowernden Geschichten, die ein kinderwunschlos glückliches Leben sichtbar machen. Merci, ihr seid toll. Und nun wünschen wir euch viel Freude beim Lesen vier weiterer eurer Geschichten rund um euer kinderfreies Leben.
Hier könnt ihr übrigens den 1. Teil unserer Kinderwunschlos-glücklich-Reihe lesen.
„Ach, das kommt schon noch. Warte mal ab, bis du 30 bist“.
„Wenn du den richtigen Partner hast, willst du auch Kinder“.
„Bist du in Behandlung deswegen? Jede Frau möchte doch Kinder.“
„Das ist ganz schön egoistisch von dir. Außerdem, was willst du dann im Alter machen?“
„Du verpasst so viel! Es gibt keine tiefere Liebe als die zwischen einer Mutter und ihrem Kind“
Das sind nur einige Sätze, die ich mir anhören musste, wenn ich von meiner Entscheidung erzähle, keine Kinder zu wollen. Und das sind auch nur die harmloseren. Anscheinend ist es für viele Menschen ein persönlicher Angriff, wenn mal als Frau freiwillig keine Kinder möchte. Ein Angriff auf die eigenen Glaubenssätze, auf die Entscheidungen, die man im Leben getroffen hat, auf den Lebensweg, den man gewählt hat.
Seit wann ich weiß, dass ich keine Kinder möchte? Eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Als Kind habe ich nie mit meinen Puppen Familie gespielt. Später, als Teenagerin, als einige Freundinnen bei dem Anblick von Babys anfingen zu schwärmen und mitteilten, dass sie mindestens zwei Kinder später haben möchten, spürte ich nur ein Gefühl des Unverständnisses. Und ein Gefühl des Andersseins. Als ich älter wurde, und die ersten Freundinnen schwanger wurden, verstärkten sich diese Gefühle nur noch. Als ich miterlebte, was für ein tiefer Einschnitt Kinder für das Leben bedeutete, fühlte ich mich die meiste Zeit einfach nur schlecht. Klar, ich freute mich für meine Freundinnen, aber auf der anderen Seite merkte ich auch, dass ich das alles nicht wollte. Stimmte mit mir etwas nicht? Warum wollte ich keine Kinder? Musste ich einfach nur abwarten, älter werden, um endlich auch den Wunsch nach Kindern zu spüren?
Aber ich wurde älter und nichts änderte sich. Außer, dass ich mich mit meiner Entscheidung immer mehr wie eine Außenseiterin fühlte. Mit Mitte Zwanzig kam ich mit meinem damaligen Freund zusammen. Ich, die nie ein Familienmensch war, wurde auf einmal mit einer großen Schwiegerfamilie konfrontiert, in der sich ausnahmslos alle für das Lebensmodell Ehe-Familie-Kinder entschieden hatten. Und einer Schwiegermutter, deren größter Wunsch Enkelkinder waren. Selten habe ich so ein Gefühl des Ausgestoßenseins, des Falschseins, erlebt. Einerseits fühlte bzw. wusste ich, dass Kinder mich nicht glücklich machen würden. Aber auf der anderen Seite wollen ja anscheinend alle „normalen“ Frauen Kinder, also muss ja bei mir der Fehler liegen. Und so war jedes Familientreffen eine große Herausforderung für mich. Das Thema Kinder war omnipräsent, alle sprachen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.
"Ich bin diejenige, die dafür verantwortlich ist, das Leben zu führen, das mich glücklich macht. Und aus dieser Verantwortung heraus treffe ich Entscheidungen und wähle Optionen. Kinder gehören definitiv nicht dazu."
Und ich? Ich konnte, und, um ehrlich zu sein, wollte nichts dazu beitragen. Gab es nicht auch noch andere Themen, über die man sprechen konnte?
Erst Jahre später, nachdem ich einige Krisen durchgemacht habe und anfing, viele Dinge aufzuarbeiten, wurde mir klar, dass es völlig in Ordnung ist, keine Kinder zu wollen. Ich habe meine Gründe dafür. Gründe, die in meiner traumatischen Kindheit liegen, aber auch in meinem Charakter und in der Art und Weise, wie ich mein Leben führen möchte. Und das ist völlig in Ordnung. Ich bin diejenige, die dafür verantwortlich ist, das Leben zu führen, das mich glücklich macht. Und aus dieser Verantwortung heraus treffe ich Entscheidungen und wähle Optionen. Kinder gehören definitiv nicht dazu. Mittlerweile kann ich allerdings akzeptieren, dass es Menschen gibt, die das anders sehen. Und ich freue mich für sie. Wenn man weiß, dass Kinder zum eigenen Leben gehören, dann freue ich mich von Herzen für sie, wenn sie diesen Wunsch umsetzen können. Aber ich wünsche mir auch, dass man meine Entscheidung akzeptiert und mir nicht meine Vernunft abspricht, weil ich freiwillig keine Kinder möchte. Ich wünsche mir auch, dass es mehr Frauen gibt, die darüber reden oder schreiben, dass sie keine Kinder möchten. Mir haben schon immer Vorbilder gefehlt, die mir gezeigt hätten, dass ich nicht alleine bin. Dass es mehr sichtbare Frauen wie mich gibt.
Bereits mit 13 wusste ich, dass ich keine Kinder bekommen möchte. Für mich war das nie interessant. Ich bin mit 11 das erste Mal Tante geworden. Und ich fand das toll. Die Entwicklung des Kindes beobachten und begleiten zu dürfen. Aber eben als Tante – mittlerweile sogar zehnfache. Und daran hatte sich auch nichts geändert.
Mit 18 wollte ich mich sterilisieren lassen. So fest stand schon damals meine Entscheidung, keine Kinder zu bekommen. Doch, ich durfte mich nicht sterilisieren lassen. Weil, ich würde meine Meinung bestimmt noch ändern. Ich solle mal abwarten. Ich sei noch zu jung. Ich würde es bereuen! Und die Spirale wollte mir auch niemand einsetzen. Auf Grund möglicher Komplikationen, die dadurch entstehen können. Damals gab es ja nur die Kupferspirale. Damit blieb dann nur der Griff zur Pille, die ich nicht vertrage. Wassereinlagerungen, Zwischenblutungen extrem depressive Stimmung, Libido am Boden etc. Mein damaliger Freund meinte dann zu mir: „Setz die Scheiße bitte wieder ab.“ Dann blieb nur noch das Kondom und wie wir wissen, ist das auch nicht 100 Prozent sicher. So passierte es, dass ich zwei Mal ungewollt schwanger geworden bin und auch beide Schwangerschaften abgebrochen habe.
Es vergingen viele Jahre und auch ein paar Beziehungen. Und je älter ich wurde, ich bin jetzt 34, desto häufiger kamen die Nachfragen: „Na, wann wollt ihr euer erstes Kind bekommen?“ oder „Wann ist es denn bei euch soweit?“ Egal ob Familie, Freunde oder Bekannte. Ich erinnere mich an eine Situation, ich war vielleicht 26, da waren wir bei den Eltern eines Exfreundes. Ich weiß nicht mehr wie wir auf das Thema kamen, aber es ging um meine Schilddrüsenunterfunktion. Und der Vater meines Ex fragte dann: „Und hat das irgendwelche Auswirkungen auf eine Schwangerschaft?“ Und ich war echt baff. Einerseits, weil es mich völlig aus dem Blauen traf, das Thema stand nämlich bisher so nicht im Raum, und andererseits, weil ich in diesem Moment keine Lust hatte, wiedereinmal erklären zu müssen, dass ich keine Kinder möchte. Und ich weiß, dass sie sich Enkelkinder gewünscht haben. Ebenso meine Eltern. Deswegen habe ich auch damals immer versucht dieses Thema zu umschiffen, mit Phrasen wie: „Wir haben ja noch Zeit.“ oder „Mal schauen. Erst das Studium abschließen und dann sehen wir weiter.“ Ich wollte sie nicht desillusionieren oder verletzten. Irgendwann habe ich mir dann aber die Frage gestellt, warum eigentlich? Es ist meine eigene, persönliche Entscheidung und mit dieser muss ich leben. Ich bin nicht dafür da, die Wünsche und Vorstellungen anderer zu erfüllen. Mittlerweile gehe ich ganz offen damit um. Und selbst jetzt, mit 34, muss ich mir immer noch und immer wieder anhören: „Ach, wart mal ab, das kommt schon noch!“ NEIN! Soll ich es buchstabieren?
Aber es gab auch Momente in denen ich tatsächlich gezweifelt habe. Haben sie vielleicht recht? Kommt der Kinderwunsch irgendwann? Tickt die biologische Uhr wirklich? Oder ist das alles nur ein riesengroßer Haufen Scheiße der uns Frauen erzählt wird, damit wir uns doch noch in das gesellschaftlich anerkannte Bild einfügen?
"Ich ziehe meine Hut vor all den tollen Frauen da draußen, die sich für Kinder entschieden haben. Die tagein, tagaus die großen und kleinen Herausforderungen meistern. Verzweifeln, wieder aufstehen und weiter machen. Wirklich, bravo! Aber das ist nicht das, was ich mir für mein Leben wünsche oder vorstelle."
Was mich wirklich wütend macht, wenn dir gesagt wird: „Aber Kinder/Mutterschaft sind/ist so erfüllend.“ Damit wird dir suggeriert, dir fehlt was, wenn du kein Kind bekommst. Du bist nicht vollständig. Dem könnte man gut und gerne entgegenhalten, ob den Mütter nicht eher einen Teil von sich verlieren beziehungsweise aufgeben? Und das tun sie. Aber nein, da handelt es sich ja um eine Metamorphose. Du entwickelst dich weiter. Sorry, ich mag mich so, wie ich bin. Nicht auf die Uhr gucken, wenn ich arbeite. Danach mit einem Glas Wein in der einen und der Zigarette in der anderen Hand auf dem Balkon sitzen und essen bestellen. Nebenbei noch ein paar Telefonate führe, private oder berufliche.
Ich bin viel lieber die kluge Tante, die man alles fragen kann und die mit Rat und Tat da ist. Mit der man toben und lachen kann, die einem spannende Geschichten erzählt. Ich ziehe meine Hut vor all den tollen Frauen da draußen, die sich für Kinder entschieden haben. Die tagein, tagaus die großen und kleinen Herausforderungen meistern. Verzweifeln, wieder aufstehen und weiter machen. Wirklich, bravo! Aber das ist nicht das, was ich mir für mein Leben wünsche oder vorstelle. Was ich möchte, ist, dass meine Entscheidung akzeptiert und respektiert wird. #childfreebychoice damit daraus kein #regrettingmotherhood wird.
Ich bin 35 und habe in den letzten 15 Jahren gesagt, ich möchte „noch“ keine Kinder. Für mich ist das Konstrukt „Haus, Hochzeit, Kind“ nie das einzig Erstrebenswerte gewesen, auch wenn das einem Mädchen oder einer Frau von unserer Gesellschaft suggeriert wird. Selbstverwirklichung, Erfolg, Reisen und Inspiration sind genug, um ein Leben zu füllen – aber darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein. Jedenfalls war ich seit ich 17 war mit meinem Freund zusammen, bis vor zwei Jahren, darauf komme ich noch zurück. Wir haben das Leben genossen, ich habe meine Karriere vorangetrieben, zwei Studien, Masterabschluss, internationaler Job. Er hat seine Freiheit genossen, seine Karriere vorangetrieben und ab und an haben wir gecheckt, ob wir immer noch fine ohne Kind sind.
"Je älter ich wurde, desto mehr verknüpfte mein Umfeld mein „später“ mit „nie“. Und mir wurde immer öfter gesagt „Du willst ja eh keine Kinder“. Was ich nie gesagt hatte."
Unsere Freunde haben geheiratet und Kinder bekommen, und ich wurde immer gefragt „Wann ist es bei euch soweit?“. Vor allem meine Schwiegermutter schob die „Schuld, warum sie noch nicht Oma war“ (mein Freund war Einzelkind) auf mich und ich musste oft genug daran erinnern, dass wir zu zweit waren und diese Entscheidung – später Kinder zu bekommen und erstmal die Vorzüge von niedriger Miete, hohen Gehältern und Reisen und Feiern zu genießen – uns beiden gefiel. Je älter ich wurde, desto mehr verknüpfte mein Umfeld mein „später“ mit „nie“. Und mir wurde immer öfter gesagt „Du willst ja eh keine Kinder“. Was ich nie gesagt hatte.
Mit 30 bauten wir ein Haus und das Thema Kinder kam weiter nach vorn auf unserer Agenda. Und dann, als wir konkret darüber sprachen, die Erziehung gleichberechtigt (und zwar wirklich 50/50!) zu strukturieren und ich sagte, „Ich möchte mehr sein als nur Mama, ich hoffe, dass ich neben den Muttergefühlen auch noch was anderes fühle und nicht wie von einer Chemiekeule von meinen Hormone erschlagen werde“ war das „herzlos“ und „unverzeihlich“. Wie konnte ich als Frau nur so etwas äußern. Ich hätte es ja eh nie gewollt. Dass unsere Beziehung nach 16 Jahren am Ende nicht mehr gehalten hat, muss ich euch wahrscheinlich nicht erzählen. Und wozu war meine Einstellung gut? Ich konnte das Haus halten, ihn ausbezahlen, hatte die Möglichkeit zu entscheiden, wie ich weitermachen möchte, und war nicht finanziell abhängig. Ich habe einen neuen Freund, der unglaublich gern auch mehr als 50% Care Arbeit übernehmen würde. Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere, an der ich mit einem stabilen und interessanten Lebenslauf viele Möglichkeiten hätte, aber bin auch bei meinem Arbeitgeber nach wie vor erfolgreich und zufrieden. Wir werden wohl bald versuchen ein Kind zu bekommen, weil es sich derzeit in meinem Leben richtig anfühlt.
Long Story short:
- Ich wurde mein ganzes bisheriges Erwachsenen-Dasein als „anders“ bezeichnet.
- Der soziale Druck der Schwiegermutter war für mich nur schwer zu tragen.
- Meine Mutter, die mich sehr unabhängig erzogen hat, war dadurch mehr „Kontra-Baby“ als sie hätte sein müssen.
- Wie interessant, dass es bei Frauen immer um die Frage nach einem Kind geht, als wäre das das einzige wirklich erstrebenswerte Ziel. Und als könnte eine Frau nicht auch „neben“ ihrer Karriere ein Kind bekommen.
- Und wie traurig, dass ich mit der Einstellung der 50/50 Care Arbeit in meinem Umfeld im 21. Jahrhundert noch immer so allein dastehe.
- Wie schnell wird pauschalisiert und welche Vorurteile bestehen gegen „noch“ Kinderlose?
- Ich bin eine „herzlose“ Frau, wenn ich auch anderes als Mama-Gefühle fühlen will.
Mein Name ist Marion, ich bin mittlerweile 29 Jahre alt und seit zwei Jahren sterilisiert. Ich wusste schon sehr früh, dass ich keine Kinder bekommen möchte. Mit 13 habe ich mit selbstverletzenden Verhalten angefangen, mit 15 wurde Depression diagnostiziert. Ich fand Kinder damals schon anstrengend und nervig, wenn ich sie im Bus oder im Supermarkt gesehen und vor allem gehört habe. Bereits mit 13 habe ich angefangen die Pille zu nehmen, aus Angst, von einem Vergewaltiger schwanger zu werden. Dann hatte ich mit 18 meine erste ernsthafte Beziehung. Wir waren beide in der Ausbildung, ein Zusammenziehen stand im Raum aber auch erst nach der Ausbildung und Kinder waren nie Thema. Wir waren ja eh zu jung. Nachdem diese Beziehung zu Ende war, bin ich ins Datingleben gekommen. Jeder Typ fragte mich, ob ich Kinder habe oder welche kriegen will. Ich hab meist gesagt, fürs Kinderkriegen bin ich noch zu jung, Mal sehen, was noch so passiert.
"Kurz darauf wurde ich sterilisiert und als ich aus der Narkose aufgewacht bin und meine Wunden gesehen habe, habe ich gelächelt und mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich war total erleichtert, nie wieder Angst vor einer Schwangerschaft haben zu müssen. "
Dann habe ich meinen vermeintlichen Mann fürs Leben kennengelernt, wir sind schnell zusammen gezogen und uns war klar: Kinder wollen wir nicht. Ich habe einen Hund mit in die Beziehung gebracht, der war bzw. ist anstrengend genug. Der Hund ist noch da, der Mann nicht mehr. Wir haben doppelt verhütet und trotzdem hatte ich Angst, schwanger zu sein, wenn die Periode ausblieb. Dieses Gefühl, mir einen Test zu kaufen und das Ergebnis abzuwarten, war die Hölle. Einmal bin ich sogar zusätzlich noch zur Frauenärztin um eine Ultraschall machen zu lassen, weil ich es zu 1000% ausschließen wollte. Diese Angst, ungewollt schwanger zu werden, war immer da. Also habe ich mich über Sterilisation informiert. Überall las ich, junge Frauen unter 30 sterilisiert ja niemand. Dann bin ich aber durch Zufall auf eine Klinik gestoßen, in der sich bereits jüngere Frauen haben sterilisieren lassen. Ich habe den Gedanken einige Zeit mit mir rumgetragen. Mittlerweile war ich mit meinem jetzigen Lebensgefährten zusammen und über die Kinderlosigkeit waren wir uns einig. Da für ihn eine Vasektomie nicht infrage kam, entschied ich mich für die Sterilisation. Termin zum Vorgespräch gemacht und es wurde nur kurz gefragt, ob ich mir sicher sei und warum denn, ich habe meine Depressionen aufgeführt und dann war die Ärztin auch zufrieden. Mir wurden die Kosten aufgezeigt und ein Termin zur Durchführung gemacht. Ich konnte wählen zwischen wieder herstellbar und irreversibel. Bewusst entschied ich mich für den irreversiblen Eingriff.
Dann sprach ich mit meinen Eltern drüber, weil ich den Hund bei ihnen parken wollte. Die erste Reaktion war "Was sagt denn Y dazu?". Er war beim Gespräch dabei und sagte, dass es mein Körper ist und er ja sowieso auch keine Kinder will. Ob ich mir denn wirklich sicher sei, ich sei ja noch so jung. Zu dem Zeitpunkt war ich 26, kurz vor meinem 27. Geburtstag. Kurz darauf wurde ich sterilisiert und als ich aus der Narkose aufgewacht bin und meine Wunden gesehen habe, habe ich gelächelt und mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich war total erleichtert, nie wieder Angst vor einer Schwangerschaft haben zu müssen. Mein Partner hat seinen Eltern auch davon erzählt und sie haben es hingenommen. Da wurde nicht nachgefragt oder diskutiert. Mein Bruder hatte damals eine Freundin, die mittlerweile seine Frau ist, die ihren Sohn mit in die Beziehung gebracht hat und daher war für meinen Bruder klar, er wird nie selbst Vater. Das war immer okay für meine Eltern, aber bei mir hat es Jahre gedauert, bis sie das akzeptiert haben. Nach der Sterilisation war klar: Sie werden nie eigene Enkel bekommen. Es ist so bekloppt, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie es meinen Eltern oder auch meinen Schwiegereltern damit geht. ICH bin vollkommen glücklich mit dieser Entscheidung, auch zwei Jahre später noch.
Mittlerweile wenn das Thema aufkommt, je nach Umfeld, sage ich nur "Ich kann keine Kinder bekommen" und meist merken die Leute dann, wie übergriffig und unangebracht diese Frage ist. In meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis habe ich es sehr offen kommuniziert und stoße häufig auf Verständnis aber auch Verwunderung, dass mich jemand so früh sterilisiert hat. Es sind schon einige Freundschaften in die Brüche gegangen, weil auf einmal Kinder da waren. Ich kann mit Kindern nix anfangen und ich konnte meinen Hund nicht mehr mit zu Besuchen nehmen, weil er mit schreienden und hektischen Kindern einfach nicht klar kommt. Und das Leben der Freundinnen dreht sich nur noch ums Kind. Daher habe ich diese Freundschaften aufgegeben. In der Nachbarschaft leben viele junge Familien mit Kindern. Das ist für mich eine kurze Zeit erträglich aber ich bin auch froh, wenn wieder Ruhe ist. Und noch froher bin ich, dass es nicht meine Kinder sind. Ich bereue meine Entscheidung nicht eine Sekunde und liebe mein selbstbestimmtes kinderloses Leben mit Mann und Hund. Zudem habe ich jetzt ein viel unbeschwerteres Sexleben.
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