Liebeskummer
Unsplash/Chris Barbalis

Als der Nette mir das Herz brach …

To cut a long intro short:
Ich bin 43 und seit sieben Jahren Single. Was ich beim Dating erlebt habe, möchte ich seit Jahren als Buch veröffentlichen. Mache ich vielleicht auch noch. Der Eigenverantwortung Tribut zollend, wollte ich schauen, was ich dazu beitragen kann, die „Guten“ zu finden …

"Montag Abend schickte Franz eine kurze Sprachnachricht: Ich sei eine wundervolle Frau, aber er wolle das nicht weiterführen. Selbstverständlich könnten wir nochmal sprechen. Wir sprachen nie wieder. Mein Anruf, meine Sprachnachricht, drei Wochen später mein Brief: Alles blieb unbeantwortet. Ich hörte nie wieder von ihm."

Und so begann ich letzten Sommer explizit nach den sogenannten nice guys zu schauen. Und meiner Intuition folgend, begegnete mir auch zeitnah einer auf der gelben Bienchen-Dating-App. Nennen wir ihn Franz. Er schrieb von Anfang an unglaublich viel, interessierte sich für mich und war höflich und respektvoll. So sehr, dass mir doch vor Langeweile fast die Stricknadel in den Kamillentee gefallen wäre. Das erste geplante Treffen sagte ich ab. Und dann setzte ich mich hin und ging mit mir selbst streng in medias res: Der Mann ist gut. Triff den, Himmelherrgott nochmal (ich bin nicht gläubig, man verzeihe mir). Und dann machten wir für einen Samstagabend im August ein weiteres Date aus. Bei der Restaurantauswahl und meinen Vorlieben legte er sich so ins Zeug, dass ich mich sehr auf das Date freute. Wir trafen uns am Restaurant und als ich überpünktlich die Straße entlang kam, stand Franz schon davor und wartete. Als ich ihn sah und er mich anlächelte, kam ein warmes „Ja“ in mir auf. Noch nie hatte ich so ein positives und wohliges Gefühl ab Sekunde eins. Und das sollte sich in den nächsten Wochen nie ändern …

Den verbleibenden Abend verbrachten wir bis weit in den Morgen und knutschten auf seinem Balkon. Wir sahen uns bis zu viermal die Woche, und entgegen der ersten Nacht gingen wir die Intimität von dort an langsamer an. Wir hatten keinen Sex, weil er warten wollte. Und mit jeder Woche, die verging fand ich den Gedanken, dass Franz das so entschieden hatte, schöner und es gab mir ein sicheres und wohliges Gefühl. Ich merkte, wie sehr ich mich zuvor verschätzt hatte, was die Wichtigkeit des Sex’ betraf. Das, was mir in der Vergangenheit so wichtig schien, hatte ich bereits mit Franz: Emotionale und körperliche Nähe. Er plante die Dates, fragte nach meiner freien Zeit, kochte für mich, hatte meine Lieblingsspeisen zuhaus, schrieb jeden Tag längere Nachrichten, stellte sich gemeinsame Urlaube mit mir vor, lud mich zu einem Ball vier Monate später ein, interessierte sich für meine Gesundheit und Werte … Generell verging nie eine längere Zeit, in der wir nicht Händchen hielten, uns umarmten, küssten oder zumindest in die Augen schauten und sprachen. Egal, ob zuhaus, im Auto oder in der Öffentlichkeit. Auch bei uns war nicht alles perfekt, aber wie ich Franz in einem späteren Brief schrieb: Wenn ich die perfekte Backmischung will, muss ich in eine Konditorei und nicht ins echte Leben. Zu keinem Zeitpunkt hatte er meine Intuition auf Alarmbereitschaft gebracht. Bis zu jenem Sonntag im September …

… da sah ich ihn das letzte Mal. Mein Bauch wusste es, mein Kopf noch nicht. Montag Abend schickte Franz eine kurze Sprachnachricht: Ich sei eine wundervolle Frau, aber er wolle das nicht weiterführen. Selbstverständlich könnten wir nochmal sprechen. Wir sprachen nie wieder. Mein Anruf, meine Sprachnachricht, drei Wochen später mein Brief: Alles blieb unbeantwortet. Ich hörte nie wieder von ihm. Ohne Antwort zerbrach mein Herz in 1000 Teile … Ich war verliebt und dachte, er lerne demnächst Familie und Freunde kennen. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass auch er verliebt war. Das Ergebnis bleibt. Noch Monate habe ich mir den Kopf zerbrochen – ich musste mir die Antworten selbst geben und glaube, dass ich zumindest annähernd richtig mit meinen Spekulationen liege … Aber sicher weiß ich es nicht. Sicher weiß ich nichts. Auch nicht, wann ich wieder jemandem vertrauen kann oder will.

"Ich weiß, dass es schlimmere Geschichten gibt (auch für mich) und dass wir uns nie eines Menschen sicher sein können, und dass das nicht das erste Mal und vielleicht nicht das letzte Mal war, dass mir so etwas oder ähnliches passiert."

Franz, wenn du das liest: Was auch immer dich diesen Schritt hat gehen lassen … Du hattest auch mir gegenüber eine Verantwortung. Und der bist du zum Schluss nicht nachgekommen. Du, der Nette, hast mir das Herz gebrochen.

Ob ich dennoch etwas Tröstliches mitnehmen konnte? Ja. Das, was ich mit und bei ihm hatte, ist das, was ich grundsätzlich möchte. Wie ich mir einen Mann an meiner Seite vorstelle. Und ich mochte den Menschen, der ich bei ihm war.

Ich weiß, dass es schlimmere Geschichten gibt (auch für mich) und dass wir uns nie eines Menschen sicher sein können, und dass das nicht das erste Mal und vielleicht nicht das letzte Mal war, dass mir so etwas oder ähnliches passiert. Ich weiß aber, dass es viele Gründe gibt, warum es mich dieses Mal emotional so komplett weggehebelt hat. Und diese Trauer und Fassungslosigkeit habe ich zugelassen … Und das werde ich immer wieder so handhaben. Ich verdränge nicht. Ich fühle und leide. Und ich denke, dass die Menschen weniger kaputt wären, gingen viele diesen Weg …

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