40 werden
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40 werden für Newbies oder: Sollte ich noch flink ein Haus kaufen, damit ich glücklich werde?

In drei Monaten werde ich 40 Jahre alt und das fühlt sich für mich ein bisschen gruselig und sehr schön zugleich an. Schön ist die neue Gelassenheit, mit der ich vor ein paar Jahren noch nicht durchs Leben gegangen bin und die sich ein bisschen so anfühlt wie bei Sonnenaufgang durch Kalifornien zu cruisen. Fenster runter, Arm raus … Einzig der Blick in den Rückspiegel lässt mich kurz erschaudern und ganz flott in einer neuen Realität ankommen: Sehe ich auf meiner linken Wange noch den Kissenabdruck von einer weniger wilden Nacht?

"Meine Oma meinte vor ein paar Tagen zum Beispiel: „Resi, mit 40 solltest du wissen, wo du stehst. Bis dahin hast du all das Große und Wichtige festgelegt und dann baust du darauf auf.“ Und da dachte ich, puh. "

Eigentlich hatte ich gehofft, die entspannende Weisheit des Älterwerdens setze nicht gleichzeitig mit dem morgendlich anhaltenden Abdruck eines Kopfkissens in meinem Gesicht ein. Ich dachte: erst Gelassenheit, dann Haut. Da ich das nicht alleine durchstehen möchte und Humor immer hilft, werde ich euch in den kommenden Wochen ein bisschen mitnehmen – geteiltes Leid ist halbes Leid und so.

Aber was sind die Themen, die mich persönlich so umtreiben und geht es anderen auch so? Meine Oma meinte vor ein paar Tagen zum Beispiel: „Resi, mit 40 solltest du wissen, wo du stehst. Bis dahin hast du all das Große und Wichtige festgelegt und dann baust du darauf auf.“ Und da dachte ich, puh. Ich hab einen pinken Flohmarkt-Sessel, den ich ganz cool finde. Dann habe ich eine Tochter (die Tollste!), einen kleinen Notgroschen für schlechte Zeiten und ein Auto, das noch für ein paar Camping-Abenteuer zu haben wäre. Reicht das, um 40 zu werden? Oder muss ich in den kommenden drei Monaten noch ein Haus kaufen, um glücklich zu sein?

"Ich nehme mein Leben so an, wie es nun mal gerade ist. Und ich baue alles, was kommt, auf mir selbst auf und nicht auf den Meilensteinen, die ich bisher erreicht habe –oder eben auch nicht. Annehmen, das ist etwas für mich!"

Seit ich ein Kind habe, denke ich tatsächlich sehr viel darüber nach, irgendwo anzukommen. Ich denke darüber nach, wo ich ankommen sollte und wie ich ankommen sollte und auch mit wem ich ankommen könnte. Und seit ich getrennt lebe, denke ich relativ häufig, dass ich so ja gar nicht ankommen will. Alleinerziehend, mhh. Aber geht es im Leben wirklich ums Ankommen und nicht viel mehr ums Annehmen? Wir kommen schon alle irgendwo an: bei uns, mit einem anderen Menschen, an einem Ort, von mir aus auch bei Gott, mit einer absoluten Lieblingstätigkeit, was auch immer. Viele laufen auch jahrelang gar nicht erst los, einige bleiben direkt, wo sie sind und andere denken, sie seien angekommen, um viel später festzustellen, dass es am komplett falschen Ort war. Ankommen haben wir oft auch gar nicht selber in der Hand. Annehmen, das ist viel schöner! Ich nehme mein Leben so an, wie es nun mal gerade ist. Und ich baue alles, was kommt, auf mir selbst auf und nicht auf den Meilensteinen, die ich bisher erreicht habe – oder eben auch nicht. Annehmen, das ist etwas für mich! Das klingt nicht so passiv, das hab ich ein bisschen mehr in der Hand.

Die Sache mit dem 40 werden – und den Meilensteinen

Insofern kann ich meiner Oma ganz beruhigt antworten: Ich bin nicht da, wo ich ursprünglich mal hin wollte, aber vermutlich jetzt, mit fast 40 Jahren, im Moment mal sein sollte. Wenn ich mich so annehme, wie ich nun mal gerade bin, etwas zu müde, etwas zu grau, mit vielen guten Tagen und einigen wilden, dann passt das grundsätzlich schon so. Ich hab einige Meilensteine ausgelassen, die ich vor 20 Jahren noch fest auf der To-Do-Liste hatte – und bei einigen bin ich ziemlich froh drum. Es gibt inzwischen ein paar Themen, die ich quasi altersmilde weglächel und einige Pläne, die mein Herz viel höher schlagen lassen. Kurz bevor ich 40 werde, hänge ich so ein bisschen mittendrin und das fühlt sich an manchen Tagen frei, wild und wunderbar an und an einigen etwas unruhig. Mir schwant auch, dass sich als Frau nun einiges verändern wird und ich merke es Körper und Geist auch schon ein bisschen an, ob ich möchte oder nicht …

Lasst uns also gemeinsam ein Jahr älter werden … eins von den Jahren, die vielleicht nicht ganz spurlos vorüberziehen. Aber wer weiß das vorher schon? 25 oder 36 Jahre alt werden ist vielleicht viel wilder!

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