Montage; Foto: unsplash/Pim Chu
Warum vielbeschäftigt und produktiv sein nicht dasselbe ist – und auch ich das erst einmal lernen musste
Der Wecker klingelt. Stress. Schnell, schnell aufstehen, fertigmachen und an den Schreibtisch setzen. Denn es gibt viel zu tun. So wie jeden Tag. Oh Mist, der halbe Tag ist schon vorbei. Noch nichts geschafft. Stress. Gedankenkarussell. Herzrasen. Nanu? Schon wieder Abend? Herrje, noch so viele unerledigte To-Do's auf der Liste. Was nun?
So oder so ähnlich sah lange Zeit mein beruflicher Alltag aus. Vielleicht nicht an jedem Tag, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es sei nicht ab und zu vorgekommen. Am Ende jener besagten Tage ging ich unzufrieden ins Bett, mein innerer Tiefstapler drehte beinahe durch aus lauter Sorge vor den ganzen Aufgaben, die am nächsten Tag auf uns warteten und jetzt mal ehrlich: Natürlich habe ich mich gefragt, wie es bitte passieren konnte, dass ich den kompletten Tag am Schreibtisch sitze, absolut geschafft vom Tag bin und gefühlt gerade einmal die Hälfte all meiner To-Dos's abgehakt habe …
Die Tatsache, den lieben langen Tag am Schreibtisch – in dem festen Glauben super-busy zu sein – zu sitzen und am Abend auf eine noch längere To-Do-Liste zu blicken als am Morgen, ist frustrierend. Klar, das kann natürlich mal passieren, denn manchmal grätscht uns natürlich auch einfach mal das Leben in den Tag und crasht vermeintlich durchgetaktete Workflows. Was aber, wenn sich hier ein kleines Muster einschleicht? Wenn man immer häufiger das Gefühl hat, nichts gerissen zu haben? Dabei sitzt man doch den ganzen Tag am Schreibtisch, haut in die Tasten wie verrückt und googelt munter vor sich hin. All das ist gewissermaßen hinfällig, wenn der abendliche Blick auf die erledigten Tasks aber zeigt, wie wenig Produktivität bei dem ganzen Stress zustande gekommen ist …
"Das Zeitfenster unserer Kreativität und Produktivität ist begrenzt – da hilft es auch nichts, wenn wir uns vorgaukeln, super busy zu sein, nur weil wir bereits seit zehn Stunden am Laptop sitzen …"
Das Phänomen à la "Vor lauter Stress schaffe ich meine Arbeit nicht" ist sicher keine Seltenheit. Und auch ich musste mich bereits das ein oder andere Mal nach einem richtig anstrengenden Tag mit Stress, Stress und nochmal Stress damit konfrontieren, dass vor lauter Hektik und "Oh Gott, ich hab' so viel zu tun"-Vibes nicht wirklich viel Produktives herumgekommen ist. Das ist frustrierend, keine Frage. Aber menschlich.
Am Ende muss man sich eigentlich nur eine einzige Frage stellen: Schaffe ich automatisch mehr in meinem Job, nur weil ich fleißig bin und lange am Schreibtisch sitze? Meine Antwort: Nein! Nicht ohne Grund gibt es Verfechter und Modelle des Vier-Stunden-Arbeitstages oder sogar der Vier-Stunden-Woche. Denn de facto wissen wir doch alle: Das Zeitfenster unserer Kreativität und Produktivität ist begrenzt – da hilft es auch nichts, wenn wir uns vorgaukeln, super busy zu sein, nur weil wir bereits seit zehn Stunden am Laptop sitzen …
Zu verinnerlichen, dass es zwischen beschäftigt sein und produktiv sein einen Unterschied gibt, hat auch bei mir etwas gedauert. Denn so sehr einem diese Weisheit in der Theorie logisch erscheinen mag – das Ganze in die Praxis und am Schreibtisch umzusetzen, steht auf einem anderen Blatt Papier.
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