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Warum kinderlose Frauen dazu verdammt sind, „beschädigte Ware“ zu sein
Lasst uns diesen Beitrag mit einer typischen Titelzeile eines Gossip-Magazins beginnen: „Jennifer Aniston – steckt hinter diesem strahlendem Lächeln der unerfüllte Wunsch nach Kindern?“ Was für den einen eine gelungene Titelstory ist, ist für den anderen mitunter ein echtes Aufregerthema – auch für mich. Keine Sorge: Es soll hierbei nicht darum gehen, eine Fallanalyse darüber abzuhalten, was es mit der gewollten oder ungewollten Kinderlosigkeit von Jennifer Aniston auf sich hat. Vielmehr geht es mir um folgendes: nämlich die Tatsache, dass viele Menschen (immer noch) denken, eine Frau könne nur dann ein erfüllltes Leben führen, wenn sie Mutter ist.
Frauen sind nur dann in ihrer Rolle als Frau erfüllt, wenn sie Mutter werden durften. Was viele Mamas und auch (Noch-)Nicht-Mamas vermutlich sofort unterschreiben würden, stellen andere wiederum in Frage, mich eingeschlossen. Denn kinderlos zu sein, bedeutet nicht, noch nie etwas geboren zu haben. Kinderlos zu sein, bedeutet nicht, noch nie als Mutter, Gründerin, Ideenfinderin oder Initiatorin einer Vision oder eines Projekts tätig gewesen zu sein. Und weiter: Kinderlos zu sein, bedeutet erst ebenso wenig, nicht erfüllt zu sein.
In erster Linie sollte doch jeder Mensch für sich definieren dürfen, was er darunter versteht, erfüllt zu sein. Jede:r von uns hat individuelle Vorstellungen, Wünsche und Träume vom Leben – wäre es da nicht etwas eintönig, wenn wir alle unser inneres Glück ausschließlich über das Kinderkriegen definieren würden?
Über kinderfreie Frauen wird gesprochen, diskutiert, debattiert
Und dennoch: Der gesellschaftliche Druck, der Frauen geradezu vorschreibt, Mutter werden zu müssen, ist präsent. Er ist für viele Frauen sogar omnipräsent und hemmt nicht wenige von ihnen in ihrer bewussten Entscheidung, ein Leben ohne Kinder zu führen. Denn wer sich gegen gesellschaftliche Normen stellt, ist in den Augen vieler eine Art Störfaktor. Über Frauen, die sich für ein kinderfreies Leben entscheiden, wird gesprochen, diskutiert, debattiert. Aber warum? Über Frauen, die sich für ein Leben mit Kind entscheiden, wird das immerhin auch nicht getan. Am Ende soll doch eigentlich nur eines im Vordergrund stehen: dass wir ein erfülltes Leben führen wollen. Also, liebe Skeptiker und Zweifler da draußen: Dann lasst uns dieses Leben auch bitte führen!
Und vielleicht muss dieser Beitrag doch mit den Worten jener klugen Frau beendet werden, von der ich anfangs geschrieben habe – Jennifer Aniston. Diese sagte vor einigen Jahren in einem Interview nämlich folgendes: „Es liegt ein Druck auf Frauen, Mutter zu werden und wenn sie es nicht werden, dann sind sie dazu verdammt, beschädigte Waren zu sein. Vielleicht liegt der Sinn meines Lebens nicht darin, mich fortzupflanzen. Vielleicht gibt es andere Dinge, die ich tun soll.“
Ihr sprecht mir aus der Seele. Ich lebe in einem dank meiner berutflichen Leistung abbezahlten Haus, das ich seit 10 Jahren selbst saniere. Zu allem Überfluss habe ich auch noch Katzen (!), die garantiert von meinen Nachbarn als „Kinderersatz“ interpretiert werden. Wäre ich ein Mann, wäre das, was ich auf die Beine gestellt habe, eine tolle Leistung. Aber die Nachbarschaft der Muttis lässt mich ganz deutlich spüren, dass ich hier ein Fremdkörper bin. Vermutlich empfinden sie mich sogar als Bedrohung, denn während sie damit beschäftigt sind, die Fassaden ihres Familienglücks aufrecht zu erhalten, lebe ich wesentlich selbstbestimmter. Und nein, wenn ich mir die Nachbarskinder in ihrer ganzen sozialen Inkompetenz und ihrem „Ich!“-Geschrei so ansehe, vermisse ich eigene Kinder wirklich nicht.