Blicken wir einmal auf den Klassiker des Frage-Antwort-Spiels: Auf die Frage „Wie geht es dir“ erwartet man ein reflexartiges „gut“. Kommt auf das obliagtorische „Wie geht’s?“ ein „Nicht so gut“ ist sie bei den meisten Menschen da: die Unsicherheit, die Unbeholfenheit, die Angst vor den Nachfragen.

Auf eine Frage wie „Wie sieht es denn bei euch aus mit dem Kinderwunsch?“ oder „Na, versucht ihr auch schon, schwanger zu werden?“ erwarten die meisten Menschen logischerweise eine bestätigende Antwort à la „Ja, wir wollen definitiv eine Familie gründen". Dass es sich hierbei um Fragen handelt, die übergriffiger nicht sein könnten, vernachlässigen viele Menschen. Denn für viele gehören Fragen dieser Art schlichtweg zum Fragenkatalog der gepflegten Konversation. Was aber, wenn auf eben solche Fragen eine eher ernüchternde Antwort folgt? Im Stil von „Es klappt leider nicht bei uns“, "Wir hatten bereits eine Fehlgeburt" oder eben „Eigentlich möchten wir keine Kinder“?! Bei dem Gegenüber stellt sich wie auf Knopfdruck die bereits beschriebene Unbeholfenheit ein. Oft werden keine weiteren Nachfragen gestellt, zu groß ist die Unsicherheit, die peinliche Berührtheit – und eben auch das Bewusstsein dafür, dass die gestellte Frage doch übergriffiger war, als man zunächst angenommen hat.

Ehrliche Frage? Ehrliche Antwort!

Bei vielen Menschen reißt die Frage nach Schwangerschaft, Familienplanung und Kindern eine Wunde auf. Eine Wunde, die vielleicht noch ganz frisch ist oder die gerade langsam verheilt war. Bei anderen Menschen wiederum löst die Frage nach Schwangerschaft, Familienplanung und Kindern das Bedürfnis aus, ehrlich zu antworten. Denn wie heißt es noch so schön: Auf ehrliche Fragen gibt es ehrliche Antworten. Das Problem an der Sache ist aber folgendes: Dass viele Menschen zwar kein Problem damit haben übergriffige Fragen zu stellen, jedoch ein Problem mit ehrlichen Antworten haben.