Kolumne Sorry dass ich nicht zurückgeschrieben habe

Entschuldige, dass ich nicht zurückgeschrieben habe

Vor einiger Zeit habe ich bei Instagram einen Post veröffentlicht, in dem es um das leidige Thema „Mensch, meld dich doch mal“ ging. Oder anders formuliert: Vor einiger Zeit habe ich bei Instagram einen Post veröffentlicht, in dem es um eine vermeintlich von mir selbst auferlegte Kontaktsperre geht, wenn es darum geht, per WhatsApp, Telefon und Co. Kontakt zu lieben Menschen zu halten. Denn diesbezüglich haben meine Skills in den vergangenen Jahren echt nachgelassen … War ich während meiner Schul- und Studienzeit eine passionierte Telefonier-Maus und habe mir mit größter Leidenschaft ganze Abende und Nächte mit Endlos-Telefonaten mit den Liebsten vertrieben, graut es mir heute an manchen Tagen schon bei dem Gedanken daran davor, den Hörer in die Hand nehmen zu müssen … Nicht wegen der Menschen am anderen Ende der Leitung – sondern, weil mir das Halten von Kontakten an einigen Tagen wie eine riesen Challenge vorkommt. Eine Challenge, die ich nicht immer bestehe …

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Auf besagten Post gab es jede Menge Feedback von euch – und tatsächlich haben sich viele in dem von mir beschriebenen Dilemma widerspiegeln können. Umso mehr machte sich in mir das Bedürfnis breit, hier noch einmal ein paar weitere Gedanken zu dem Thema aufzuschreiben, die den Rahmen einer Insta-Caption sprengen würden …

Die Kernfrage des Ganzen ist streng genommen schnell gestellt: Denn wo liegt das Problem, auf eingehende Nachrichten zu antworten? Immerhin haben wir (Hand aufs Herz) unser Smartphone doch ohnehin gefühlt den ganzen Tag in der Hand und sind nonstop erreichbar.
Und doch stelle ich nur zu oft nach dem Lesen einer Nachricht (sofern sie nicht gerade überlebenswichtig ist) den Status auf „ungelesen“, um mich zumindest daran zu erinnern, dass ich auf besagte Nachricht noch antworten muss. Der sprichwörtliche Rattenschwanz, der hier in logischer Konsequenz eintritt, liegt auf der Hand: Denn ehe ich mich versehe, läppern sich ungelesene Nachrichten in meinen Eingängen – nur, weil es mich vor offensichtlich unüberwindbare Aufgaben stellt, mal eben auf eine WhatsApp oder SMS zu antworten …

Der Druck ist da. Der Druck, liebe Menschen möglicherweise zu verletzen

Natürlich will ich jenen lieben Menschen, die sich bei mir melden, auf keinen Fall das Gefühl geben, sie seien mir nichts wert. Und doch – und genau da wären wir bei bereits angesprochenem Dilemma – bekomme ich es an manchen Tagen einfach nicht hin, mich zu melden. Denn in mir macht sich wie aus dem Nichts eine unerklärliche Sperre breit. Auch dann, wenn es nur um eine kurze Nachricht geht, die binnen weniger Sekunden getippt und abgeschickt ist. Doch eben diese "schnelle Nummer" stellt mich in manchen Situationen vor eine absolute Challenge. Und dass mir gerade das an manchen Tagen nicht gelingen will, baut einen massiven Druck auf. Allen voran der Druck, liebe Menschen möglicherweise zu verletzten.

"Sorry for not texting you back.
I do not have a good excuse.
I am just bad at it.
My apologies."

Dabei geht es mir nicht immer so. Es gibt solche und solche Tage. Wobei die Tage, an denen mir das Melden und Zurückmelden schwer fällt (zumindest aus meinem Point of View), überwiegen. Mein großes Glück ist, dass ich mit verständnisvollen Menschen in meinem Umfeld gesegnet bin, die um meinen Struggle wissen und mich dementsprechend nicht unter Druck setzen. Die aber auch wissen, dass, wenn sie mich JETZT brauchen, sie mich auch erreichen und voll und ganz auf mich zählen können.

Es mag eine Begleiterscheinung unserer Wir-sind-nonstop-erreichbar-Kultur zu sein.
Ein Nebeneffekt dessen, dass wir ohnehin schon 24/7 mit Smartphone in der Hand, Laptop vor der Brust und Kopfhörern im Ohr leben und arbeiten.
Oder einfach ein Zeichen dafür, dass wir an manchen Stellen von jener Availability ausgelaugter sind, als wir uns eingestehen wollen.
Gepaart mit dem Druck, ständig neue Kommunikationsschleifen zu eröffnen und auch mal die ein oder andere Extrarunde zu drehen, kann das schonmal zu einer belastenden Angelegenheit werden.

Und von eben dieser Belastung möchte ich mich gerne frei machen.
Weil ich merke, dass es mir nicht gut geht damit.
Und wie ich bereits den Instagram-Post abgeschlossen habe, schließe ich auch diese Gedanken wie folgt ab:

Der liebe Mensch, der mir schreibt und versucht, mich zu erreichen, kann von all diesen inneren Konflikten, mit denen ich kämpfe, natürlich nichts wissen.

Denn um es zu erklären, müsste ich vielleicht einfach mal den Hörer in die Hand nehmen und anrufen – oder auf unbeantwortete Nachrichten reagieren …

Also bitte seht es mir nach.
Ich melde mich.
Versprochen.

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