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Kolumne || Werk, werk, werk – ein Plädoyer für’s Faulsein
Gibt man Schlagworte wie "work" oder "working hard" in die üblich verdächtigen Meme- oder GIF-Seiten ein, erscheint es: das allseits bekannte Meme einer Katze, die wie verrückt auf eine Laptop-Tastatur einhackt. Ich bin oft versucht eben dieses GIF in Artikel, die ich über Arbeit, zu voll gepackte To-Do-Listen und Co. schreibe, einzufügen – denn irgendwie kann ich es total fühlen. Denn ganz ehrlich: Ich bin das, was man im Volksmund einen typischen Workaholic nennen würde. Ich bin es gerne, das soll hier auch alles andere als ein Jammer-Text werden. Ich bin es sogar so gerne, dass ich lange Zeit nicht wirklich wusste, was es mit dieser sagenumwobenen Work-Life-Balance auf sich hat …
Wer jetzt denken mag, dass ich in den folgenden Zeilen superkluge und nachhaltige Tipps für Ausgleich vom Stress, Achtsamkeitsübungen und Daily Routines gebe, dem kann ich nur sagen: Sorry. Die wird es hier nicht geben. Denn ich bin meilenweit davon entfernt, auch nur ansatzweise etwas wie ein geregeltes Feierabend-Gefüge in meinen Alltag einzubauen. Dennoch weiß ich Entspannungsphasen absolut zu schätzen und genieße hier und da auch mal faule Momente.
Ich will ehrlich sein: Vermutlich schreibe ich diesen Text, um mich selbst ein wenig daran zu erinnern, dass ich mal mehr Pausen machen müsste. Ich bin in der glücklichen Situation zu sagen, dass ich meine Arbeit als selbstständige Redakteurin wirklich liebe. Ich liebe es, meine eigene Chefin zu sein und mich in verschiedenen Projekten voll ausleben zu können. Bedeutet: Oft fühlt sich ein vollgepackter Tag gar nicht wirklich nach Arbeit an. Und dennoch weiß ich, dass gerade diese Tatsache gefährlich werden kann …
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"Vielleicht wollte ich eine Zeit lang für meinen Fleiß und den Elan, den ich in meine Arbeit gesteckt habe, auch ein wenig gebauchpinselt werden"
Es ist kurios, dass ich interessiert Artikel oder Podcasts konsumiere, in denen es um Work-Life-Balance geht, ich mich mit Freund:innen darüber austausche, wie man sich nach einer stressigen Phase im Job entspannen kann und ich dennoch das gnadenlose Talent dafür habe, nichts von diesen Skills in meinen Alltag zu integrieren. Lange habe ich mich damit selbst massiv unter Druck gesetzt, doch ich habe es irgendwann aufgegeben – so habe ich wenigstens eine anstrengende Baustelle aus meinem Gedankenkarussell verbannen können.
Wenn das Verlangen nach "mehr" zur Belastung wird
Wenn ich für eine Sache brenne, gebe ich alles – und das mit voller Leidenschaft. Wer ebenfalls selbstständig ist, wird das Phänomen sicher kennen, dass man vor allem in der Startphase des eigenen kleinen Business durchpowert, als gebe es kein morgen mehr. Und ja: Vielleicht wollte ich eine Zeit lang für meinen Fleiß und den Elan, den ich in meine Arbeit gesteckt habe, auch ein wenig gebauchpinselt werden. Doch schneller als man sich versieht, ist er da: der gefährliche Mix aus der Gier nach Erfolg, dem Leistungsdruck, den man sich selbst damit setzt, gepaart mit einem Spritzer der Sucht nach Stress. Denn jetzt mal ehrlich: Irgendwie wird Erfolg immer noch mit dem Gib-alles-bis-du-am-Boden-liegst-Effekt gleichgesetzt. Wer sich nicht richtig auspowert, gilt als faul, als nicht gerade sehr ehrgeizig und im schlimmsten Fall als nicht allzu talentiert. Womit wir auch schon mittendrin wären im Teufelskreis …
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Wie gesagt, die großen Achtsamkeits-Predigten werde ich in diesem Text nicht von mir geben. Denn wenn wir einmal ganz ehrlich sind, ist das mit der Achtsamkeit, dem Runterkommen und dem Ommm immer herrlich leicht gesagt, doch an der Umsetzung scheitern viele von uns brutal – auch ich. Schwierig wird das Ganze aber, wenn wir vor lauter Arbeiterei, Stresserei und Planerei vollkommen verlernen, uns mal fallen zu lassen. Und damit wären wir auch bei meiner persönlichen kleinen Lektion, die ich an dieser Stelle doch noch mit auf den Weg geben möchte: Denn Pausen nützen niemandem etwas, wenn man sie am Ende doch nur am Smartphone oder in Gedanken bei der nächsten Mail und dem durchgetakteten Terminkalender stattfinden. Daher lautet mein Appell: Seid faul! Haut euch in die Badewanne und lest ein Buch. Dabei muss es kein tiefgründiges Sachbuch sein, was uns am Ende auch wieder anstrengt. Nein, wer Bock auf nen soliden Krimi oder eine Schmonzette hat – go for it! Hört Podcasts oder Hörbücher und auch hier muss es nicht ausschließlich Deep Talk sein, der sich reingezogen wird. Oder seid ganz verrückt und seid so richtig faul – ohne Smartphone-Berieselung, ohne den Druck, etwas Produktives machen zu müssen. Einfach mal abschalten ist die Devise.
Die Kunst liegt im sich Fallenlassen
I know, das Ganze ist leichter gesagt als getan – meine größte Challenge beim Faulsein-lernen war das schlechte Gewissen, das in Kombination mit Tatendrang eine echt fiese Konstellation ist. Und auch heute gelingt es mir nicht immer und ich es gibt Abende, an denen ich mitten beim Filmegucken plötzlich damit anfange, mir wie wild Reminder zu schreiben oder Termine zu checken. Kleine Rückschritte sind meiner Meinung nach okay. Denn ich musste mich von dem Gedanken verabschieden, Achtsamkeitstagebücher zu schreiben oder jeden Abend zu meditieren. Das bin ich nicht, das sage ich ganz ehrlich. Und dennoch nehme ich all jene Menschen, denen eben das gelingt als Inspiration und Reminder an mich selbst, das Mich-Fallenlassen nicht zu verlernen und mich nicht nur für Berufliches zu feiern, sondern auch fürs Faulsein …
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