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Warum wir uns mehr für das feiern sollten, was wir geschafft haben, statt nur das zu sehen, was nicht geklappt hat
Na, wie war euer Tag? Habt ihr ordentlich was weggerockt, von dem, was auf eurer To-Do-Liste stand? Oder hat eine Schreibblockade die nächste gejagt und ihr sitzt gerade vollkommen unzufrieden auf dem Sofa und bemitleidet euch, wie unendlich unproduktiv ihr gewesen seid?! Vorsicht, kleiner Spoiler: Solltet ihr zu Team Selbstmitleid gehören – ihr seid nicht allein! Denn die Unzufriedenheit mit Blick auf unsere Leistung steckt in uns allen, auch in mir. Zugegebenermaßen erwische ich mich nicht selten dabei, abends absolut unzufrieden auf einen Tag zu blicken, an dem ich vermeintlich nichts geschafft habe. Aber ist das wirklich so?
Kleiner Spoiler vorab: Auch wenn ich manchmal nach einem langen Arbeitstag frustriert auf einen Tag voller vermeintlich unerledigter To-Do's blicke, habe ich inzwischen die Seiten gewechselt: Denn mittlerweile spiele ich definitiv im Team "Feier dich mehr für das, was du geschafft hast". Bis zu meinem Eintritt in dieses Lager musste jedoch einige Zeit vergehen und ich habe eine ganze Weile gebraucht, um zu verinnerlichen, wie wir uns selbst mit unserem auferlegten Druck manipulieren …
Ist das wirklich so? Schaffen wir rückblickend wirklich so wenig, wie wir uns nach Feierabend oftmals versuchen einzureden? Oder spricht an dieser Stelle vielmehr der Tiefstapler aus uns, der uns für unsere erbrachte Leistung klein hält?
Das Gefühl, hier und da die Themen auf der Office-Agenda nicht zu schaffen, kennen wir vermutlich alle. Problematisch wird es, wenn wir aber gefühlt jeden Abend in den Feierabend gehen und dabei von dem unangenehmen Gefühl begleitet werden, kaum etwas von unseren Aufgaben abgehakt zu haben. Gedanken à la "Mist, Punkt xy steht immer noch auf meiner Liste" bis hin zu "Der morgige Tag wird der Horror, weil ich heute so wenig geschafft habe, dass sich das definitiv rächen wird" vermiesen uns nicht nur den Feierabend, sondern auch den Start in den neuen Tag. Und schon dreht es sich mit Vollgas: das Hamsterrad, aus dem wir nur schwer wieder herauskommen …
Aber ist das wirklich so? Schaffen wir rückblickend wirklich so wenig, wie wir uns nach Feierabend oftmals versuchen einzureden? Oder spricht an dieser Stelle vielmehr der Tiefstapler aus uns, der uns für unsere erbrachte Leistung klein hält?
In Sachen Job, Haushalt und Co. schaffen wir mehr als wir versuchen uns einzureden
Genau diese Frage habe ich mir gestellt, als ich vor einiger Zeit bemerkte, dass ich mich viel zu häufig mit eben jenen Gedanken abends ins Bett lege. Denn wenn unruhige Nächte auf einmal Dauerbegleiter sind und der Feierabend plötzlich darin besteht, sich Sorgen zu machen und an sich zu zweifeln, läuft definitiv etwas falsch. Die Reißleine musste also gezogen werden und ich stellte mir die Gretchenfrage: Schaffe ich wirklich so wenig, wie ich versuche mir einzureden?
Ehrlicherweise war die Antwort auf diese Frage schnell gefunden: Nein! Denn ich schaffe in Sachen Job, Haushalt und Co. deutlich mehr, als ich häufig denke. Natürlich gibt es Tage, an denen schlicht und ergreifend der Wurm drin ist. Natürlich gibt es Tage, die einfach mies laufen. An denen viel zu viel auf mich einprasselt und ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Aber wenn ich ehrlich bin, gibt es dennoch deutlich mehr Tage, an denen ich verdammt viel schaffe. An denen ich Erfolge feier, die ich morgens noch nicht gesehen habe. An denen ich mich und andere mit kreativen Ideen begeistere. Und an denen ich stolz auf mich bin für das, was ich geleistet habe. An denen ich mich abends mit einem absolut guten Gewissen ein wenig dafür feiern kann, was ich geschafft habe.
Schwierig und auch belastend wird es aber dann, wenn die Selbstkritik Abend für Abend den Blick auf das Wesentliche einschränkt: nämlich auf uns und unsere Leistungen, auf die wir durchaus stolz sein können – auch wenn zwischendurch mal nichts klappen will.
Warum also neigen wir nur dazu, uns ständig einzureden, nichts geleistet zu haben?! Vielleicht hat sich eine gewisse Portion Impostor-Symdrom ein Stück weit in uns allen sozialisiert. Womöglich ist es auch unser Hang zum Perfektionismus, der uns kritisch auf das, was wir leisten, blicken lässt. Und eventuell spielt auch der persönliche Ansporn eine Rolle, indem wir uns durch selbstkritische Reflektion dazu animieren wollen, noch höher, schneller, weiter zu fliegen.
Mehr Feierei, weniger Selbstzweifel!
Per se sind diese Eigenschaften nichts Schlechtes. Schwierig und auch belastend wird es aber dann, wenn die Selbstkritik Abend für Abend den Blick auf das Wesentliche einschränkt: nämlich auf uns und unsere Leistungen, auf die wir durchaus stolz sein können – auch wenn zwischendurch mal nichts klappen will.
Mein Plädoyer lautet daher umso mehr: Wir sollten uns mehr für das feiern, was wir tagtäglich schaffen, als uns ständig nur für das zu kritisieren, was wir möglicherweise nicht geschafft haben. Denn das Bild, das man dadurch von sich und seinen Leistungen gewinnt, wird ein ganz anderes sein und neue Motivation bringen, glaubt mir! Also, lest ihr noch oder feiert ihr euch schon?
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