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1+1=3? Von kinderlosen Paaren, die trotzdem eine Familie sind und einem falschen Rechenmodell
Familie. Per definitionem "eine durch Partnerschaft, Heirat, Lebenspartnerschaft, Adoption oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft, meist aus Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie Kindern bestehend, gelegentlich durch weitere, mitunter auch im selben Haushalt lebende Verwandte oder Lebensgefährten erweitert. Die Familie beruht im Wesentlichen auf Verwandtschaftsbeziehungen". So weit, so theoretisch. Aber jetzt mal ehrlich: Ist Familie nicht vielmehr ein Gefühl als die bloße Definition, dass man nur dann Familie sein kann, wenn man sich fortgepflanzt hat?
Beginnen wir das Ganze mit folgender Fragestellung: Sind mein Freund und ich keine Familie, nur weil wir nicht verheiratet sind? Was sind wir dann aber seit nunmehr acht Jahren? Wir leben zusammen, arbeiten zusammen, haben Haustiere, wollen unsere Zukunft miteinander verbringen. Aber per definitionem sind wir keine Familie.
Ändern würde sich unser soziologischer Status, wenn wir ein Baby bekämen. Ein gemeinsames Kind würde uns also in gesellschaftlicher Hinsicht zu einer Familie machen. Auch ohne Trauschein.
Ob kinderlose Paare eine Familie sind? Hell yeah!
Für mich ist die zu Beginn gestellte Frage ganz einfach zu beantworten: Natürlich sind mein Partner und ich eine Familie. Auch ohne Eheringe. Auch ohne Kinder. Familie sollte nämlich mehr ein Gefühl als ein gesellschaftlicher Status sein.
Dass vor allem ungewollt kinderlose Paare darunter leiden, aus soziologischer Sicht keine "vollwertige" Familie darzustellen, dürfte an dieser Stelle niemanden überraschen. Und auch für bewusst kinderlos lebende Menschen stellt die gesellschaftliche Definition von Familie einen gewissen Seitenhieb dar. Denn nur weil das private Modell nicht zwingend der sozialen Norm bzw. Idealvorstellung entspricht, bedeutet das doch nicht automatisch, dass man sich nicht als Familie fühlen darf.
Und eben weil Familie mehr ein Gefühl als ein Sozialstatus sein sollte, sind natürlich auch (gewollt oder ungewollt) kinderlose Paare eine Familie. Warum sollten sie es auch nicht sein?
Das Rechenmodell "Mutter + Vater + Kind = Familie" geht nicht auf
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass man sich auch als Einzelperson als Familie fühlen kann. Einfach, wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Wenn man bei und mit sich angekommen ist. Wenn man sich selbst reicht. Denn jetzt mal ehrlich: Mit sich selbst im Reinen zu sein, sind doch ultimative Goals, die wir eigentlich alle anstreben. Es muss also nicht immer #couplegoals sein!
Das vermeintlich allgemeingültige Rechenmodell 1 + 1 = 3 aka Mutter + Vater + Kind = Familie geht aus meiner Sicht absolut nicht auf. Vielmehr sollten wir den Begriff "Familie" neu in unseren Sprachgebrauch integrieren und damit von Menschen sprechen, die sich und ihren Weg gefunden haben. Ob die Personen für dieses Gefühl geheiratet oder ein Kind bekommen haben, soll keine Rolle spielen. In diesem Sinne: Nichts wie ran an die #familygoals 2.0.
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