Feminismus nervt
unsplash/Austrian National Library

Feminismus nervt – und das ist auch gut so!

Ich bin genervt. Wütend. Traurig. Ohnmächtig. Und ich könnte noch ewig so weitermachen. Denn Feminismus nervt – und zwar gewaltig! Genau das ist mir wieder einmal bewusst geworden, als ich heute ein großartiges Video auf Instagram von die.sumserin gesehen habe. Denn sie trifft den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf: Feminismus nervt! Zwei Worte, eine große Bedeutung, eine so verdammt wichtige Message! Denn dass Feminismus uns allen gehörig auf den Keks geht, ist womöglich das Beste, was ihm passieren kann!

Tagtäglich werden Frauen angegriffen, verletzt, getötet. Weil sie Frauen sind. Tagtäglich werden Frauen diskriminiert. Weil sie Frauen sind. Auch hier könnte ich noch ewig mit meiner Aufzählung weitermachen. Ich lasse es besser. Denn die schier endlose Aneinanderreihung von Dingen, die Frauen widerfahren, würde mich wieder zur ersten Auflistung jener Gefühle bringen, die in mir brodeln. Im Volksmund würde man das wohl Teufelskreis nennen – und genau das ist auch in gewisser Hinsicht der Feminismus: ein Teufelskreis.

"Ja, Feminismus nervt – und das wird er so lange tun, bis wir ihn nicht mehr brauchen!"

Auch wenn es manche nicht hören wollen und es Menschen gibt, die der felsenfesten Überzeugung sind, Gleichberechtigung sei schon lange erreicht und Emanzipation längst durchgesetzt: Es gibt noch eine Menge zu tun.

Die Beweise dafür liefert uns das Leben – und zwar jeden Tag. Der Fall Sarah Everard etwa führt uns aktuell auf schockierende Weise vor Augen, wie sehr Angst und Gefahr zum Alltag von Frauen gehört. Um die Frage, was Frauen tun müssen, um sich in ihrem Leben nicht mehr in gefährliche Situationen zu begeben, ging es dabei noch nie – auch, wenn es Menschen gibt, die das anders sehen. Vielmehr geht es doch um die Frage, was Männer tun können, um Frauen in keine gefährlichen Situationen zu bringen. Und wisst ihr was? Dass wir uns allen Ernstes diese Frage stellen müssen, nervt.

Die Tatsache, dass die Rolle der Frau im Jahr 2021 noch immer infrage gestellt wird, ist erschreckend. Frustrierend. Ermüdend. Und ja, es nervt! Immer wieder die Sicherheit von Frauen thematisieren zu müssen. Das Standing von Frauen im Beruflichen wie im Privaten debattieren zu müssen. Die Perspektiven von Frauen immer wieder zur Diskussion stellen zu müssen. Dabei gilt am Ende des Tages doch ein und derselbe Nenner: Gleichberechtigung ist noch lange nicht erreicht.

Ja, Feminismus nervt – und das wird er so lange tun, bis wir ihn nicht mehr brauchen! Und so lange das noch nicht der Fall ist, wissen wir, was zu tun ist: Wir müssen laut und fordernd sein. Auf Missstände hinweisen. Fragen stellen. Antworten geben. Und wenn Menschen sich dadurch genervt fühlen, wissen wir, dass wir alles richtig machen.

Ja, Feminismus nervt – und das ist auch gut so! Denn nur indem wir uns der Tatsache stellen, dass noch jede Menge zu tun ist in Sachen Gleichberechtigung, können wir etwas erreichen.

Gefällt dir? Dann sag's weiter: