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Und zack, da ist er: der Kinderhasser-Stempel

Machen wir uns nichts vor: Wenn Frauen sich bewusst gegen Kinder entscheiden, bekommen sie den Kinderhasser-Stempel vereinzelt schneller aufgedrückt, als sie „Stempelkissen“ sagen können. Dass ein bewusstes Leben ohne Kinder für viele Menschen mit dem Hass auf eben diese einher gehen muss, konnte ich noch nie verstehen.

Kinder sind großartig. Keine Frage. Ich glaube zu verstehen, was Eltern mir vermitteln möchten, wenn sie sagen, ein Kind zu bekommen, sei das größte Glück auf Erden. Was aber, wenn man bisher den Wunsch nach eben diesem größten Glück auf Erden noch nie verspürt hat?! Bedeutet das also, dass ich Kinder per se nicht mag? Offen gestanden denke ich, dass viele Menschen es sich mit einer solchen Titulierung etwas zu einfach machen …

Nur, weil ich etwas in meinem persönlichen Leben nicht sehe, bedeutet das nicht, dass ich kategorisch dagegen bin. Und diese Tatsache bezieht sich nicht zwingend ausschließlich auf den Kinderwunsch. Denn nur weil ich mir beispielsweise nichts daraus mache, ein Haus zu bauen, bedeutet das ja schließlich auch nicht, dass ich mir so rein gar nichts daraus mache, schön und meinen Vorstellungen entsprechend zu wohnen …

Aber zurück zu den Kindern: Vielleicht fällt es manchen Menschen einfacher, bewusst kinderlose Menschen zu "verstehen", wenn sie sich einreden können, dass die entsprechende Person Kinder schlicht und ergreifend nicht mag. Dass ganz andere und vor allem wohl überlegte Gründe hinter dieser Entscheidung stecken könnten, würde eine zu emotionale Konfrontation mit dem Thema mit sich bringen.

Ist der Weg des geringsten Widerstandes immer der richtige Weg?

Vielleicht macht der Weg des geringsten Widerstandes also an dieser Stelle für viele Menschen mehr Sinn. Denn indem man einfach sagen kann „Nun gut, sie kann Kindern eben nicht so viel abgewinnen, daher ist es dann wohl besser, wenn sie keine eigenen Kinder bekommt“, ist das Thema schneller abgehakt, als sich womöglich intensiv mit den jeweiligen Beweggründen dieser Entscheidung zu beschäftigen.

Sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden, ist eine intime und persönliche Sache. Kinderlosigkeit ist nicht immer gewollt, oft verbergen sich tiefe emotionale Wunden hinter der vermeintlichen "Gute-Laune-Tante", die die Kinder ihrer Freundinnen und Verwandten verhätschelt. Und auch wer sich bewusst gegen ein Kind entschieden hat, hat hier eine emotionale Entscheidung getroffen, die sicher nicht über Nacht gefällt wurde. Das wesentliche Zauberwort in dieser Angelegenheit lautet Respekt. Respekt für die Entscheidung von Eltern, Respekt für die Entscheidung von Nicht-Eltern. Was hingegen ganz tief vergraben werden sollte, ist das Stempelkissen.

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