Möchte ich eigentlich Kinder
kreangagirl/Getty Images

Gastbeitrag || Möchte ich eigentlich Kinder?

Von "Willst du eigentlich Kinder?" bis hin zu "Wann wirst du denn endlich mal schwanger?" Fragen wie diese kennt unsere Gastautorin Catharina nur zu gut. Wenn da nicht – neben der Tatsache, dass Fragen dieser Art übergriffig und verletztend sind – eine wichtige Sache wäre: Darauf eine Antwort zu geben, ist gar nicht mal so einfach …

Mit Anfang 30 saß ich bei meiner Friseurin, als mich ihre neue Mitarbeiterin ansprach: „Darf ich Sie mal etwas fragen? Sie sind doch ungefähr in meinem Alter, oder?“ Immer raus mit den Fragen – erst danach frage ich dich, warum du mich in dieser Situation sietzt …

„Fühlen Sie sich bereit für Kinder?“

Puh, nicht unbedingt die Frage, die ich morgens um zehn mit Farbe auf dem Kopf zu einem Latte macchiato, der „Gala“ und der Frühstückszigarette erwartet habe. „Ich meine, mit 15 oder 16 wusste man, dass man jetzt endlich Sex haben möchte und bereit dazu ist. Wann kommt dieses Gefühl in Bezug auf Kinder?“. Eine wirklich gute Frage, mit der ich in dieser Situation nicht gerechnet habe und die mich seitdem beschäftigt. Hat man überhaupt jemals das Gefühl, dass man bereit ist für Kinder?

Möchte ich bzw. möchten wir überhaupt Kinder? Passt das in unsere Vorstellung vom Leben? Es ist doch alles gerade perfekt so wie es ist. Vielleicht in fünf oder zehn Jahren – ups, dann bin ich Ende 40. Könnte knapp werden …

Für mich stand eigentlich immer fest: Irgendwann werde ich einmal verheiratet sein und Kinder haben. Aber erstmal studieren. Und dann ein paar Jahre arbeiten – wozu hat man denn ansonsten auch studiert – und dann.

Und dann ist man plötzlich an dem Punkt, an dem man sich fragt: Möchte ich bzw. möchten wir überhaupt Kinder? Passt das in unsere Vorstellung vom Leben? Es ist doch alles gerade perfekt so wie es ist. Vielleicht in fünf oder zehn Jahren – ups, dann bin ich Ende 40. Könnte knapp werden … Man schaut sich im Freundes- und Bekanntenkreis um: Nicht jedes Modell von Familie und Kindererziehung deckt sich mit der eigenen Vorstellung – muss es ja auch nicht. Wie sind Kinder mit dem Job vereinbar? Geht das überhaupt? Wie reagieren die Kollegen? Spielt das überhaupt eine Rolle?

Richtig machen kann man es schonmal nicht

Ziemlich schnell gelangt man zu der Erkenntnis: Man kann es in den Augen der anderen eh nicht richtig machen. Entscheidet man sich gegen Kinder, ist man herzlos und karrieregeil. Entscheidet man sich für Kinder und will weiter arbeiten, ist man eine Rabenmutter. Widmet man sich ganz den Kindern kommt die Frage, wozu man denn überhaupt studiert hat. Richtig machen kann man es schonmal nicht.

Also bleibt nur eine Frage zu klären: Was möchten wir selbst? Und wie gehen wir damit um, wenn der Plan nicht aufgeht und es möglicherweise mit dem Kinderkriegen nicht klappt? Habe ich den Wunsch noch immer in mir oder habe ich ihn weg gearbeitet? Ich bin mit dem Wunsch nach einer Familie in das Erwachsenenleben gestartet und doch habe ich mein Leben dann bislang nur auf beruflichen Erfolg ausgerichtet. Ist der Wunsch noch da oder heute ein anderer?

So leicht so schwer. Bei der Beantwortung dieser Frage fand ich mich plötzlich in einem riesigen Haufen Genervtheit wieder. Spätestens mit 30 ist frau ständig der Frage ausgesetzt:
„Und? Wann ist es so weit? Bist du noch nicht schwanger?!“ Als ich mit Anfang 30 Single war, flauten die Fragen nach dem Kinderwunsch etwas ab. Als ich meinen Deckel fand, kamen sie wieder vermehrt. Spätestens aber mit meiner Hochzeit drehte die Welt zur Höchstform auf. Mindestens drei- bis viermal in der Woche sah ich mich der Frage ausgesetzt, wann es denn so weit sei, wir wollten doch bestimmt Kinder – ich sei ja auch immerhin nicht mehr die Jüngste – bla bla … Es endete sogar einmal beinahe in einer handgreiflichen Auseinandersetzung an der Fleischtheke im Supermarkt, die ich mit den Worten beendete „Nicht jeder Mensch unter dieser Sonne muss Kinder haben“. Was wäre, wenn ich schon die fünfte Fehlgeburt durchgemacht hätte? Wenn wir überhaupt keine Kinder bekommen könnten? Liebes Gegenüber: WTF?! Sollen wir das wirklich im Supermarkt ausdiskutieren?

Eines haben all diese Fragen gemein: Sie sind übergriffig!

„Und? Ist sie schon schwanger?“ Liebe Freunde: Fragt mich doch erstmal ,ob ich das (noch) möchte.

All diese Fragen haben eins gemein: Sie sind übergriffig! Egal, von wem sie kommen. Und sie stören, wenn man sich mit der Beantwortung einer lebenswichtigen Frage beschäftigt. Man muss sie ausblenden und von sich abschütteln.

Wir sind zu dem Ergebnis gelangt, dass wir uns genügen. Aber auch, dass wir einem kleinen Wesen ein liebevolles Zuhause bieten wollen, so wie wir es beide erleben durften. Wir werden unseren eigenen Weg finden und entweder ich werde eine Rabenmutter oder ein Hausmütterchen. Und wenn es nicht klappt, dann ist es halt so und wir leben trotzdem weiter glücklich und zufrieden bis an unser Lebensende.

Nun bin ich im vierten Monat schwanger, habe Wochen des Bangens und der extremen Übelkeit hinter mich gebracht und bin heilfroh, dass die ersten wichtigen Untersuchungen gut ausgegangen sind.

Hallo Welt: Wir bekommen ein Baby!!! Krümmel ist unterwegs und wir sind überglücklich!!!

Es war unsere Entscheidung – wohlüberlegt und selbstgetroffen.

Gefällt dir? Dann sag's weiter: