Nie Nie Nie Linn Strombsborg

„Ich will keine Kinder, nicht mit ihm, mit niemandem. Schon gar nicht mit mir selbst“: Über „Nie, nie, nie“ von Linn Strømsborg

Die Sache mit dem Kinderwunsch. Für viele, eine Frage, die sich gar nicht erst stellt. Denn die Antwort steht für nicht wenige Menschen bereits in jungen Jahren fest: "Ja, natürlich wünsche ich mir ein Kind." So weit, so gut. Was aber, wenn die Frage nach dem Kinderwunsch viele weitere Fragen aufwirft? Und möglicherweise Antworten wie "Ich weiß nicht, ob ich mir ein Kind wünsche" oder eben "Nein, ich wünsche mir kein Kind" mit sich bringt? In diesem Fall wird es nicht selten schwierig, denn ein selbstbestimmtes Leben ohne Kinder ist noch immer etwas, das gesellschaftlich diskutiert wird. Vielen Frauen (und Männern) wird mit Reaktionen wie "Du weißt gar nicht, was du verpasst" oder "Warte mal ab, der Kinderwunsch wird schon noch kommen" ihre selbstbestimmte Entscheidung abgesprochen, denn in vielen Köpfen herrscht noch immer der Credo: Nur ein Kind macht dich und ein Leben vollkommen.

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"Kannst du glücklich sein, wenn dich alle für unglücklich halten? Wenn ich mich gegen Kinder entscheide, wird man mir dann immer mit Mitleid und Bedauern begegnen, von der Häme und den Egoismus-Vorwürfen mal ganz zu schweigen? Halten dann alle mein Leben, mein hoffentlich glückliches Leben mit lieben Menschen, Büchern, Spaß, gutem Essen, durchgefeierten Nächten, Festivals , Quizzabenden, Kinobesuchen, Joggingrunden und freundschaftlichen Umarmungen für wertlos im Vergleich zu einem Leben, in dem für all das kaum Zeit bleibt, weil man vor allem Mutter und Familienmitglied ist?"

Linn Strømsborg hat mit "Nie, nie nie" einen Roman geschrieben, der vermutlich vielen Menschen aus der Seele spricht. Menschen, die sich bewusst gegen ein Leben ohne Kinder entschieden haben. So wie ihre Hauptfigur, die 35 ist und weiß, dass sie kein Kind in ihrem Lebensentwurf sieht. Im Gegensatz zu ihrem langjährigen Partner. Der träumt nämlich immer schon von Kindern, am liebsten von einer ganzen Fußballmannschaft. Kann man hier einen Kompromiss finden? So lautet eine der wesentlichen Fragen, die Strømsborg in ihrem Buch stellt.

In "Nie, nie, nie" geht es aber nicht nur ums Nicht-Kinderkriegen. Es geht auch ums Kinderkriegen. Darum, wie erfüllend der Wunsch von der eigenen kleinen Familie ist. Und wie belastend Elternschaft für eine Partnerschaft sein kann. Auch wenn das gemeinsame Kind mehr als alles andere geliebt und gewollt ist.

Nie Nie Nie

Beim Lesen von "Nie, nie, nie" habe ich nicht wenige Seiten mit einem Eselsohr versehen. Einfach, damit ich bestimmte Stellen des Romans schneller wiederfinde. Stellen, die mich besonders berührt, zum Nachdenken aber auch zum Schmunzeln gebracht haben. Denn ich erkenne mich tatsächlich in vielen Passagen der Story wieder. Nicht in jeder, aber in vielen. Die Reaktion von der Hauptprotagonistin, als sie von der Schwangerschaft ihrer besten Freundin erfährt, konnte ich etwa so gar nicht teilen. Schnell wurde mir dann aber klar, warum sie so reagiert hat, wie sie reagiert hat: Denn womöglich hatte sie einfach Angst vor der Veränderung, die Kinder nun einmal mit sich bringen. Denn ja, das Leben ändert sich. Freundschaften können gehen, aber auch bleiben – so wie bei Linn Strømsborgs Erzählerin und Anniken.

Was definitiv immer bleibt, sind Zweifel und Fragen von aussen. Und die Tatsache, dass es die Menschen beschäftigt, wenn sich andere Menschen dazu entschließen, keine Kinder bekommen zu wollen. Doch wie uns die Hauptfigur lehrt, ist das ein von der Gesellschaft handgemachtes Problem – und nicht ihres …

"Ob ich den falschen Weg eingeschlagen habe, frage ich mich: Wenn ich Eltern sehe, die nicht erschöpft oder wütend oder resigniert wirken, sondern glücklich, während sie ihre Kinder im Arm halten oder sich hinunterbeugen, weil die Kinder noch so klein sind, wenn ich diese winzigen und großen Menschen sehe, die Eltern dabei beobachte, wie sie ihre Kinder auf den Schultern oder auf der Hüfte tragen, oder wenn ich im Internet Videos sehe wie das, in dem ein Vater mit seiner Tochter Home von Edward Sharpe and the Magnetic Zeroes singt, bestimmt tausendmal habe ich mir schon angeschaut, wie der Vater Gitarre spielt und pfeift und das kleine Mädchen sich vir der Kamera in Pose wirft und mit ihrer hellen Stimme singt."

Linn Strømsborg: Nie, nie, nie

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten, hier erhältlich

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