Warum ich kinderfrei lebe
unsplash/Elise Wilcox

Gastbeitrag || Warum ich kinderfrei lebe

Andrea ist Mitte 30 und hat sich für ein Leben ohne Kinder entschieden. Von ihrem Weg zu dieser Entscheidung und den Reaktionen in ihrem Umfeld erzählt sie uns in diesem Gastbeitrag – danke für deine Geschichte, Andrea!

Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich keine Kinder möchte – ich hatte nie einen Bezug zu Kindern und konnte mir das einfach nicht richtig vorstellen. Trotzdem dachte ich, bis ich etwa 30 war, "das kommt schon noch" – auch wenn ich gleichzeitig immer nervös war, wenn das Thema in meinen Beziehungen auf Kinder kam.

Unterbewusst wusste ich wohl mein ganzes Leben, dass das nicht mein Ding ist. Mit 30 passierte dann auch das Gegenteil des Erwarteten: Je mehr Menschen in meinem Umfeld Kinder bekamen, desto mehr wusste ich "Das will ich auf gar keinen Fall, das wäre für mich der komplette Horror!" Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht mag – ich habe nur einfach absolut keinen emotionalen Bezug zu ihnen und einfach null Interesse daran, Mutter zu sein. Noch nie habe ich ein kleines Kind angeguckt und mir gedacht "So eins hätte ich auch gerne." Und glaubt mir, ich habe wirklich versucht, dieses Gefühl zu erzeugen, weil es eine Phase gab, in der ich wirklich dachte, dass mit mir was nicht stimmt, weil ich keine Kinder möchte. Das war zum Glück aber nur eine sehr kurze Phase.

"Was aber viel schlimmer ist: Die Entscheidung wird oft einfach nicht ernst genommen. Selbst mit 36 gibt es immer noch Leute, die mir erzählen "Warte mal ab, bis der Richtige kommt" oder "Das kommt schon noch" oder "Ich wollte früher auch nie Kinder". Als ob es nur eine Frage der Zeit ist, bis mir ein Austauschhirn geliefert wird oder ein Typ mit einem Zauberpenis daherkommt und in mir einen dringenden Kinderwunsch auslöst …"

Muss ich mich rechtfertigen? Manchmal, aber das ist in meiner Wahrnehmung nur ein geringer Teil, seit ich offen kinderfrei lebe. Und ganz ehrlich: Ich möchte und werde mich dafür auch nicht rechtfertigen - Frauen, die Kinder wollen, werden ja auch nicht nach ihren Gründen gefragt. Ja, ich rede über meine Gründe und die Freiheiten, die mir das gibt – aber das tue ich, um anderen kinderfreien Frauen zu zeigen, dass sie nicht allein sind mit ihrer Entscheidung – und nicht für die Menschen, die gerne dafür eine Rechtfertigung hätten.

Was aber viel schlimmer ist: Die Entscheidung wird oft einfach nicht ernst genommen. Selbst mit 36 gibt es immer noch Leute, die mir erzählen "Warte mal ab, bis der Richtige kommt" oder "Das kommt schon noch" oder "Ich wollte früher auch nie Kinder". Als ob es nur eine Frage der Zeit ist, bis mir ein Austauschhirn geliefert wird oder ein Typ mit einem Zauberpenis daherkommt und in mir einen dringenden Kinderwunsch auslöst …

"Die Entscheidung, meinen Job zu kündigen und es selbstständig zu versuchen, hätte ich mit Kindern nie so treffen können"

Irgendwann hatte ich davon einfach so die Nase voll, dass ich einen Blog und einen Instaaccount aufgemacht habe, in dem es viel um das Thema Childfree by Choice geht. Weil ich mir dachte "Ich kann doch nicht die Einzige sein, die sich solche Sprüche anhören muss und davon genervt ist." Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, über das Thema zu schreiben, mit meiner großartigen, bunten Community zu diskutieren und andere Erfahrungsberichte zu hören. Zudem bin ich gerade dabei, mich als Coach selbstständig zu machen und möchte gerne auch speziell mit kinderfreien Frauen zusammenarbeiten, wenn es um das Thema "eigener Lebensweg" und "Lebensvision" geht.

Die Entscheidung, meinen Job zu kündigen und es selbstständig zu versuchen, hätte ich mit Kindern nie so treffen können. Ich genieße mein kinderfreies Leben total, ich liebe meine Freiheit, die Spontaneität und die vielen tollen Menschen, die ich kennengelernt habe, seit ich offen damit umgehe, keine Kinder zu wollen. Ich bin sehr froh über diese Entscheidung und ich habe noch keine Sekunde ernsthaft darüber nachgedacht, dass ich das jemals bereuen könnte.

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